Äpfel gleich als SaftFrüchte sammeln und direkt zur biologischen Station bringen
Eitorf/Lohmar – 320 Kilo bringen unsere Äpfel auf die Waage. „Für einen einzelnen Anlieferer ist das beachtlich, denn Sie haben dafür sicherlich eine ganze Menge Arbeit investiert“, sagt Dieter Steinwarz anerkennend. Er ist Leiter der Biologischen Station Rhein-Sieg in Eitorf und koordiniert am Samstag und Sonntag die Annahme der Tonnen von Äpfeln, die anschließend zu Fruchtsaft gepresst werden.
Einen Tag zuvor: Etwas ratlos stehen mein Bruder Nicolas und ich unter den beiden Apfelbäumen bei unserem Opa. Wie können zwei einzelne Bäume so viele Früchte tragen? Wir sind spät dran mit der Ernte in diesem Jahr, viele Äpfel sind bereits zu Boden gefallen und faulen auf dem Kiesweg vor sich hin. Wir sortieren die minderwertigen Früchte aus und schaufeln sie in eine Schubkarre – Schneeschippe statt Apfelpflücker. Ein paar Druckstellen wiederum sind nicht schlimm – die Äpfel landen ja nicht auf dem Kuchen, sondern in der Saftpresse.
Das Meiste hängt jedoch noch an den Bäumen. Wir greifen nach den untersten Äpfeln, die wir mit den Händen erreichen können, doch die größten und schönsten hängen hoch oben in der Baumkrone. Selbst mit dem Teleskop-Pflücker kommen wir nicht heran.
Eine andere Lösung muss her – setzt man auf Apfelplantagen nicht eine Art Rüttler ein? Kurzerhand klettert Nicolas in den Baum und schüttelt die Äpfel herunter. Zu Dutzenden prasseln sie auf den Hang und meinen Kopf, während ich eine Plane halte, um ein paar Äpfel abzufangen.
Die vier Bütten, die wir besitzen, reichen nicht aus für diese umfangreiche Ernte. Wir füllen sechs weitere Kisten und laden sie in den Kofferraum unseres Passats, der mit mehr als 300 Kilo Ladung deutlich tiefer liegt. Damit geht es Richtung Eitorf, zum Gelände der ZF Friedrichshafen AG, wo die Biologische Station unsere Ernte entgegennehmen wird.
Der entscheidende Standortvorteil: Dort gibt es eine Autowaage. Zwei Mal wird das Auto gewogen, einmal mit Äpfeln, einmal ohne, die Differenz liegt nun in einem der drei Container. „Wir haben Leute, die mit zwei Tüten kommen, andere kommen mit dem Traktor und liefern auf einen Schlag zwei Tonnen an“, schildert Steinwarz. Vor Ort können die Äpfel direkt in Saft eingetauscht werden, im Verhältnis von eins zu zehn. Wir bekommen für unsere Anlieferung fast acht Sechser-Kästen, lediglich den Flaschenpfand müssen wir bezahlen.
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Die Äpfel werden in eine Kelterei in Bad Hönnigen bei Andernach gebracht und zu Saft verarbeitet, erklärt Steinwarz. „Daraus entsteht ein spezieller Streuobstsaft aus dem Rhein-Sieg-Kreis, der überall zu kaufen sein wird.“ Das Obst wird auch nicht mit Erzeugnissen anderer Regionen vermischt. „In guten Jahren haben wir zusammen mit unseren eigenen Äpfeln 90 Tonnen, in anderen nur 20. Dieses Jahr ist die Ernte aber gut“, sagt er, während seine Helfer unseren Lohn in Form von Saftkästen in den Kofferraum laden.