Vor Gericht15-jähriger Troisdorfer überfällt mit Freunden illegalen Schuhhändler
Bonn/Troisdorf – Was ihn damals vor zwei Jahren „geritten“ hatte, das konnte der heute 17-jährige Jugendliche vor Gericht nicht mehr sagen: Zu viert waren sie im Juli 2019 – darunter zwei Kumpels vom Niederrhein – am späten Abend in einem Auto von Troisdorf nach Krefeld aufgebrochen, um einen Raubüberfall zu begehen.
Die zwei jungen Männer vom Niederrhein kannten dort jemanden, der illegal mit gefälschten und mängelbehafteten Markenschuhen handelte. Diesen Mann wollten die vier abzocken. Geplant war wohl, unter dem Vorwand, Schuhe zu kaufen, das Vertrauen des 33-Jährigen zu erschleichen und in seine Wohnung einzudringen.
Der 15-Jährige und ein Krefelder sollten an die Front, während die beiden anderen – einer von ihnen war der damals 26-jährige Fahrer des Fluchtautos – draußen warteten. Gesagt, getan. Aber so einfach, wie die Bande es sich vorgestellt hatte, war es nicht. Die Situation geriet außer Kontrolle.
Zwei Troisdorfer wegen gemeinschaftlicher schwerer räuberischer Erpressung vor Gericht
Der Raubüberfall beschäftigte nun eine Bonner Jugendstrafkammer. Das Verfahren bezog sich allerdings nur auf die zwei Mittäter aus Troisdorf, die Komplizen vom Niederrhein wurden bereits von Gerichten in Krefeld verurteilt.
Verantworten mussten sich der damals 15-Jährige, mittlerweile 17 Jahre alt, und sein Kumpel (damals 26, heute 28 Jahre alt) wegen gemeinschaftlicher schwerer räuberischer Erpressung.
Denn aus dem „kleinen Schubs“ gegen den Schuhhändler, den sie verabredet hatten, um den so erzeugten „Überraschungseffekt“ auszunutzen, wurde ein wuchtiger Tritt in den Rücken des 33-Jährigen, der zu Boden stürzte und in Panik geriet. Den Hund des Händlers, der sein Herrchen verteidigen wollte, bedrohten die Angeklagten mit einem Schlagstock, einem gefährlichen Werkzeug. Auch aus Angst um sein Tier war der 33-Jährige schließlich bereit, den Tätern zu geben, was sie wollten.
Jungen Diebe klauten zwölf Paar Schuhe, Bargeld und Mobiltelefon
Das Duo nahm zwei Kartons mit je zwölf Paar Schuhen mit, einen weiteren Karton mit 700 Euro in bar und ein Mobiltelefon. Dann machten sich die beiden mit ihren zwei Komplizen davon. Eine Nachbarin versuchte noch, sich ihnen unten auf der Straße in den Weg zu stellen. Aber der Chauffeur gab ordentlich Gas, da sprang die 28-Jährige zur Seite.
Die Bonner Jugendrichter warfen am Ende einen milden Blick auf die Troisdorfer Akteure des Raubüberfalls, nicht zuletzt, weil sie überzeugt waren, dass die eigentlichen „Strippenzieher“ die beiden Krefelder Tatbeteiligten waren, die den illegalen Schuhhändler persönlich kannten.
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Die Richter verurteilten den geständigen und nicht vorbestraften Fahrer des Fluchtautos, der in Lohn und Brot steht, wegen Beihilfe zum Diebstahl zu einer Geldstrafe in Höhe von 3000 Euro.
Der ebenfalls geständige Jugendliche aus Troisdorf, der seit jenem einmaligen Ausflug in die Kriminalität nicht mehr aufgefallen ist, bekam wegen schweren Raubes eine Strafe von 80 gemeinnützigen Stunden auferlegt. Derzeit strebt der 17-Jährige seine Fachhochschulreife an. „Wir wollen den guten Weg, auf dem er sich befindet, nicht kaputt machen“, hieß es dazu im Urteil der Jugendstrafkammer.