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Ein multimedialer DienstleisterDie Bornheimer Stadtbücherei wird 50

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Ein Bild aus den Anfangstagen der Stadtbücherei im Jahr 1972 von Norbert Zerlett.

Bornheim – 1972. Heinrich Bölls „Gruppenbild mit Dame“ steht ganz oben auf der Belletristik-Bestsellerliste, ebenso Frederick Forsyths „Der Schakal“. Mit einem Bestand von 2000 Büchern eröffnet die Bornheimer Stadtbücherei, damals noch im Gebäude der Bürgermeisterei Bornheim, heute sind es rund 30.000. Seit 1999 befindet sie sich im modernen Stadtteilzentrum St. Servatius. Am kommenden Wochenende wird der 50. Geburtstag mit einem Familienfest gefeiert. Zur Entwicklung der Bücherei befragte Jacqueline Rasch die Leiterin Brigitte Nowak.

Frau Nowak, wie würden Sie die Entwicklung der Stadtbücherei zum Medienkompetenzzentrum in den vergangenen 50 Jahren beschreiben?

Brigitte Nowak: Kurz gesagt: Am Anfang gab es nur Bücher, in den 80ern kamen Musik- und Video-Kassetten dazu, später dann Musik-CDs und DVDs und seit fast zehn Jahren mit der Rhein-Sieg-Onleihe digitale Medien wie Hörbücher und E-Books und E-Paper. Noch in diesem Monat werden wir auch Streaming-Angebote im Programm haben. Die Stadtbücherei Bornheim hat sich , salopp gesagt, von einer bloßen ,Büchersammlung’ zu einer multimedialen Dienstleisterin mit vielfältigen Aufgaben entwickelt.

Die größten Unterschiede?

Wo es früher nur den Zettelkasten gab, haben wir vor über 15 Jahren mit der ,Rhein-Sieg-Bib’ einen für die übergreifende Recherche über das Internet abrufbaren digitalen Katalog der Bibliotheken aus der Region verfügbar gemacht und als weiteren Schritt dann für unser Bibliothekssystem eine gut zugängliche und rund um die Uhr verfügbare Online-Rechercheplattform geschaffen. Und wo es früher Benutzerkartei- und Buchkarten gab, haben wir ein modernes Bibliotheksprogramm, mit dem alle für die Bibliotheksarbeit notwendigen Vorgänge bearbeitet werden können. Früher war die Bücherei eine geordnete Büchersammlung. Sie sollte die Bücher sammeln und ihren Benutzern zur Verfügung stellen. Später, ab den 70er Jahren, diente die Bücherei dann der allgemeinen Information, der politischen und beruflichen Bildung sowie der Unterhaltung und ihre Bestände standen der gesamten Öffentlichkeit ohne Einschränkungen zur Verfügung. Allerdings: Der Volksbildungsauftrag war von Anfang an, also schon im 19. Jahrhundert, Auftrag aller öffentlichen Bibliotheken.

Wie hat sich die Arbeit verändert?

Früher bestand die Haupttätigkeit der Bücherei aus Erschließung und Ausleihe von Büchern. Ab den 80er Jahren, mit Einzug der audiovisuellen Medien wie Video- und Musikkassetten, CDs, CD-ROMs und DVDs, rückten die Freizeitinteressen der Bevölkerung in den Fokus der Bücherei. Zeitungen und Zeitschriften ergänzten den Bestand. Nun wurden auch Lesungen und Veranstaltungen wie Bilderbuchkinos durchgeführt und ein Internetzugang wurde geschaffen.

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Seit zehn Jahren leitet Brigitte Nowak die Bücherei.

Und heute?

Heute ist eine Bücherei ein Dienstleistungsbetrieb und die Benutzerorientierung ist ein wichtiges Merkmal ihrer Leistungen. Deshalb gehören Veranstaltungen, die aktive Leseförderung mit Vorlesestunden, Bilderbuchkinos, die Teilnahme an der „Aktion Lesestart“ und die aufsuchende Bibliotheksarbeit in Kitas, Schulen und Seniorenheimen ganz selbstverständlich zum Alltag der Stadtbücherei dazu. Die Stadtbücherei versucht immer, die Wünsche und Bedürfnisse der Benutzer aufzugreifen und beim Aufbau und der Erneuerung des Bestands und der Schaffung neuer Angebote so gut es geht zu berücksichtigen. Dabei befindet sie sich natürlich immer im Spannungsfeld zwischen dem Wünschenswerten und dem wirtschaftlich Machbaren. Als kommunale Einrichtung ist sie ja verpflichtet, verantwortungsbewusst zu wirtschaften.

Familienfest

„Suppi Huhn und die Kinderkönige“, Bilderbuchkino, Mangazeichnen und Preise beim Sommerleseclub – all das steht auf dem Programm beim Familienfest anlässlich des runden Geburtstags am Samstag, 27. August, von 14 bis 18 Uhr. Treffpunkt ist am Servatiusweg 19-23.

In Ihrem Bericht 2021 sprachen Sie von zwei schweren Jahren für die Bücherei wegen der Pandemie. Was war besonders herausfordernd?

Für die Stadtbücherei besonders herausfordernd war, sich schnell an die sich oft ändernden rechtlichen Rahmenbedingungen anpassen zu müssen, viele Änderungen der Coronaschutzverordnung wurden freitagnachmittags bekanntgemacht und mussten über das Wochenende durch uns umgesetzt werden. Und trotz aller Einschränkungen für unsere Benutzerinnen und Benutzer weiterhin da zu sein und Präsenz zu zeigen war für mein Team und mich eine besondere Herausforderung: ein halbes Jahr lang haben wir im Lockdown wie ein Versandhaus gearbeitet und in dieser Zeit mehr als 2000 Telefonate geführt, über 1200 E-Mais geschrieben und fast 900 persönliche Kundentermine organisiert. So konnten die Menschen – obwohl die Büchereiräume wegen des Lockdowns geschlossen bleiben mussten – Medien vorbestellen und abholen. Dabei haben wir auch immer noch persönliche und telefonische Verlängerungen durchgeführt. Natürlich war es auch eine positive Herausforderung, in den ,lockdown-freien’ Zeiten Publikumsveranstaltungen wie die Weihnachtslesung und die Lesungen im Rahmen des Rheinischen Lesefests ,Käpt’n Book’ durchzuführen. Nicht zu vergessen, dass wir mit Unterstützung unseres Fördervereins ,Bücherwurm’ das Bilderbuchkino und die Adventslesung als digitales Format anbieten konnten.

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Im Stadtteilzentrum St. Servatius ist die Bücherei seit 1999 zu Hause,

Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass Lesestoff für die Menschen zum Beispiel im Lockdown besonders wichtig war?

Auf jeden Fall! Gerade die Menschen, die bereits die Bücherei nutzen, haben unser Angebot gerne genutzt. Insbesondere Familien mit Kindern haben sich bei uns mit Lesestoff und anderen Medien eingedeckt und die Kinder haben sich auch intensiver mit Büchern beschäftigt. Einige haben die Bücherei durch die Pandemie auch neu für sich entdeckt und wir haben viel Dankbarkeit dafür erfahren, dass wir weiter für unsere Benutzerinnen und Benutzer präsent waren. Ich habe auch mitbekommen, dass das Sich-Beschäftigen mit physischen Büchern ein Mittel gegen die pandemiebedingte Einsamkeit war. Auch die gestiegenen Ausleihzahlen der Onleihe zeigen, dass unser digitales Angebot als Ergänzung zu unserem Präsenzangebot wichtig und notwendig ist.

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Wenn Sie sich für die Bücherei zum Geburtstag etwas wünschen dürften, was wäre das?

Zuallererst wünsche ich mir ein Bibliotheksgesetz, mit dem die Bücherei als kommunale Pflichtaufgabe verankert wird, die einen wichtigen Teil der staatlichen Daseinsvorsorge darstellt. Dadurch könnte eine stabile Finanzierung sichergestellt werden, die uns unabhängig von Fördergeldern macht. Weiterhin wünsche ich mir, dass wir im Zuge der zunehmenden Digitalisierung des Alltags verstehen, dass Lesen und Schreiben wertvolle Kulturtechniken sind, die zunächst erst einmal, durchaus mühsam, erlernt und dann immer wieder aktiv angewandt werden müssen. Und schließlich würde ich mir noch wünschen, dass immer mehr Menschen die Bücherei als offenen Ort zur gesellschaftlichen Teilhabe, Bildung, Kultur und Begegnung erleben.