Nach dem Skelettfund am Drachenfels in Königswinter kommen alte Todesfälle noch einmal ins Visier. Ermittler nehmen sich die Unterlagen regelmäßig vor.
Cold CasesDiese ungeklärten Morde gibt es im Rhein-Sieg-Kreis – Akten werden nicht geschlossen
Der Tote vom Drachenfels ruft alte Todes- und Mordfälle in Erinnerung. Auch wenn sie nicht im Rampenlicht stehen, so werden die Akten doch nie geschlossen. Oftmals werden erfahrene Kriminalisten entweder im Rahmen einer Lebensarbeitszeitverlängerung oder als Seniorberater darauf angesetzt. Bei der Bonner Polizei werden die Fälle aus dem Rhein-Sieg-Kreis geführt. Regelmäßig nehmen sich Ermittler die Unterlagen vor, suchen nach neuen Ansätzen, Methoden oder Techniken.
Der Tote vom Drachenfels war kurz vor Weihnachten gefunden worden. Ein Spaziergänger hatte einen menschlichen Knochen gefunden, am Tag darauf entdeckten Feuerwehrleute im Steilhang unter dem wohl berühmtesten Berg des Siebengebirges ein nahezu vollständiges Skelett. Noch ist weder klar, wer der Mann ist, der dort zwischen einem halben und einem Jahr lag, noch ob ein Verbrechen vorliegt.
Die Identität des Toten vom Drachenfels ist noch nicht geklärt
Einen passenden Vermisstenfall gibt es jedenfalls nicht. Die rechtsmedizinischen Untersuchungen laufen, dazu gehört außerdem die Männerkleidung, die im Gelände verstreut von einer Drohne gefilmt und anschließend sichergestellt worden waren.
Zu den wohl bekanntesten Mordfällen gehört wohl der Tod des Bauunternehmers Werner Klostermann, der am 5. Januar 2001 in seinem Auto vor seinem Betrieb in Spich erschossen wurde. Ein Briefzusteller fand den Mann an jenem Morgen um 10.40 Uhr. Bei den Ermittlungen ergab sich, dass die Projektile aus einer Beretta 1935 abgefeuert worden waren.
Staatsanwaltschaft und Mordkommission gingen von einem Tötungsdelikt im Zusammenhang mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage des Unternehmers aus. Möglicherweise handele es sich um einen Auftragsmord. Klostermann wollte seinen Lebensmittelpunkt nach Südfrankreich verlagern, hatte sich dort verliebt, wie Schulfreund Pierre de Dekker dieser Zeitung erzählte. Er glaubt eher an eine Beziehungstat.
War Klostermann bis dahin zwischen Südfrankreich und Troisdorf gependelt, so hatte er zu Silvester erklärt, dass er ans Mittelmeer umziehen wolle. De Dekker vermutete, dass die Situation deshalb eskalierte, weil die Frau einen anderen Partner gehabt haben könnte. Die Beretta sei im südfranzösischen Marseille leicht zu beschaffen. Bis heute gibt es keine Spur zu dem Täter.
Nicht nur der Täter, sondern auch die Leiche fehlt im Fall von Sandra Doland. Die damals 42-Jährige verschwand aus ihrem Haus in Eitorf-Bach, ohne Spuren zu hinterlassen. Die Suche nach ihr wurde aufwendig geführt. Hundertschaften durchstreiften die umliegenden Wälder, Taucher stiegen in die Sieg. Doch nicht das geringste Zeichen vor ihr konnte entdeckt werden.
Ihr Mann geriet in Verdacht, ihm konnte nichts nachgewiesen werden. Knapp ein Jahr nach dem Verschwinden Dolands wurde er verhaftet. Eine Zeugin hatte ausgesagt, er habe in einem Gespräch mit ihr die Tötung detailliert geschildert. Er wurde verurteilt, allerdings in der Berufungsverhandlung freigesprochen.
Lange Zeit war auch das Verschwinden von Birgit A. ein Fall ohne Leiche. Die damals 54-Jährige hatte am 4. April 2015 ihren Arbeitsplatz am Flughafen Hahn verlassen, um nach Hause zu fahren. Dort kam die Lohmarerin aber niemals an. Viereinhalb Jahre später wurden ihre sterblichen Überreste in einem Waldstück in der Nähe des Flughafengeländes gefunden.
Der Abgleich des Zahnstatus und persönliche Dinge, die neben der Leiche gefunden wurden, führten zur zweifelsfreien Identifizierung. Nach bisherigen Erkenntnissen der Mordkommission ist der Fundort aber nicht der Tatort. Schon im April 2015 waren unter anderem eine Klappbox, Handschuhe und eine Mülltüte in einem Wald bei Buchenbeuren entdeckt worden, ebenfalls in Flugplatznähe. Einen Täter konnte die Polizei bislang aber nicht ermitteln.
Die Identität eines Toten, dessen Knochen schon 1994 gefunden wurden, konnten die Kriminalisten dagegen nach fast 28 Jahren aufklären. Schüler hatten im Mai 1994 den grausigen Fund gemacht, in einem Waldstück namens In der Mordkaule. Zunächst waren die Ermittler von einer Frau ausgegangen. Die Weiterentwicklung der kriminaltechnischen Möglichkeiten führten schließlich zu einem Durchbruch: Es war ein Mann.
Nach einer Fahndungssendung gingen zahlreiche Hinweise ein
Nach einer Ausstrahlung der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ gingen zahlreiche Hinweise ein, die schließlich zu Ernst K. führten. Der damals 25-Jährige war im Februar 1990 zuletzt gesehen worden, muss aber nach den Hinweisen noch 1992 gelebt haben. Er wohnte in Siegburg und hatte Kontakte ins Drogenmilieu.
Im Dezember 2002 wurde eine 88 Jahre alte Frau in ihrer Wohnung in Sankt Augustin-Menden brutal zusammengeschlagen. Sie erlag wenige Tage später ihren schweren Verletzungen. Vom Täter fehlt jede Spur.
Ohne Verurteilung wird wohl auch der Mordfall Claudia O. bleiben. Die Lohmarer Gastronomentochter wurde erwürgt, vermutlich von einem Einbrecher, den sie überraschte. Ein schon damals Verdächtiger geriet 20 Jahre später erneut ins Visier der Ermittler, ein Haftbefehl musste aber wieder aufgehoben werden.