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Last Minute Geschenk-IdeenBuch-Tipps von Menschen in Rhein-Sieg, die beruflich lesen

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Bücher zum Verschenken und Schmökern empfohlen von Menschen, die beruflich mit dem Lesen zu tun haben. (Symbolbild)

Rhein-Sieg-Kreis – Menschen aus dem Rhein-Sieg-Kreis, die beruflich mit dem Lesen zu tun haben, empfehlen Klassiker und Neuerscheinungen zum Verschenken oder zum Schmökern für einen selber:

Mit Wissen zu weniger CO2-Ausstoß

​Kirstin Krässel von der Stadtbibliothek Hennef, empfiehlt: „Wie schlimm sind Bananen? Der CO2-Abdruck von allem“ von Mike Berners-Lee.

In diesem Buch erfährt man – bebildert mit vielen Diagrammen –, wie viel CO2 ein Liter Leitungswasser, eine Orange oder eine Nacht im Hotel verursachen. Mir half es, mein Verhalten zu überdenken und damit persönlich zu einer Reduktion des CO2-Ausstoßes beizutragen. Das Buch ist – wie viele angelsächsische Sachbücher – unterhaltsam geschrieben und enthält einige Überraschungen. Bananen verursachen zum Beispiel weniger CO2 als Käse...  Der Autor ist der Bruder von Tim Berners-Lee, der 1991 die erste Webseite der Welt veröffentlichte.

Gefühle fahren Achterbahn

Angelika Abels von der Buchhandlung Büchergarten in Ruppichteroth empfiehlt: „Louma“ von Christian Schnalke.

Louma ist gestorben. Sie hinterlässt einen Ehemann mit zwei Kindern – und außerdem noch einen Ex-Ehemann mit zwei Kindern. Die Kinder vom Ex lebten im Haushalt mit Louma, dem „Jetztmann“ und den anderen beiden Kinder. Die beiden Männer sind wie Feuer und Wasser. Nach dem Tod von Louma müssen sie sich arrangieren, denn die Kinder wollen auf gar keinen Fall getrennt werden.

Eines der Kinder hat dann die Idee, dass der Ex mit ins Haus zieht. Aber kann das gut gehen? Zwei Männer die nicht miteinander können, und vier Kinder in einem Haus...

„Louma“ ist ein fantastisches Buch. Ich habe es geliebt. Die Gefühle fahren beim Lesen Achterbahn. Ganz zu Anfang, kurz nachdem die Titelheldin Louma gestorben ist, ist der Jüngste am Tag der Beerdigung furchtbar traurig und will Louma nicht allein auf dem dunklen Friedhof lassen. Also klettern alle (bis auf einen) heimlich mit Decken, Kissen und Kuscheltieren über die Friedhofsmauer und verbringen die Nacht bei Louma. Da hatte ich beim Lesen einen dicken Kloß im Hals. Und so geht das während der ganzen Geschichte: lachen, weinen, traurig sein.

Christian Schalke erzählt auf wunderbare Weise eine Geschichte über Trauer, Zueinanderfinden und Familienbande. Viele Szenen konnte ich mir bildhaft vorstellen, was einen nicht verwundert, wenn man weiß, das Schnalke ein bekannter und erfolgreicher Autor und Filmemacher ist.

Übrigens: Das Ende von „Louma“ ist der Hammer. Ich habe so gelacht. Aber es passt zum Buch. Unbedingt lesen!

Persönliche Einblicke

Christiane Bonse von der Stadtbibliothek Siegburg empfiehlt: „Briefe liebe ich, für Briefe lebe ich – Frauenbriefe aus fünf Jahrhunderten“ von Stefan Bollmann.

Ich bin noch in einer Zeit groß geworden, in der das Briefeschreiben genutzt wurde, um Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten von Erlebnissen, Träumen, Sorgen, Gefühlswirrungen et cetera zu berichten. Man verbrachte Zeit miteinander, beim Schreiben, beim Lesen und beim Antworten. Ich erinnere mich, dass ich voller Ungeduld und Neugierde auf die Antwort gewartet habe und die Freude groß war, wenn der Brief endlich kam. Wie mir wird es allen Briefschreiberinnen vor mir ergangen sein, auch jenen, die Stefan Bollmann für diese Briefsammlung ausgewählt hat.

Die Auswahl der Briefwechsel bedeutender historischer Frauen (zum Beispiel Elisabeth Barrett, Katherine Mansfield, Ingeborg Bachmann, Virginia Woolf) gibt Einblicke in vergangene Zeiten und fremde Leben. Es sind persönliche Einblicke und wunderbare Zeugnisse weiblicher Kulturgeschichte. Ein Buch, das ich immer wieder gern in die Hand nehme. Das opulent gestaltete Buch ist ein wunderschönes Geschenk – nicht nur zur Weihnachtszeit.

Land in den Wolken

Susanne Gaukel von der Lohmarer Buchhandlung Lesart empfiehlt: „Wolkenkuckucksland“ von Anthony Doerr.

Im Mittelpunkt dieses märchenhaften Romans stehen Kinder an der Schwelle zum Erwachsenwerden, die sich in einer verändernden Welt zurechtfinden müssen: Anna und Omeir während der Belagerung und Eroberung von Konstantinopel 1453, Seymour, der aus fehlgeleitetem Idealismus heutzutage eine fatale Entscheidung trifft, und Konstance im Raumschiff „Argos“ in der Zukunft.

Was sie alle auf geheimnisvolle und geradezu atemberaubende Weise über Zeiten und Räume miteinander verbindet, ist eine Geschichte über ein utopisches Land in den Wolken. Doerr gelingt es in diesem wunderschön erzählten, sehr spannenden und wirklich liebevollen Roman über die Macht des Erzählens, die Leserin völlig abtauchen zu lassen. Ein Buch, das die Leserin tief bewegt, das zutiefst glücklich macht und dessen Figuren ich nicht mehr vergessen werde. Ein wirklich positives Buch über den Mut, die Stärke und die Liebe der Menschen.

„Film Noir“ zum Lesen

Judith Merchant, Schriftstellerin, aufgewachsen in Sankt Augustin, empfiehlt: „Simonelli“ von Denis Pfabe.

Jonathan Simonelli hat einen aussterbenden Beruf: Er ist Attrappenbauer, und die 3D-Drucker machen Menschen wie ihn zunehmend überflüssig. Da fällt ihm durch eine Verkettung von Zufällen eine historische Waffe in die Hände: die Nambu 94, die hässlichste und disfunktionalste Pistole aller Zeiten – ein begehrtes Objekt für Sammler. Und während Simonelli sich auf den Weg nach England macht und versucht, das Stück zu verkaufen, bereiten sich gleich zwei Männer darauf darauf vor, sie ihm abzunehmen...

Ein Buch besonders für Menschen, die den „Film Noir“ mögen, gern etwas über fremde Handwerke lernen sowie für Männer mit Retro-Interesse.

Versetzt in die Zeit des Mauerbaus

Julia Bank von der Hennefer Buchhandlung am Markt empfiehlt: „Die fremde Spionin“ von Titus Müller.

Der Roman „Die fremde Spionin“ spielt im Berlin des Jahres 1961. Die Handlung: Die junge Ria bekommt eine Stelle im Außenhandelsministerium der DDR und wird sogleich vom Bundesnachrichtendienst angeworben.Der KGB-Agent Sorokin wird darauf angesetzt, den „Maulwurf“ im DDR-Ministerium aufzudecken.

Dieser Roman ist eine spannende Mischung aus Geschichtsstunde und Agententhriller, der voller historischer Details steckt und mich beim Lesen unmittelbar in die Zeit des Mauerbaus hineinversetzt hat. Die Figuren Ria und Sorokin geben einen Einblick in die menschliche Tragweite dieser Epoche und machen das Buch zu einem echten Pageturner.

Geschichten als ein Geschenk

Peter Schulte-Nölke von der Stadtbücherei Stadt Sankt Augustin empfiehlt: „Der Friedhof der vergessenen Bücher“ von Carlos Ruiz Zafón.

Der verstorbene Autor Carlos Ruiz Zafón hat seinen Lesern ein letztes Geschenk mit einer Sammlung geheimnisvoller Erzählungen auf den Spuren des Friedhofs der vergessenen Bücher hinterlassen. Er lässt uns eintauchen in das magische Labyrinth der Unterwelt Barcelonas.

Der Bogen spannt sich vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die Sprache Zafóns ist bildreich und lässt seine Liebe zu Büchern deutlich spüren. Dieser Band regt dazu an, seine Bücher noch einmal zu lesen oder neu zu entdecken.

Rasanter Ökothriller

Pauline Löffelholz von der Buchhandlung Krein in Neunkirchen-Seelscheid empfiehlt: „Grünes Öl“ von Ben Riffko.

Ein rasanter, mitreißender und hochinformativer Ökothriller! Die Ressourcen Wasser und Öl werden immer knapper, und es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Eine große Hoffnung ist die Gewinnung von Treibstoff aus genmanipulierten Algen. An einer solchen neuartigen Entwicklung sind aber nicht alle Beteiligten interessiert...

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Ben Riffkos Debütroman hat mich absolut in seinen Bann gezogen. Ein brandaktuelles Thema, eine griffige und klare Sprache und ein sympathischer Protagonist machen diesen Wissenschaftsthriller zu einem großen Lesevergnügen.

Liebe als stärkste Kraft

Philipp Maaß von der Stadtbibliothek Troisdorf empfiehlt: „Krabat“ von Otfried Preußler.

Zur Handlung des Buchs: Der junge Krabat gerät in einer von Armut und Krieg geprägten Zeit in die Fänge eines Hexenmeisters, der eine geheime schwarzmagische Schule auf einer Mühle betreibt.

In seinen Lehrjahren lernt Krabat die Vorzüge der Zauberei kennen, er lernt aber auch, dass nichts im Leben ohne einen entsprechenden Preis zu haben ist. Schwer lastet die Schuld als eine schier ausweglose Situation auf seinen Schultern. Am Ende der Geschichte jedoch wird sich die Liebe als die stärkste Kraft erweisen und einen Ausweg als Licht in der Dunkelheit zeigen.

Otfried Preußlers Meisterwerk berührt mich auch nach Jahrzehnten immer wieder und lehrt mich, dass die Liebe zum Leben allem Bösen um uns überlegen ist.