AboAbonnieren

Rheinhalle Bornheim-HerselFörderverein hofft nach Karnevalsausfall auf das Frühjahr

Lesezeit 4 Minuten
Hersel_Rheinhalle

Der beliebte Tollitätentreff der Stadt konnte erneut nur als Live-Stream präsentiert werden.

Bornheim – In diesen Tagen würden sich normalerweise bis Aschermittwoch die Jecken in der Herseler Rheinhalle buchstäblich die Klinke in die Hand geben. Ob Herren- oder Kindersitzung, Kaffeeklatsch oder die große Sitzung der Bonner Werkstätten – sechs große Veranstaltungen, dazu noch eine Sessionsabschlussfeier – alles abgesagt.

Bereits der Sessionsauftakt „Alles unger enem Hoot“ im November und die populäre Second-Hand-Karnevalsbörse des Tambourcorps Germania Hersel Anfang Januar fielen der Pandemie zum Opfer. Stets wäre Bornheims größte Mehrzweckhalle rappelvoll gewesen. Auch der beliebte städtische Tollitätentreff ging nur per Live-Stream ohne Publikum vor Ort über die Bühne. Und all das nun alles bereits im zweiten Jahr.

Förderverein fühlt sich im Stich gelassen

Betrieben wird die Rheinhalle vom Förderverein. Dessen Vorsitzender Jürgen Morche zeigt sich zwar „frohen Mutes“, wie er im Vorfeld zum Tollitätentreff erklärt, übt aber dennoch heftige Kritik und sorgt sich um die Zukunft der Vereine und des Brauchtums. Von der Politik auf Landes- und Bundesebene fühlt er sich im Stich gelassen.

Es gebe einfach keine Planungssicherheit: „Wir wissen einfach nicht, was auf uns zukommt. Da werden Hilfen zugesagt und wir wissen nicht, ob die zu uns passen und ob wir diese überhaupt in Anspruch nehmen können“, erklärt Morche.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auf der einen Seite fehlen natürlich die Einnahmen, etwa durch den Verkauf von Tickets, Getränken oder Speisen und Saalmieten. Auf der anderen Seite: „Viele Gäste, die unsere Veranstaltungen besuchen, kommen gar nicht aus Bornheim, sondern aus der Region und lernen dadurch die Rheinhalle erst kennen und schätzen. Das fällt nun natürlich auch weg.“

Morche ärgert auch, dass die Vereine das Nachsehen haben gegenüber kommerziellen Anbietern. Dass beispielsweise ein großer Kölner Kostüm-Shop nun coronakonforme Karnevalspartys mit bekannten Bands anbietet, sieht er äußerst kritisch: „Die können das stemmen, picken sich die Rosinen aus der Coronaschutzverordnung heraus und wir als Vereine gehen leer aus.“ Dabei denkt Jürgen Morche auch langfristig: „Wir verlieren dadurch unser Stammpublikum.“

Sorge um das Stammpublikum

Sollte sich abzeichnen, dass die kommerziellen Partys erfolgreich sind, dürften die Unternehmen dieses Konzept auch in den kommenden Sessionen weiterverfolgen. Dann würden deren Veranstaltungen parallel zu denen der Vereine laufen und die großen Namen im Showgeschäft dürften eher bei den gewerblichen Anbietern auf der Bühne stehen, weil die höhere Gagen bezahlen können, befürchtet Morche.

Die zweite Corona-Session bedeute aber auch, dass es immer schwieriger werde, Menschen für die Vereine zu begeistern: „Uns fehlt eine ganze Generation an Nachwuchskräften“, meint Morche. Im Rheinhallen-Umfeld betreffe das unter anderem das Tambourcorps oder die Tanzgarden der Germania Funken: „Sie haben alle schon längst nicht mehr die Stärke wie vor der Pandemie.“

Welcher Tänzerin habe schon Spaß daran, zwei Jahre kaum auf der Bühne zu stehen? Und trauen sich die Leute zurück in die Halle? So war die Ernüchterung groß, als im vergangenen November der bekannte Kölschmusiker Björn Heuser vor gerade mal 80 Zuschauern spielte. Im Vorverkauf gingen rund 120 Karten weg, gerechnet hatte der Förderverein mit mindestens 200 Besuchern: „In normalen Zeiten füllt Heuser locker die Lanxess-Arena“, erklärt Hans-Dieter Günther, Geschäftsführer des Fördervereins.

Am 25. Februar wieder Reibekuchen

Trotzdem: In der Existenz gefährdet sei die Rheinhalle glücklicherweise nicht. Das liege vor allem an dem „sehr engagierten, ehrenamtlich arbeitendem Team“ und an den Besuchern, die der „Hall met Hätz“ die Treue halten. Ein Beispiel dafür seien die beliebten monatlichen „Rievkooche“-Tage. Der Erlös kommt dem Förderverein zugute. Am Freitag, 25. Februar, ist der nächste Termin. Auch eine von der Volksbank unterstützte Crowdfunding-Aktion im vergangenen Jahr sei sehr erfolgreich verlaufen. Hinzu kamen Spenden, etwa von der CDU-Fraktion.

Außerdem wird der Veranstaltungsort weiterhin für große Abschlussprüfungen der IHK oder der Finanzverwaltung gebucht. Nun hoffen alle, dass wie geplant das bereits vom Januar in den Mai verschobene Konzert von „Köbes Underground“ sowie die die Comedy-Magic-Show der „Magier 3.0“ im Juni stattfinden können.