Das Unternehmen von Bäckermeister Wolfgang Auth ist die letzte von ehemals 28 Bäckereien, die von Eitorfern betrieben wird.
FamilienunternehmenMit 88 Jahren steht der Seniorchef noch immer in der Eitorfer Backstube
Dieser Mann ist ein Phänomen. Trotz seiner 88 Jahre steht er noch täglich in der Backstube und hinter der Theke der Bäckerei an der Brückenstraße und hilft dort nach Kräften. Mit Stolz berichtet Bäckermeister Wolfgang Auth, dass sein Unternehmen die letzte und einzige Bäckerei von ehemals 28 sei, die von Eitorfern betrieben werde.
Sohn und Schwiegertochter arbeiten ebenfalls in der Eitorfer Bäckerei
Das sei nur möglich, weil es sich um einen familiengeführten Betrieb handele, betont er. Die anderen Bäckereien werden heute von Auswärtigen geführt, oder es handelt sich um Filialen. Eine Reihe der Betriebe existiert nicht mehr. Dafür seien vor allem die Supermärkte und die vielen Backfilialisten verantwortlich, meinen Wolfgang Auth und sein Sohn Frank (61), ebenfalls Bäckermeister, der wie auch Schwiegertochter Beate (50) im Unternehmen mitarbeitet.
Das wurde 1935 von Robert Auth, dem Vater des Seniorchefs, gegründet, als er eine andere Bäckerei übernahm. Dessen Sohn Wolfgang arbeitet bereits seit 1950, also seit 74 Jahren, in der Bäckerei Auth. Morgens habe er damals noch vor der Schule Brötchen mit dem Fahrrad ausfahren müssen, erinnert sich Auth. Auch die Lehre startete er im elterlichen Betrieb und fuhr dann ebenfalls noch Brötchen und Brot mit dem Zweirad aus.
Beim Brötchenausfahren versagten die Bremsen am Fahrrad
Einmal versagten beim Brötchenausfahren die Bremsen an seinem Fahrrad, und er stürzte mitsamt dem Brötchenkorb eine steile Böschung hinunter, blieb aber ohne größere Verletzungen. Zu seiner morgendlichen Brötchentour gehörte auch die Belieferung der Familie Boge in der Villa gegenüber dem Bahnhof.
Für seine treuen Lieferdienste wollte die Familie dem Bäckerlehrling am Heiligenabend als ein besonderes Geschenk machen. Doch ausgerechnet an diesem Tag konnte Auth seine Semmeltour nicht antreten und ließ sich durch einen Bekannten vertreten. Der kassierte dann auch das Präsent, eine zu dieser Zeit begehrte Armbanduhr, ohne Auth davon etwas zu sagen. Das ärgerte den Bäckerlehrling natürlich gewaltig.
Wolfgang Auth besuchte die Berufsschule in Hennef und legte seine Meisterprüfung in Bonn ab. Bis vor wenigen Jahren war der 88-Jährige noch mit dem Fahrrad unterwegs, das er inzwischen allerdings nicht mehr benutzt. Wie lange kann und möchte Senior-Bäckermeister Wolfgang Auth noch weiterarbeiten, in der Backstube und hinter der Verkaufstheke seinen Mann stehen? „Wenn ich es gesundheitlich schaffe, möchte ich das machen, bis ich 100 Jahre geworden bin“, kündigt Auth schmunzelnd an.
Sein Sohn Frank ist davon überzeugt, dass ihre Familien-Bäckerei auch weiterhin bei Backwaren und Kuchen eine besonders gute Qualität garantieren könne, weil sich die ganze Familie auf diesen einen Betrieb konzentriere und keine weitere Filiale betreibe. Es sieht übrigens so aus, als könnte die Bäckerei Auth auch weiterhin als Familienbetrieb weitergeführt werden. Denn Enkel Daniel (22) hat eine Bäckereilehre im elterlichen Betrieb begonnen und denkt darüber nach, diesen später auch zu übernehmen.