Der Hegering Eitorf-Herchen kümmert sich um die Tiere und die Landschaft im knapp 99 Quadratkilometer großen Revier.
Seit 75 JahrenHegering Eitorf rettet Rehkitze und pflegt Biotope
Das kleine getupfte Rehkitz auf dem Arm, da weiß man, dass sich das frühe Aufstehen gelohnt hat: Jedes Jahr engagieren sich Mitglieder des Hegerings Eitorf-Herchen ehrenamtlich in der Rehkitzrettung, gehen im Morgengrauen über die Felder, die der Bauer mähen will, und holen die Tierbabys aus der Gefahrenzone.
Groß darüber sprechen sie nicht, ebenso wenig wie über die vielen anderen Tätigkeiten im knapp 99 Quadratkilometer großen Revier, um das sich der älteste Hegering im Rhein-Sieg-Kreis kümmert. Seit der Gründung im Nachkriegsjahr 1949 zählt die Hege und Pflege von Wald und Feld zu den Aufgaben der Mitglieder.
Hegering Eitorf-Herchen betreibt Naturschutz mit Sense und Gewehr
89 sind es heute, immer noch zu wenig Frauen seien es, „obwohl der Anteil steigt“, sagt Schriftführer Alexander Schlein. Viele Mitglieder haben einen Jagdschein, Jäger aber sind längst nicht alle, berichtet Schlein: „Hegeringe zeichnen dadurch aus, dass Naturschutz nicht nur mit der Waffe betrieben wird, sondern auch mit der Sense.“
So treffen sich die Mitglieder regelmäßig, um die invasive und hochgefährliche Herkulesstaude zu bekämpfen, sammeln wilden Müll, mähen und pflegen offene Flächen und pflegen ein Trittsteinbiotop an der Bundesstraße 8 in Eitorf, damit der Ameisenbläuling, ein mittlerweile äußerst seltener Schmetterling, die Verbindung zu lebensnotwendigen Flächen in der Nähe behält.
Auch Falkner seien Mitglied im Hegering, nicht weil sie Beizjagd betrieben – das gebe es kaum noch –, sondern weil sie sich um verletzte Greifvögel kümmerten, erzählt Schlein. „Wir arbeiten im Verbund mit Hagard, der Greifvogelauffangstation der Kreisjägerschaft.“
Feier zum 75-Jährigen im Kurpark in Windeck-Herchen
Jagdhundeausbildung gehört zu den Aufgaben des Hegerings ebenso wie Bildung: Mit der rollenden Waldschule geht es in Schulen und auf Veranstaltungen, um kleinen und großen Menschen die Bewohner und Besonderheiten des Waldes näherzubringen. Gejagt wird aber auch: „Wir wollen eine möglichst große Vielfalt halten, und da müssen wir nicht nur Pflanzen zurückdrängen, auch Tiere“, erklärt es Schlein, der zwar einen Jagdschein hat, aber gar keine Zeit für ein eigenes Revier.
Waschbären beispielsweise hätten keine natürlichen Feinde. Auch Rehe gebe es viel zu viele, „die verbeißen die jungen Bäume. Und Wölfe fressen nicht so viele Rehe, wie man denkt. Die holen sich eher Frischlinge“, sagt Schlein. „Im Wolfskot findet man viele Wildschweinborsten.“
Am Samstag, 24. August, will der Hegering sein 75-jähriges Bestehen feiern und sich und seine Arbeit vorstellen. Dabei sind auch die 18-köpfige Jagdhornblasgruppe, die Waldschule, die Hundeausbilder und ein Holzschnitzer, angeboten werden Leckereien vom Wild. Bevor die Feier um 13 Uhr im Kurpark Herchen beginnt, findet um 11 Uhr eine Hubertusmesse in der Kirche St. Peter statt, deren Kollekte für die Palliativstation der Kinderklinik in Sankt Augustin bestimmt ist.