Das Aus für die ganze Branche drohe, sagt ein Sprecher. Illegale Pyrotechnik nehme dann vermutlich weiter zu.
Feuerwerk-PetitionWeco in Eitorf warnt: Sollte ein Böllerverbot kommen, machen wir dicht
„Sollte das Böllerverbot kommen, bedeutet das im Umkehrschluss, dass wir von heute auf morgen dichtmachen müssen.“ Oliver Gerstmeier, Pressesprecher der Feuerwerksfabrik Weco in Eitorf, findet deutliche Worte zum bundesweiten Böllerverbot, das die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordern. Sie übergaben am Montag, 6. Januar, an das Bundesinnenministerium zwei Petitionen, die von insgesamt über 1,9 Millionen Menschen unterschrieben worden sind.
Sollte die geforderte Gesetzesänderung kommen, bedeute dies das Aus für eine ganze Branche, so der Weco-Sprecher. Dass ein Böllerverbot im Gegenzug Verletzungsgefahr senke und Angriffe auf Einsatzkräfte weniger werden, das sieht Gerstmeier nicht.
Weco setzt Kugelbomben bei den Kölner Lichtern ein
Unter dem Eindruck der Geschehnisse der Silvesternacht, wo besonders in Berlin chaotische Zustände herrschten und Einsatzkräfte gezielt mit Pyrotechnik angegriffen wurden, empfindet er die Diskussion als zu pauschal geführt. „Das, was zum Jahreswechsel passiert ist, ist in der Tat erschreckend“, sagt Gerstmeier. „Das kann so nicht weitergehen, da muss etwas passieren.“
Es gebe schließlich ein Sprengstoffgesetz, dessen Umsetzung in Deutschland geregelt ist: Feuerwerk der Kategorie 2 dürfe an drei Tagen im Jahr gekauft und nur an einem Tag abgefeuert werden. Der Rest sei ausgebildeten Pyrotechnikern mit einem Feuerwerksschein vorbehalten, dazu zählten die nächst starken Kategorien 3 und 4, die „schlimmste“, wie er sagt. Die Kugelbomben gehörten dazu. Ein 24-Jähriger war beim Abfeuern einer solchen Kugelbombe gestorben, das sei auch in der Vergangenheit schon vorgekommen, sagt Gerstmeier.
„Es ist eindeutig, dass die schrecklichen Unfälle auf illegales Feuerwerk zurückzuführen sind, auch auf Eigenkonstruktionen.“ Weco stelle Kugelbomben her, genau wie Betriebe in China, Spanien, Portugal und Japan. Bei Großveranstaltungen wie den Kölner Lichtern setzen die ausgebildeten Pyrotechniker von Weco die Kugelbombe ein, wenn am Himmel ein besonderer pyrotechnischer Effekt entstehen solle.
7,5 Zentimeter misst die kleinste Variante, bei der bereits beim Zünden ein Sicherheitsabstand von 100 Metern eingehalten werden muss. Zum Vergleich: Beim frei verkäuflichen Feuerwerk der Kategorie F2 sind es acht Meter.
Die größte Kugelbombe hat 21 Zentimeter Durchmesser. Abgefeuert würden sie aus einem speziellen Fieberglasrohr in der Regel mit einem elektronischen Impuls. Denn sie detonierten so schnell, „da können Sie nicht mal in die Hände klatschen, wie das aus dem Rohr rausschießt“. Und auch die Rohre müssten im Boden eingegraben oder wie Weco es bei den Kölner macht, in Holzkästen verschraubt werden, die mit Erdnägeln gesichert sind.
Weco-Sprecher: Durch ein Feuerwerksverbot käme noch mehr illegale Pyrotechnik in Umlauf
Sollte nun – wie von der Polizeigewerkschaft GdP und der Umwelthilfe gefordert – das private Abfeuern von Feuerwerk verboten werden, käme noch mehr illegales Feuerwerk auf den Markt, davon sind Gerstmeier und das Team bei Weco überzeugt. Die Leute, die bereits jetzt verantwortungslos mit Feuerwerk umgingen und sich mit illegaler Pyrotechnik eindeckten, würden sich nicht ans Regelwerk halten.
Auch die Gewalt gegen Einsatzkräfte sei dadurch nicht einzudämmen: „Diese Leute würden doch jedes Mittel einsetzen.“ Nicht Feuerwerk sei Ursache, sondern ein gesellschaftliches Problem.
Gleichzeitig bedeute eine Gesetzesänderung, dass Weco nicht überleben werde. Bereits in der Corona-Pandemie hatte das Böllerverbot die pyrotechnische Fabrik in Schieflage gebracht, ein Werk in Freiberg hatte Weco 2021 schließen müssen. „90 Prozent des Umsatzes machen wir am Jahresende mit dem Feuerwerksverkauf“, sagt Gerstmeier. Zentrale Großfeuerwerke, wie sie als Alternative vorgeschlagen wurden, könnten die Branche finanziell nicht retten. Außerdem: „So viele ausgebildete Pyrotechniker gibt es gar nicht.“
Die Nachfrage nach privatem Feuerwerk sei im dritten Jahr in Folge so hoch wie noch nie, sagt Gerstmeier: „Wir haben 20 Prozent mehr Ware ausgeliefert und gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent mehr abgesetzt worden sind.“ Der Großteil der Menschen feiere normal und friedlich und wende Pyrotechnik sachgemäß an. „Die würde man mit dem Verbot bestrafen.“
Nur eins verkaufe sich nicht, das sei die Erkenntnis der letzten fünf Jahre, wo auch Weco an der plastikfreien Rakete arbeitete: geräuschreduziertes Feuerwerk. „Das funktioniert am Markt nicht. Wir bieten es an, aber es will keiner.“