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Bergischer HofWindecker Hotel schließt nach 136 Jahren

Lesezeit 3 Minuten
Bergischer_Hof

Mit dem Aus im Bergischen Hof geht eine 136 Jahre währende Gastronomie-Tradition in Schladern zu Ende.

Windeck – „Da geht ein Stück altes Windeck. Das ist traurig.“ Dass das Traditionshotel „Bergischer Hof“ samt Gaststätte zum 30. Juni für immer seine Türen schließt, kommentiert nicht nur Bürgermeisterin Alexandra Gauß mit Bestürzung. Der nach wie vor für den Tourismus an der Oberen Sieg engagierte Vorbesitzer Wolfgang Bredenbock spricht gar von einer „Katastrophe“, zeigt für seinen Nachfolger Jens Ginsberg aber dennoch Verständnis.

Der neue Besitzer will den Hotelkomplex an der Elmoresstraße für Betreutes Wohnen umbauen. Damit geht an dieser Stelle eine Bewirtungstradition zu Ende, die bis ins Jahr 1886 zurückreicht. Gleichzeitig schließt in Dattenfeld die Gastronomie des Burgcafés. Dort soll aber der Hotelbetrieb weiterlaufen.

Betreiber bedauert Schließung

„Es ist sehr, sehr schade“, meint auch Jens Ginsberg. Der gelernte Hotelier hatte den Bergischen Hof 2015 von Gabriele und Wolfgang Bredenbrock gekauft, renoviert und dort das Restaurant „Dorfkind“ eröffnet. Zweifellos hätte er noch ein paar Jahre weitermachen können, räumt Ginsberg ein.

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Zu dem überraschenden Kaufangebot sei im vergangenen Jahr aber ebenso unerwartet die Ankündigung des Kochs gekommen, die Stelle zu wechseln. „Da habe ich mir gedacht: »Dann muss es eben so sein«“, erinnert er sich.

Obere Sieg nicht attraktiv genug

Aus der Sicht von Ginsberg entwickelt sich der Tourismus an der Oberen Sieg nicht wie erhofft. „Wir hatten 42 bis 45 Prozent Auslastung in den besten Zeiten, ab 55 Prozent wird es aber irgendwo interessant.“ Zum einen habe die Obere Sieg zu wenige Attraktionen und Aktivitäten zu bieten, zum anderen habe der Naturerlebnispark Panarbora nicht so auf Windeck ausgestrahlt, wie gehofft.

Die Corona-Pandemie sieht er eher zweitrangig als Grund für die Entwicklung. Sicher hätten Gäste deshalb gefehlt. „Wenn wir öffnen durften, war das Restaurant gut besucht. Die Hilfen kamen auch an.“ Um das Hotel im gewohnten Standard weiter zu betreiben, seien angesichts gestiegener Erwartungen bei den Gästen kräftige Investitionen nötig gewesen.

Hinzu komme, dass die Personalkosten mit zwölf Euro Mindestlohn auch in den oberen Lohngruppen weiter ansteige. „Wer will schon für ein Schnitzel 20 Euro bezahlen?“, fragt sich der Hotelier. Generell sei es ein Riesenproblem, überhaupt Personal zu bekommen.

Betreiber zieht sich Burg-Café zurück

Die Lücken selbst zu füllen und sein Leben ganz auf den Betrieb auszurichten, sei nie sein Ziel gewesen. Ginsberg denkt daran, die Branche zu wechseln, ist aber auch für andere Wege offen.Derweil räumt im Nachbarort Dattenfeld ein weiterer Gastronom das Feld. Ausschließlich familiäre gesundheitliche Gründe hätten zu dem Entschluss geführt, sich Ende Februar aus dem Burg-Café zurückzuziehen, erklärt Michael Collin.

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Neben dem Traditionsunternehmen Bergischer Hof hat ein weiterer Gastronom seinen Rückzug erklärt: Michael Collin vom Dattenfelder Burg-Café. Dort läuft der Hotelbetrieb allerdings weiter.

Auch er unterstreicht, dass Corona-Verluste größtenteils durch staatliche Hilfen ausgeglichen wurden und betont ausdrücklich, dass der Hotelbetrieb von Besitzer Franz-Josef Wernze weitergeführt werde. Buchungen würden entgegen genommen.

Anders als Jens Ginsberg sieht Windecks Bürgermeisterin Alexandra Gauß den Tourismus an der Oberen Sieg im Aufwind, „auch wenn wir nicht die touristische Tradition wie das Allgäu haben“. Die Ferienwohnungen würden gut gebucht, weiß sie von Ihren Touristikerinnen. Dass Hotels wie der Bergische und der Hurster Hof aufgäben, sei sehr schade. „Wir haben nach wie vor Tagesgäste und Leute, die auch etwas essen und trinken möchten.“

Verständnis für Jens Ginsberg bringt Wolfgang Bredenbrock bei aller Trauer als pensionierter Vollbluttouristiker dennoch auf. „Er ist noch jung und hat jetzt die Chance zu einem Neubeginn.“