Cinquecento ist seine LeidenschaftBernd Grosse ist ein echter Fiat-Fanatiker
Hennef – Der Fiat 500 Kombi seiner Oma hatte es Bernd Grosse in der Kindheit angetan. Es wurde eine Beziehung daraus, die auch nach 50 Jahren zusammenhält wie Pech und Schwefel. Sein ganzes motorisiertes Leben lang fährt der 57-Jährige Cinquecento, wie der Fiat Nuova 500 (siehe Kasten) in seinem Geburtsland Italien heißt.
Alle erdenklichen 500er-Modelle kennt Grosse. Mit der „Giardiniera“, der kleinen Gärtnerin pendelt er heute noch zwischen seinem Wohnort und dem Hennefer Stadtteil Wellesberg, wo er seit 2001 seine Werkstatt Piccolo Box betreibt. Dort beschäftigt er sich vor allem mit dem Fiat 500 und „ein wenig“ mit dem Fiat 126. Seine Angebotspalette reicht von einfachen Reparaturen, Karosseriearbeiten und Generalüberholungen bis zum Komplettaufbau, bei dem aus fahruntüchtigen und verrosteten Autos Kategorie „schrottreif“ schmucke Oldtimer werden.
Fiat mit Heck-Reihenmotor
Der Fiat Nuova 500 wurde von 1957 bis 1975 gebaut und einschließlich der Kombiversion 3,7 Millionen Mal gebaut. Der Nuova liegt zwischen seinem völlig andersartigen Vorgänger Fiat 500 Topolino (1936 bis 1955) und dem Fiat 500, der seit 2007 produziert wird. Das erste Nuova-Modell hatte einen Heck-Reihenmotor mit zwei Zylindern und 13,5 PS, was den Kleinwagen auf 85 Stundenkilometer beschleunigte. Noch im Jahr der Markteinführung erhielt er eineinhalb PS mehr.
Anfangs war der Fiat 500 nüchtern ausgestattet. So konnten etwa die Scheiben der beiden Türen nicht heruntergekurbelt werden. (loi)
Seine, wie er es nennt, „Schrauberleidenschaft“ fing in Südafrika an, nachdem seine Mutter mit ihm und seinen vier Geschwistern 1975 dorthin ausgewandert war. Auch dort waren Fiats die Objekte seiner Begierde. „In jeder freier Minute lag ich unterm Auto“, erinnert sich Grosse. Nach Deutschland führte es ihn mit 21 Jahren zurück. Er wollte aus seinem Hobby seinen „Traumberuf machen“.
Das funktionierte so gut, dass er mittlerweile Auszeichnungen und Pokale für gelungene Fiat-Restaurierungen vorweisen kann. Der Oberpleiser hat mittlerweile über die Grenzen der Region hinaus einen Namen als Spezialist für die kleinen Flitzer. Seine Kunden kommen aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland. Wie die Augsburgerin, die ein Auto brachte, das der Opa von Enkel zu Enkel weitergegeben hatte, „aber viel daran »verbastelt« hatte“, wie Grosse berichtet: „Die Karosserie war so schlecht, dass sich der Aufbau nicht mehr lohnte. Wir haben eine zweite Karosserie gekauft, Neuteile und Teile des alten Autos eingebaut. Jetzt wird es von der Enkelin heiß geliebt.“
Es sind Ärzte, Anwälte, Architekten, Polizisten und Studenten, die ihren 500er nach Wellesberg bringen. „Das Auto ist klassenlos“, sagt der Hundeliebhaber: „Früher war es ein Billig-Auto, heute sind die Leute bereit, viel Geld für den Sympathieträger auszugeben und auch ein bisschen darauf zu warten.“ Denn ein Auftrag für einen Neuaufbau kann durchaus zum „langjährigen Projekt“ werden. „Das sind typische Winterarbeiten“, sagt Bernd Grosse, in der warmen Jahreszeit stünden eher normale Reparaturen und Wartungen an.
Die kleinen Fiats kennt der Autonarr natürlich aus dem Effeff. „Bei einem Neuaufbau geht jedes einzelne Bauteil durch meine Hand, ein Handbuch brauche ich dafür nicht.“ Das sagt er in selbstverständlichem Ton, präsentiert dabei eine Kiste mit vielen ähnlich aussehenden Schrauben und erklärt die Einbauorte: „Bremstrommel hinten, Bremsschlauch, Befestigung Hinterachse, Spurstange.“ Die vielen Ersatzteile, die sich dicht an dicht in den Regalen stapeln, sind essenziell für die Dienstleistung seines Betriebs. Denn: „Es gibt keine Logistikkette, Fiat produziert nichts mehr.“ So ist er selbst emsiger Beschaffer und Sammler von Altteilen („Die Altteile sind besser als das, was später kam“), wird im Internet oder durch Zufall fündig und bei einem Fiat-Ersatzteilhändler, der sich in direkter Nachbarschaft befindet.
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Mehr als bei anderen Autos würden mit dem Nuovo „Emotionen verknüpft“, ist sich Grosse sicher, der Kfz-Schlosser und Kfz-Mechaniker gelernt und als Karosseriebautechniker und -meister weiteren Tiefgang erworben hat. „So einen hatte ich auch mal“, „das war mein erstes Auto“, seien Sätze, die er immer wieder hört, wenn er mit seiner blauen Giardiniera vorfährt. Die hat er, nachdem sie 28 Jahre in einem Schuppen stand, vor 32 Jahren mit Kilometerstand 40.000 für 1300 Mark gekauft und ist bis heute 120.000 weitere Kilometer damit gefahren.
Darunter Reisen, die ihn „pannenfrei“ bis nach Italien und Schottland brachten. Reisen zu Oldtimertreffen findet er ebenso entspannend wie Blues- und Rock-Musik, der er in seiner Band als Bassgitarrist nachkommt.