Das Innenministerium gibt in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage einen Überblick über die Entwicklung der vergangenen Jahre.
Meistens auf Fahrrädern119 Kinder unter 15 Jahren verunglücken 2022 bei Unfällen in Bonn
Ungefähr alle drei Tage verunglückt ein Kind unter 15 Jahren in Bonn bei einem Verkehrsunfall. Das geht aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage im NRW-Landtag hervor und bezieht sich auf Zahlen aus 2022. Die AfD-Abgeordneten Klaus Esser und Sven W. Tritschler forderten Informationen zu Unfällen in Bonn von 2019 bis 2022 an und das Innenministerium reagierte entsprechend – zumindest soweit möglich.
Unfälle von Kindern in Bonn: Was wir wissen – und was nicht
119 Kinder unter 15 verunglückten 2019 in Bonn bei Unfällen im Straßenverkehr. Das ist nicht der niedrigste Wert des untersuchten Zeitraums, aber trotzdem noch deutlich unter dem Niveau des letzten Vor-Corona-Jahres 2019. Damals verunglückten 136 Kinder. Eine wichtige Begriffsklärung: Verunglückt heißt an dieser Stelle verletzt oder verstorben.
Der Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) veröffentlichte im August vergangenen Jahres eine Pressemitteilung mit Zahlen zu Unfällen von Kindern und Jugendlichen im ganzen Bundesland. Auf diese Mitteilung beziehen sich die Anfragesteller. Die dort veröffentlichten Zahlen können die Bonner Fälle in den größeren Zusammenhang einordnen: 6080 junge Menschen gerieten 2022 in Unfälle. Das ist weniger als vor Corona (6462), aber mehr als 2021 (5057).
Unfälle mit Kindern in Bonn: Am häufigsten auf dem Fahrrad
Die Antragsteller wollten von der Landesregierung außerdem wissen, welche Rolle die Kinder bei den Unfällen spielten; waren sie zu Fuß unterwegs oder saßen im Auto? Das Ministerium erklärt, die entsprechenden Daten für Bonn stünden nicht ohne Weiteres in einer Statistik zur Verfügung, sie manuell auszuwerten sei ein nicht-vertretbarer Aufwand.
Aufschluss können hier aber die NRW-Zahlen geben. IT.NRW zeigt: Kinder und Jugendliche verunglücken am häufigsten auf dem Fahrrad – In einem Drittel der Fälle (bezogen auf 2022). Knapp dahinter mit etwa 30 Prozent liegen die Fälle, in denen die Kinder in Autos am Verkehr teilnahmen, als Fußgänger wurden sie in einem Viertel der Fälle verletzt.
Unfälle wegen Vorfahrt nehmen deutlich zu
Für Kinder besonders gefährlich sind Situationen, in denen ein Verkehrsteilnehmer Vorfahrt gewähren müsste. Diese sogenannten „Einbiegen- oder Kreuzen-Unfälle“ machen 2022 einen von vier Vorfällen mit Kindern aus. Das ist der höchste Wert in den betrachteten vier Jahren.
Ein Überblick, was die sperrigen Bezeichnungen der Behörden in diesem Zusammenhang meinen (laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, GDV):
- Fahrunfall: Dieser Unfall passiert, ohne dass andere Verkehrsteilnehmende dazu beitragen, entweder durch einen Fahrzeugschaden oder Fehlverhalten des Fahrers oder der Fahrerin. Möglich, dass sie zu schnell fuhr, oder er Straßenverhältnisse falsch einschätzte.
- Abbiege-Unfall: Der Unfall entsteht zwischen einem Fahrer, der abbiegen möchte und einer anderen Verkehrsteilnehmerin. Der GDV zählt Kreuzungen, Einmündungen, Grundstücks- oder Parkplatzzufahrten als mögliche Unfallorte auf. Die anderen Verkehrsteilnehmenden können auch Fußgänger und Fußgängerinnen sein.
- Einbiegen / Kreuzen-Unfall: Diese Unfälle entstehen aus Konflikten zwischen einem Fahrer oder einer Fahrerin, die Vorfahrt haben, und einem, der Vorfahrt gewähren sollte.
- Überschreitenunfall: Diese Unfälle involvieren immer ein Fahrzeug und eine Person, die zu Fuß auf der Straße geht. Aber: Wenn die Person in Längsrichtung der Straße unterwegs ist oder das Auto abbiegt, fallen die Unfälle in die entsprechenden anderen Kategorien.
- Unfall durch ruhenden Verkehr: Hiermit werden Unfälle zwischen einem fahrenden und einem parkenden oder haltenden Auto bezeichnet. Sowohl wenn das zweite Fahrzeug schon stillsteht, als auch wenn es gerade beispielsweise einparkt.
- Unfall im Längsverkehr: So bezeichnet man alle Unfälle zwischen zwei Verkehrsteilnehmenden, die in gleicher oder entgegengesetzter Richtung unterwegs sind (also nicht irgendwo abbiegen), und die in keine der anderen Kategorien fallen.
- Sonstiger Unfall: Der Sammelbegriff durch die Unfälle, die sich durch die anderen Kategorien nicht abbilden lassen. Zum Beispiel Tiere auf der Straße, Wendefehler oder Bremsversagen.
Kinder verunglücken besonders häufig auf Ortsstraßen in Bonn
Dementsprechend ist wenig verwunderlich, dass die meisten Unfälle, die Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren involvieren, auf „Gemeinde- oder anderen Straßen“ stattfinden. Das geht ebenfalls aus der Antwort des Innenministers auf die Kleine Anfrage hervor. Gemeint sind hauptsächlich normale Ortsstraßen.
Klar, dass die Fahrradunfälle beim Abbiegen an einer Kreuzung nicht gerade auf Autobahnen stattfinden. Ein interessantes Detail allerdings zeigt ein Blick auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen: die meisten Unfälle, die Kinder involvieren, passieren auf 30er-Straßen.