Vor Jahrzehnten richtete ein Feuer verheerende Zerstörung an und machte das Dorf endgültig zum „Lost Place“.
„Lost Place“Die Ruinen von Kölschbach – Dorf im Bergischen nach Feuer verlassen

Die Ruinen von Kölschbach liegen mitten im Wald und sind stark verfallen.
Copyright: Jan Voß
Der „Lost Place“ Ruinen von Kölschbach ist nur mit einigem Aufwand zu finden. Tief im Wald liegen die Überreste des einstigen Dorfes verborgen. Früher lebten hier mehrere Familien ein meist bescheidenes Leben. Die Bedingungen waren schwierig. Am Ende zerstörte ein Feuer alles, was noch von dem Dorf übriggeblieben war.
Die Überreste sind heute kaum noch zu erkennen. Dichte Brombeersträucher überziehen das Gelände. Wer die Ruinen von Kölschbach besucht, sollte festes Schuhwerk tragen, immer wieder stolpert man über lose Steine und Geröll, bleibt mit den Klamotten an Dornen hängen.
Überreste von altem Dorf im Bergischen: „Lost Place“ Ruinen von Kölschbach
Doch wer sich ein wenig Zeit nimmt, der begreift irgendwann, dass diese losen Steine, auf denen man steht, nichts anderes sind, als die zerfallenen Fundamente der einstigen Siedlung.

Der Zugang zu einem Raum ist noch zu erkennen.
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An einer Stelle durchschneiden die aus Beton gegossenen Mauern eines Zimmers die Landschaft. In einer Mulde sind die Bögen eines Kellergewölbes unter umgestürzten Bäumen zu erahnen. Alte Rohre ragen aus dem Boden und führen ins Nichts. Und über alldem ragt auf einer Anhöhe ein massives Stück einer Hauswand in die Höhe.
Historiker über Kölschbach: „Ein typisches Dorf für Nutscheid“
Ursprünglich lebten in Kölschbach rund 15 Familien. Das Dorf bestand aus ungefähr sieben bis acht Höfen. „Ein typisches Dorf für Nutscheid“, erzählt Heimatforscher Andreas Lutz im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Rohre führen in den Untergrund. Einen Zweck haben sie heute nicht mehr. Kölschbach ist längst ein „Lost Place“.
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Nutscheid ist ein Höhenzug zwischen den Flüssen Sieg und Bröl im Bergischen Land. Es ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in der Gegend. Zu den Höfen, die weiter verteilt in der Landschaft errichtet wurden, führten keine eingeschriebenen Straßen.
Die Not war einfach so groß, das kann man sich einfach nicht mehr vorstellen heute.
Die Menschen waren einfache Bauern. Der Boden war sauer und gab nicht viel her. Es waren kleine Höfe, mit vielleicht einer Kuh und einem Garten mit Gemüse-Anbau.

Eine Steinmauer eines der Höfe von Kölschbach ragt gespenstisch in die Höhe.
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Auch die Familie von Andreas Lutz, der heute für das Museum Altwindeck zuständig ist, kam aus Kölschbach. Doch das Leben war schwer, die Bodenerträge waren kläglich. „Die Not war einfach so groß, das kann man sich einfach nicht mehr vorstellen heute“, so Lutz.
Viele Menschen waren dem Hungertod ausgeliefert
Hinzu kamen die nahezu unmenschlichen Abgaben, welche die Bewohner früher an die Kirche entrichten mussten, berichtet der Heimatforscher weiter. „Das Land war von der Kirche verpachtet und wer nicht mehr zahlen konnte, der war oft dem Hungertod ausgeliefert.“

Alte Bögen von Kellergewölben erheben sich aus dem Waldboden.
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Auch das fränkische Erbrecht trug erheblich zur Verarmung der Bevölkerung bei, weil die Schulden auf die Nachkommen umgeschrieben wurden. Die Leute waren meist gezwungen, noch nebenher etwas zu erwirtschaften. Viele suchten auf eigene Faust – und auch auf eigene Gefahr – nach Erzen. Ein Unterfangen, das vornehmlich glücklos endete.
„Lost Place“ Kölschbach wird erstmals zur Dorfwüstung
Dann kamen mehrere heiße und feuchte Sommer in den 1840er-Jahren. Die Folge waren verheerende Missernten. Ein Großteil der Menschen, die in Kölschbach lebten, hatten nichts mehr zu essen und mussten ihre Höfe aufgeben. Kölschbach wurde schon damals bereits zum ersten Mal zur Dorfwüstung.

Einige Wände des einstigen Hofes in Kölschbach stehen noch. Den Rest hat ein Feuer endgültig zerstört.
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Der letzte Hof wurde um 1900 auf dem ehemaligen Gelände von Kölschbach gebaut. Lange Jahre lebten hier Familien ein abgeschiedenes Leben, bis Anfang der 1970er-Jahre ein Feuer auch dieses letzte Anwesen zerstörte.
Was beim „Lost Place“ Ruinen von Kölschbach wirklich zu sehen ist
Die Überreste dieses letzten Hofes sind es, welche als Ruinen von Kölschbach heute noch als „Lost Place“ gefunden werden. Das ursprüngliche Dorf war natürlich viel größer. Doch von den anderen Gebäuden ist schon lange nichts mehr übriggeblieben – der Grund für ihr Verschwinden klingt heute völlig unglaubwürdig.

Vermutlich handelt es sich um einen Kellerraum des letzten Hauses in Kölschbach.
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„Das eigentliche Dorf Kölschbach wurde im 19. Jahrhundert abgebaut. Als die Bevölkerung abwanderte, nahm sie ihre Häuser mit“, erklärt Andreas Lutz im Gespräch mit dieser Zeitung.
Dorf Kölschbach könnte heute in Südamerika stehen
Lutz: „Die Materialien wurden dann für andere Häuser verwendet. Meist handelte es sich ja um Fachwerkhäuser, und die Balken und das Dach waren das Wichtigste, das nahm man dann mit und baute es woanders wieder auf.“

Das Gelände der Ruinen von Kölschbach ist nur schwer zugänglich, überall sind Brombeersträucher, umgekippte Bäume liegen quer.
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Das sei zu dieser Zeit weit verbreitet gewesen. Häuser wurden abgerissen und die Baumaterialien per Schiff den Rhein heruntergebracht. Da viele der Menschen damals nach Übersee auswanderten, könnten einige der Gebäude aus Kölschbach heute noch in Südamerika stehen, vermutet der Historiker. Belege gibt es dafür aber nicht.
Wie man den „Lost Place“ Ruinen von Kölschbach findet
Für Interessierte, die den „Lost Place“ Ruinen von Kölschbach besichtigen wollen, folgen der Nutscheidstraße in Waldbröl. Die Straße führt am Galgenberg vorbei. An einem Wanderparkplatz zwischen der Höhenrather Straße und Fort Ommeroth führt der Wanderweg 28 „Graf-Engelberg-Weg“ vom Sauerländischen Gebirgsverein in den Wald.
Wer dem Weg einige Minuten folgt, kommt an einer Gabelung rechter Hand an Picknickbänken vorbei. Hier dem Weg rechts weiter folgen. Nach einer Biegung findet sich links am Wegesrand eine RWE-Trafostation. Sie trägt passenderweise den Namen „Kölschbach“, denn schräg gegenüber ist man am Ziel, bei den Ruinen von Kölschbach.