Gleich zwei Haltestellen konkurrieren um den Titel. Eine der beiden ist sogar nicht ganz ungefährlich.
Nur einmal täglichDas ist die einsamste Bushaltestelle im Rhein-Sieg-Kreis laut RSVG
Nur einmal täglich, am Wochenende gar nicht: Wer den Wecker überhört hat und um 6.55 Uhr nicht an dieser Haltestelle in Ruppichteroth steht, hat hoffentlich Handyempfang für Uber oder Taxi. Denn: Die Haltestelle Stockum liegt mitten im Wald, drumherum nur Bäume.
Im Vergleich zu anderen Haltestellen im Rhein-Sieg-Kreis hat die in Ruppichteroth gelegene Station auch nur wenige Ein- und Ausstiege zu verzeichnen, wie uns RSVG-Sprecherin Melanie Matyschok auf Anfrage mitteilte. Wir haben uns vor Ort umgeschaut.
RSVG-Bushaltestelle bietet nur einen Einstieg täglich
Die einsamste Bushaltestelle Leverkusens bietet zumindest eine Überdachung und drei Sitzplätze. Beim Bergisch Gladbacher Pendant muss man mit einem Mülleimer und einem Schild vorliebnehmen. „Stockum Abzweig Linie 592“, wie auf dem Schild der Haltestelle steht, bietet nichts von alledem – dafür aber gute Waldluft. Einzig ein Busfahrplan, der die seltenen An- und Abfahrten aufzeigt, ist an der Eisenstange befestigt.
Die Haltestelle steht an der Römerstraße, bis Merten sind es laut Straßenschild fünf Kilometer. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht ein Stromkasten, direkt daneben auf etwa drei Meter Höhe ein Solarpanel. Nicht ausreichend, um sich lange genug zu beschäftigen, sollte man vor Eintreffen des Linienbusses 592 um 6.55 Uhr schon an der Haltestelle stehen.
Nachmittags kommt der Bus hier aus der entgegengesetzten Richtung noch zweimal vorbei, bietet aber nur Ausstieg, keinen Einstieg. Eine Haltestelle, geschaffen für den Schulverkehr.
Ruppichteroth: Eine Bushaltestelle macht Stockum Konkurrenz
Da der Haltestelle Stockum ein Dach zum Unterstellen fehlt, möchte man den Bus bei Regen nicht unbedingt verpassen. Aber: Graffiti oder Kritzeleien sucht man vergebens – vielleicht, weil es nicht genügend bemalbare Fläche gibt. Ähnlich wenig Luxus bietet ein weiterer Busstopp in Ruppichteroth, der von der RSVG ebenso als „einsame Haltestelle“ betitelt wird.
Unweit des 1500-Einwohner-Ortteils Winterscheid – und damit nicht ganz so einsam wie der im Wald gelegene Halt Stockum – befindet sich „Schreckenberg Abzweigung 531“. Wie das Haltestellenschild verrät, verkehrt hier die Linie 531. Ausschließlich die Linie 531. Zwar nicht so oft, aber doch zehnmal täglich unter der Woche. Am Wochenende und an Feiertagen viermal.
70 Kilometer pro Stunden dürfen Autofahrer auf der vor der Station gelegenen Straße K17 auf den Tacho bringen, unweit der Haltestelle weist das Verkehrszeichen 259 auf ein Verbot für Fußgänger hin. Man erwischt sich bei dem Gedanken, warum jemand hier zu Fuß langgehen sollte. Zumindest ist es über den Bürgersteig auf einer Seite möglich. Doch die landschaftlich schönen Orte Rennenburg und Rennenbergkreuz sind zumindest in fußläufig machbarer Nähe.
Auch die im Derenbachtal gelegene Station bietet für Fahrgäste keinerlei Komfort. Keine Überdachung, keine Sitzmöglichkeit, keine Möglichkeit, Müll loszuwerden. Würde man sich direkt neben das Haltestellenschild stellen, stünde man halb auf einer Wiese, halb in einem Busch. Das übrigens auch in die andere Richtung.
Aber: Die K17 bietet unmittelbar vor der Haltestelle eine Busspur. So ist der Weg von der Wiese in das Transportmittel zumindest sicher. Es sei denn, man steht auf der Busspur, weil man nicht auf der Wiese stehen möchte.