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„Sind am Ende“Tierheime in Troisdorf und Bonn richten dramatischen Appell an Bundesregierung

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Ein American Staffordshire Terrier schaut durch das Gitter seines Zwingers in einem Tierheim.

Tierheime in Deutschland wenden sich mit einem Brandbrief an die Bundesregierung. (Symbolbild)

Tierheime aus ganz Deutschland berichten von dramatischen Zuständen und verzweifelten Tierhaltern, die mit der Tötung ihrer Hunde drohten.

Tierheime in Deutschland richten deutliche Worte an die Bundesregierung: „Wir haben gemahnt, appelliert, aufgefangen und jetzt brechen wir unter der Last der in Not geratenen Tiere zusammen“, heißt es in einem Brandbrief. Es gebe zu viele Schnauzen für zu wenige Hände, „die Tierheime sind am Ende“.

Die Tierheime, zu denen auch die in Troisdorf und Bonn gehören, sehen für die derzeitige Lage mehrere Ursachen: den unkontrollierten Handel mit Hunden – vor allem über das Internet – sowie den illegalen Welpenhandel, den übermäßigen und unkontrollierten Import von Hunden aus dem Ausland, wodurch die Problematik nach Deutschland verlagert werde, und die fehlende Reglementierung für Zuchtverbände.

Tierheim in Bonn ist voll – Täglich neue Anfragen

Doch auch die mangelnde Sachkunde der Hundehalter und die fehlende einheitliche Anerkennung des Hundetrainer-Berufs sei neben dem Fachkräftemangel in Tierheimen, fehlenden finanziellen Mitteln und unzureichenden Ausbildungen für Tierheimmitarbeitende problematisch.

„Wir platzen aus allen Nähten. Die Hunde- und Katzenzwinger sind voll. Wir wissen nicht mehr, wo und wie wir die Tiere noch unterbringen sollen“, sagt Julia Zerwas vom Tierheim Bonn. Dort werden derzeit 458 Tiere beherbergt. Täglich kämen neue Abgabeanfragen – teils aus ganz Deutschland – hinzu und auch die Fundtiere würden immer mehr werden.

Zudem gebe es durch falsche oder fehlende Erziehung immer mehr verhaltensauffällige und teils gefährliche Hunde. Beißvorfälle häuften sich. Verzweifelte Hundehalter ließen ihre Hunde durch Tierärzte töten, töten sie selbst oder drohen bei den Tierheimen damit, das zu tun. „Die Tierheime sind voll mit den ursprünglich mal so gewollten Familienmitgliedern, die nun bei der ersten Schwierigkeit abgeschoben werden“, sagt Zerwas.

Tierhalter können Arztkosten nicht mehr bezahlen – Zusatzkosten für Tierheime

Ein weiteres Problem sei durch die Erhöhung der Gebührenordnung für Tierärzte entstanden. Zerwas berichtet davon, dass sie teilweise mehrfach die Woche Abgabetiere hätten, die sofort stationär in einer Klinik behandelt werden müssen oder Tierkliniken sich beim Tierheim melden, weil die Kosten durch die Besitzer nicht getragen werden könnten. „Da kommen teils Kosten von bis zu 10.000 Euro die Woche obendrauf“, sagt sie. „Wir wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll.“

Da der Zustand so nicht mehr tragbar sei, haben die Tierheime Forderungen an Bundesminister Cem Özdemir und die Tierschutzbeauftragte Ariane Kari gestellt. Dazu gehören nachhaltige Konzepte sowie Maßnahmen, die den Hundehandel eindämmen und überwachen sollen, eine fachlich fundierte Ausbildung für Tierpfleger sowie einen Befähigungsnachweis für Neuhundehalter.

Außerdem fordern sie eine konsequente Durchsetzung des Qualzuchtverbots. Dabei werden Merkmale angezüchtet, die zu Schmerzen und Schäden bei den Tieren führen. Auch der Import von Hunden sollte ihrer Meinung nach konsequenter geregelt, Hunde registriert und gekennzeichnet sowie Finanzierungsmodelle für Tierheime geschaffen werden.

Tierheime in Deutschland fordern Lösungen von der Politik

„Es fehlt an allen Ecken und Enden: Platz, Geld- und Personalressourcen und vor allem nachhaltige Lösungen, die nur politisch entschieden werden können“, sagt Julia Zerwas. Die Politik müsse aufmerksam werden „und endlich etwas tun“.

Zerwas hatte bis zum Mittwoch noch keine Reaktion der Bundesregierung erhalten. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilt eine Sprecherin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft mit, dass die Arbeit der Tierheime unverzichtbar sei und ausreichender Finanzmittel bedürfe. Die Finanzierungszuständigkeit des Bundes bestehe aber nicht. Sie verweist zusätzlich darauf, dass sämtliche Kosten, die sich aus dem Vollzug des Tierschutzgesetzes ergeben, von den Ländern zu tragen seien. „Daneben sind für den Unterhalt und den Betrieb von Tierheimen die Städte und Kommunen zuständig.“

Neben Finanzhilfen coronabedingter Kosten und Kosten durch die Unterbringung von Tieren aus der Ukraine werde die Einrichtung einer Verbraucherstiftung zur Unterstützung der Arbeit in Tierheimen geprüft. Die sei im Koalitionsvertrag angedacht.