Der Mediziner Professor Dr. Hendrik Streeck, Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, hat voraussichtlich den Wahlkreis Bonn gewonnen.
Bundestagswahl 2025Professor Dr. Hendrik Streeck gewinnt in Bonn
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Hendrik Streeck (r.) feierte seinen Einzug in den Bundestag unter anderem mit Nathanael Liminski (l.).
Copyright: Meike Böschemeyer
Von Labor in den Bundestag: Der Mediziner Professor Dr. Hendrik Streeck, Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, hat voraussichtlich den Wahlkreis Bonn gewonnen. Stand 20.31 Uhr hatte er nach der Auszählung von 209 von 242 Stimmbezirken 32,38 Prozent der Erststimmen geholt, nämlich insgesamt 51.048. Die bisherige Bundestagsabgeordnete Jessica Rosenthal kam auf 21,.74 Prozent, die Abgeordnete Katrin Uhlig (Grüne) auf 24,44 Prozent.
Rosenthal zur Wahl in Bonn: Rechnen mit katastrophalem Ergebnis
Rosenthal scheint gewusst zu haben, dass es ein schwarzer Abend für ihre Partei werden wird. „Wir müssen mit einem katastrophalen Ergebnis rechnen“, sagte sie kurz vor 18 Uhr auf der Wahlparty der Sozialdemokraten in der Altstadt-Kneipe „Nyx“, „auf Bundesebene sieht es nicht gut aus“. Da waren die Zahlen der Demoskopen noch gar nicht über die Bildschirme gelaufen, die der SPD nur 16,5 Prozent voraussagten. Wie es in Bonn laufen werde, bleibe abzuwarten, sagte Rosenthal. Nicht nur für die 32-jährige gelernte Lehrerin wurde es ein langer Abend, denn sie musste das Direktmandat holen, um nach Berlin zurückkehren zu können. 2021 war sie über einen Listenplatz in den Bundestag eingezogen; diesmal hatte der Landesparteitag die frühere Juso-Bundesvorsitzende nur auf Platz 34 gesetzt.
Rosenthal dankte im „Nyx“ ihren Wahlhelfern, die für jede einzelne Stimme für die SPD gekämpft hätten. „Wir haben an über 15.000 Türen geklingelt“, sagte sie, das habe kein SPD-Bezirk in der Bundesrepublik geschafft. Wenig Schlaf hätten sie alle gehabt und sich an den kalten Wintertagen rot gefrorene Hände geholt, lobte Rosenthal ihre Genossinnen und Genossen für ihre Widerstandskraft, aber „der Rückenwind vom Bund“ hätte gefehlt, kritisierte sie mutmaßlich mangelnde Unterstützung der Bundespartei. „Es gab keinen Rückenwind vom Bund und vom Land“ assistierte der Co-Vorsitzende des SPD-Unterbezirks, Gabriel Kunze. Auch er sah bedröppelt aus.
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Bonn: CDU hat allen Grund zum Feiern
Ganz anders die Stimmung im „Treppchen“ in der Südstadt. Dort feierte die CDU nicht nur den Wahlsieg von Friedrich Merz, sondern auch den Bonner Kandidaten Professor Dr. Hendrik Streeck. In der Corona-Pandemie wurde der 47-Jährige als Experte bundesweit bekannt und hatte sich 2024 überraschend entschlossen, für die Union zu kandidieren. Es hat sich für ihn gelohnt. Der CDU-Kreisvorsitzende, Landesminister Nathanael Liminski, dankte ihm bei der Wahlparty für den Einsatz. „Wir feiern den doppelten Wahlsieg: in Berlin und in Bonn. Hendrik Streeck hat den Adenauer-Wahlkreis erstmals seit 1998 wieder für die CDU erobert - ein fulminanter Erfolg! Das ist der verdiente Lohn für den intensiven Wahlkampf von Hendrik Streeck und vielen engagierten Mitgliedern der Bonner CDU. Ich bin sicher: Hendrik Streeck wird die Interessen unserer Bundesstadt in der Hauptstadt sehr erfolgreich vertreten. Er verbindet Heimatverbundenheit mit Weltoffenheit - und ist damit der perfekte Botschafter für Bonn in Berlin,“ sagte der Chef der NRW-Staatskanzlei.
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Jessica Rosenthal (SPD) blieb bei Ihrem Team im Nyx.
Copyright: Meike Böschemeyer
Rosenthal unterlag 2021 der Grünen Politikerin Katrin Uhlig im Kampf ums Direktmandat für Bonn, das Rosenthals Parteifreund Ulrich Kelber zuvor fünfmal nacheinander geholt hatte – und das im sogenannten Adenauer-Wahlkreis, in dem der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer, kandidiert hatte. 2021 fehlten Rosenthal am Ende 216 Stimmen gegen Uhlig. Die Grüne, abgesichert auf dem aussichtsreichen Listenplatz 7, führte auch jetzt wieder einen Erststimmen-Wahlkampf und verkündete auf einem Flyer, das Direktmandat in Bonn entscheide sich zwischen ihr und ihrem CDU-Konkurrenten Streeck. Laut einer Prognose vom 16. Februar gebe es für sie 22 bis 37 Prozent, für Streeck 22 bis 39 Prozent.
So sah es gegen 19 Uhr noch nicht aus, als im Stadthaus die ersten Bonner Ergebnisse einliefen, und zwar aus den Stimmbezirken Holzlar-Süd und Swinemünder Straße: Dort bekam Rosenthal 21,08 Prozent, Streeck 32,65 Prozent und Uhlig 14,74 Prozent bei den Erststimmen. Die gerade 18 Jahre alte FDP-Kandidatin Anna Heimann lag mit 1,77 Prozent weit abgeschlagen hinter Wolfgang Truckenbrodt (AfD) mit 15,95 Prozent, Jürgen Repschläger (Linke) mit 11, 85 Prozent. Schlechter als Heimann schnitt mit 0,93 Prozent nur Thomas Peter (Volt) mit 0,93 Prozent ab. Nach 60 von 242 Stimmbezirken ergab sich um 19.32 Uhr folgendes Bild bei den Erststimmen: SPD 21,97 Prozent, CDU 34,1 Prozent, Grüne 23,8 Prozent, FDP 2,4 Prozent, AfD 8,2 Prozent, Linke 7,0 Prozent, Volt 1,5 Prozent, Sonstige 0,79 Prozent.
Ausgezählt werden mussten 177 Stimmbezirke und 65 Briefwahlbezirke. 2500 ehrenamtliche Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf; am Stichtag 25. Januar waren 225.779 Menschen in das Bonner Wählerverzeichnis eingetragen. 10.000 von ihnen waren Erstwähler. Die Wahlbeteiligung lag 2021 bei 80,6 Prozent.
Die Kandidatinnen und Kandidaten hatten bis zum Schluss für sich geworben und noch am Samstag an den Wahlständen alles als Werbematerial herausgeholt, was die Taschen hergaben: Hustenbonbons von Doktor Streeck und Vogelfutter von der Diplom-Kulturwirtin Uhlig.