Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

OrtsterminMauerreste erinnern an ein einst großes Dorf

Lesezeit 3 Minuten

Andreas Lutz und Käthe Brokop schwelgen in den alten Fotos aus Kölschbach. Das Bild rechts zeigt sie als kleines Mädchen im Dorf.

Windeck – Wenn Käthe Brokop von Kölschbach erzählt, leuchten die Augen der 66-Jährigen auf. Hoch oben auf den Höhen des Nutscheid hat sie die ersten fünf Jahre ihrer Kindheit auf dem Hof verbracht, an den heute nur noch ein paar Mauerreste erinnern. Dass dort einmal mindestens zwölf Höfe ein ganzes Dorf bildeten, weiß heute kaum noch jemand.

Wer zwischen den beiden einsamen Höfen Ommeroth und Hahnenbach durch die Wälder streift, der bleibt verwundert stehen, wenn er auf einmal mitten im Busch eine Trafostation mit dem Namen Kölschbach entdeckt. Vor wenigen Jahren hat RWE auf der Nutscheid seine Freileitungen unter die Erde verlegt, die dort Hahnenbach, Ommeroth und Höhnrath verbinden. Über der Trasse hängt das Telefonkabel der Telekom noch immer an hölzernen Telegrafenmasten. Unweit des Trafos trifft der Wanderer auf die Reste des Hofes, der bewirtschaftet wurde, bis ihn Anfang der 70er-Jahre ein Feuer zerstörte.

Wo heute nur noch wenige Wiesen den Wald mit Laub- und Nadelbäumen unterbrechen, erstreckten sich Anfang der 50er-Jahre noch weite Felder, auf denen Käthe Brokops Vater Heu machte und Rüben erntete. Bis in die 40er-Jahre des 19. Jahrhunderts habe es dort zwischen zwölf und 48 Höfe gegeben, hat Andreas Lutz vom Museum Altwindeck herausgefunden. Der Heimatforscher Emil Hundhausen berichtet von immerhin noch 32 Einwohnern im Jahr 1863. Für 1962 hat er noch sechs Bewohner registriert.

Mehrere heiße Sommer hätten in den 1840er-Jahren zu mehreren Missernten hintereinander geführt, berichtet Lutz. Zusätzlich habe die Krautfäule die Kartoffelfelder befallen. „Die Leute mussten sich hoch verschulden, um neues Saatgut kaufen zu können.“ Andere seien dem Hungertod nur entkommen, indem sie ihre Höfe aufgaben und nach Amerika auswanderten. Ein findiger Landrat des Kreises Waldbröl, zu dem Windeck bis 1932 gehörte, habe günstig Land gekauft und später vererbt. Auch ein Vorfahre von Lutz, der sich damals noch Luz schrieb, hatte Kölschbach zeitweise gepachtet und bewirtschaftet.

Schon früh, so weiß der Heimatforscher, seien die Höfe mit Telefonen verbunden gewesen. Wer aus Hahnenbach Verwandten in Hennef eine Nachricht zukommen lassen wollte, drehte an der Kurbel, es klingelte in Kölschbach, die Nachricht wurde übermittelt. Die Pächter gaben die Nachricht aus Kölschbach nach Ommeroth weiter. Dort gab es einen Anschluss über das Bröltal ans öffentliche Netz. Der hölzerne Telefonapparat, der ganz ohne Stromanschluss funktioniert hatte, steht heute im Heimatmuseum Altwindeck.

Dass die Leitungen auch nach dem verheerenden Feuer noch funktionierten, sollen sich GIs zunutze gemacht haben, die damals auf dem Nutscheid stationiert waren. Sie hätten das Kabel bei einem Zug durch die Wälder entdeckt, einen Apparat angeschlossen und kostenlos in die Heimat telefoniert. Der Eigentümer von Kölschbach hat sich dann über eine horrende Rechnung gewundert, berichtet Andreas Lutz amüsiert.

Käthe Brokop erinnert sich an eine schöne Kindheit auf dem alten Hof. Sommer wie Winter sei der Postbote aus Schladern gekommen. „Ich durfte seinen Henkelmann leer machen, während er bei uns verköstigt wurde“, erzählt die Seniorin. Alte Bilder erinnern daran, dass regelmäßig ein Schuster auf dem Motorrad vorbei kam, um sein Handwerk auf dem Hof auszuüben. Regelmäßig habe es auch Besucher und Mitbewohner aus Köln gegeben. Obwohl sie nur bis zu ihrem sechsten Lebensjahr 1953 in Kölschbach lebte und später mit ihrer Familie nach Altwindeck zog, zieht es Käthe Brokop noch heute regelmäßig zum Pilzesammeln auf die Höhe.