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DoppeldemoEitorfer machten Klammer um Krieg und Klima

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Auch Kinder setzen ein Zeichen der Solidarität mit der  Ukraine und riefen zum Frieden auf.

Eitorf – Fahnen schwenkend, singend, auf dem Fahrrad und zu Fuß, bunt und vor allem mit klarer Ansage haben sich am Samstagmittag in Eitorf mehrere Hundert Menschen zum Protest gegen den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeführten Krieg gegen das ukrainische Volk versammelt. Exakt eine Woche und zwei Tage nach dem ersten Angriff folgten sie dem Aufruf zur Doppeldemonstration, die eine Klammer machte um Klima und Krieg.

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Barbara Fischer (59) hatte zur Friedensdemonstration aufgerufen.

„Wir sind hier, weil wir alle den gleichen Wunsch im Herzen tragen: den Wunsch nach Frieden“, erklärte Barbara Fischer, „je mehr Menschen nein zum Krieg sagen, umso weniger wird es möglich sein, Freiheit und Demokratie zu zerstören.“

Über die Sozialen Medien hatte die 59-jährige ihr Bedürfnis nach einer Friedensdemonstration geäußert. Schnell wuchs der Kreis derer, die mit auf die Straße gehen wollten. Für viele sollte sich die Demo als Zeichen der Solidarität erweisen. „Stoppt das Blutvergießen“, „Wir wollen Frieden“, „Putin, du Faschist“ – die auf Tüchern und Pappschildern aufgemalte Botschaften sprachen eine deutliche Sprache. „Mir stonn zesamme, gemeinsam gegen den Krieg“ – auch die Karnevalsgesellschaft „De Löschmuckels“ zeigte klare Kante; die Karnevalisten hielten blau-gelbe Schilder und eine Fahne in Händen.

Zusammenhang mit Energie aus Russland

„Es schockiert uns, diese starke Abhängigkeit zu spüren“, sagte Carmen Ulmen vom Eitorfer Klimatreff. Sie schwor die Teilnehmenden auf die Fahrraddemo ein. Am Vormittag war eine größere Gruppe unter dem Dach der weltweiten Fahrradbewegung „Critical Mass“ (zu Deutsch: kritische Masse) auf der Strecke durch das Gewerbegebiet im Auel über Alzenbach, Halft und wieder zurück. Die beiden Veranstaltungen seien bewusst verknüpft, „es gibt eine klare Verbindung“, so Ulmen. „Die Mobilitätswende, für die wir hier in so einer Critical Mass demonstrieren“, sei ein wichtiger Teil der großen Energiewende. „Das steht groß in der Diskussion, weil wir unsere Energie aus Putins Russland beziehen, da fügt sich alles zusammen.“

Ebenso sehen es Kornelia und Friedrich Schoen. „Mit Muskelkraft und viel Verstand kommen wir durchs ganze Land“ steht in großen Lettern auf dem am Rad des dreifachen Familienvaters angebrachten Pappschild. Das Kinderrad seines Vierjährigen hat er vorsichtshalber angekuppelt, „hätten wir sichere Radwege, könnte er selbst fahren.“ Zur Doppeldemo trieb es die Familie in – passenderweise – doppelter Hinsicht: Sie wünscht sich mehr innerörtliche Radwege, auch oder gerade im ländlichen Raum, „größere Städte wie Hamburg sind da deutlich weiter.“ Zudem bieten die Schoens einer jungen fünfköpfigen Familie aus der Ukraine ein Dach über dem Kopf.

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Die Doppeldemo wurde vielfach zur Familienangelegenheit, die Schoens (rechts) aus Eitorf kamen mit dem Rad und beherbergen Geflüchtete.

Aktuell würden viele Maßnahmen vorbereitet, um die Belastung der Hilfesuchenden ein wenig zu mildern, erklärte Vizebürgermeister Alexander Jüdes, der den erkrankten Bürgermeister Rainer Viehof vertrat, am Mikrofon. Jüdes fand bewegende Worte: „Wir leisten heute hier in Eitorf nur einen kleinen Beitrag für den Frieden, aber definitiv keinen unbedeutenden. Freiheit, Vielfalt und Demokratie werden immer siegen.“

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Mehrere Hundert Menschen versammelten sich am Samstag auf dem Eitorfer Marktplatz.

Inmitten der Demonstranten standen Taras und Olga mit ihren drei kleinen Kindern. Das Älteste ist vier Jahre, Baby Vivian gerade einmal einen Monat alt. Weder die Kinder noch ihre Eltern verstanden die Worte, die aus Lautsprechern drangen, was um sie herum gesagt oder gesungen wurde. Die Familie hatte aus der Ost-Ukraine fliehen müssen. Einen Tag vor der Friedensdemo waren sie in der Gemeinde Eitorf angekommen. Zur Verständigung muss einstweilen eine Übersetzungs-App ausreichen. Diese Demonstration sei „sehr wertvoll“, so die junge Mutter auf die Frage, was sie gerade besonders bewege. Sie sprach von freundlicher Aufnahme, netten Menschen und von „bedeutender Unterstützung“.

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Die Gemeindeverwaltung bereitet sich auf die Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine vor. Wer eine Unterkunft anbieten will, kann sich unter 02243/89-108 oder per E-Mail melden: buergermeister@eitorf.de