RegionalwettbewerbSchülerInnen stritten kompetent bei „Jugend debattiert“
Eitorf – Die jungen Leute, die sich am Donnerstag im Siegtal-Gymnasium dem Regional-Wettbewerb „Jugend debattiert“ stellten, hatten vielen der omnipräsenten TV-Talk-Promis zwei Dinge voraus: eine von Toleranz geprägte Streitkultur und fundierte Sachkenntnis der Debatten-Themen.
Auf dem Weg zum Bundesfinale in Berlin, zu dem die Besten der gut 226 000 teilnehmenden Schüler und Schülerinnen aus 1309 Schulen aller Bundesländer reisen werden, hatten am Vormittag in den beiden Altersgruppen (Klassen 8 bis 10 und Jahrgangsstufen 10 bis 13) jeweils zwei Viererteams um den Einzug ins Regionalfinale gekämpft. Aus 15 Bonner und Kölner Schulen sowie Bildungseinrichtungen des Rhein-Sieg-Kreis rekrutierten sich die Teilnehmer des Eitorfer Regionalentscheids.
24 Minuten Redezeit pro Team
„Soll das Reparieren von defekten Elektrogeräten Unterrichtsfach werden?“ war ein Thema der Altersgruppe I, die älteren diskutierten vormittags im Leonardo etwa darüber, ob Bürger per Losverfahren zur Mitarbeit im Gemeinderat verpflichtet werden sollten.
Der Wettbewerb
Seit 18 Jahren gibt es „Jugend debattiert“. Erprobt wurde der Wettbewerb 2001 in Frankfurt, im selben Jahr ließ ihn der Bundespräsident unter seiner Schirmherrschaft auf die gesamte Republik ausweiten.
Nach der Regionalebene geht es über die Landes-Qualifikation und den Landeswettbewerb bis zum Bundesfinale in Berlin mit 64 Teilnehmern – pro Altersgruppe zwei Teilnehmer je Bundesland. Mit 237 Schulen und knapp 50 000 Schülerinnen und Schülern ist NRW (Bayern 142, Baden-Württemberg 138) in diesem Jahr das Bundesland mit den meisten Teilnehmern. (loi)
„Soll der öffentliche Busverkehr in den Kommunen . . . auf Elektrobetrieb umgestellt werden?“, lautete nachmittags das Finalthema der Altersgruppe I. 24 Minuten standen den vier Teilnehmern (je zwei auf der Pro- und Kontra-Seite) zur Verfügung, um ihre Positionen (je zwei Minuten) darzulegen, in freier Aussprache zu diskutieren (insgesamt zwölf Minuten) und im Schlusswort je 60 Sekunden lang das Publikum und die sechsköpfige Jury für sich zu gewinnen.
Strukturiert wurden Argumente für beide Seiten ausgetauscht. So kam der Einsatz von Kindern im Kongo zur Gewinnung der Rohstoffe für die Batterien und das Entsorgungsproblem ebenso auf den Tisch wie die Reduzierung der Schadstoffe in den Städten oder die langen Lade- und kurzen Laufzeiten der Busse. „Da muss ich widersprechen“ oder „Dein Argument ist nicht plausibel, denn mir stellt sich die Frage“, waren einige Formulierungen, mit denen die Teilnehmer ihre eigenen Meinungen forcierten, aber immer fair, dosiert, bestimmt und sachlich. Die Teilnehmer, die sich zehn Tage lang auf die Themen vorbereiten konnten, mussten überaus flexibel sein. Wurde doch die Pro- oder Kontra-Seite erst vor Debattenbeginn zugelost. Es galt also, auch eine Meinung zu vertreten, die vielleicht gar nicht die eigene war. Nachdem die Juroren ihre Notizen zu Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft ausgewertet hatten, verkündete Regional-Koordinator Knut Bender die Sieger.
Landesqualifikation in Oberhausen
Constantin Künzel vom Städtischen Gymnasium Hennef, der die Pro-Elektro-Bus-Argumente vertrat, hatte die Nase in der Gruppe I vorn. Er darf damit an der Landesqualifikation in Oberhausen teilnehmen und hat nun wie die Zweitplatzierte Johanna Sartoris (Siegtal-Gymnasium Eitorf) ein Ticket für ein Debatten-Seminar in Kronenburg in der Tasche. Den dritten Platz belegte Marit Lippling (Kopernikus Gymnasium Niederkassel), den vierten Maike Borgelt (Gesamtschule Niederkassel).
Das Regionalfinale der Altersklasse II war in der Hand von Bonner Schulen. Hier debattierten Julian Ackermann (Sieger), Felicitas von Bargen (4., beide Beethoven Gymnasium), Pascal Führing (2., Collegium Josephinum) und Nikita Welter (3., Kardinal-Frings-Gymnasium), ob Kommunen für Gärten, Grünflächen und Gewerbegebiete eine biodiversitätsfreundliche Gestaltung vorschreiben sollten.
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Die Initialzündung für diese Debatte erfolgte mit einem älteren Zitat Jane Fondas („Wir gehen mit dieser Welt um, als hätten wir noch eine zweite im Kofferraum“) und mit Albert Einsteins mutmaßlicher Einschätzung „Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen“. Dem älteren Publikum zeigte dies, dass die Ängste die gleichen sind, die Auswirkungen indes ein Stück weit mehr Realität geworden sind.