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Blick auf die Entwicklung der StadtGastwirt verkauft historische Bilder aus Hennef

Lesezeit 3 Minuten

Heinz-Gerd Balensiefen sammelt schon sehr lange historische Bilder aus Geistingen und Hennef.

  1. Hennefer Gastwirt Heinz-Gerd „Bali“ Balensiefen hat eine große Sammlung an historischen Fotos zusammengetragen.
  2. Sie bieten einen interessanten Blick auf die Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahrzehnten.
  3. Mit dem Umzug in ein neues Lokal verabschiedet sich der Gastronom aber jetzt von seinen historischen Bildern. Auf einem Flohmarkt will er sie, sobald es geht, verkaufen.

Hennef – Es ist ein außergewöhnlicher Fundus an historischen Bildern, den Gastwirt Heinz-Gerd „Bali“ Balensiefen verkaufen möchte. Gerahmt bieten die meist großformatigen Aufnahmen einen intensiven Blick in die Geschichte der Stadt, mit vielen Aspekten vor allem aus Geistingen.

Balensiefen fing 1993 mit seiner Sammlung an. In der Gaststätte „Die Glocke“ hängte er damals das erste Foto auf. Der 60-Jährige ist Gastwirt durch und durch, ein großer Kerl mit einer Mähne dichter, blonder und vor allem nicht gefärbter Haare, ein Mensch mit Ecken und Kanten. Bis Ende vergangenen Jahres betrieb er die Traditionsgaststätte „Sieg-Rheinischen Hof“, seit dem Sommer 2019 ist die „Steiner Mühle“ sein Lokal. Er entstammt einer Gastronomenfamilie.

Die katholische Grundschule an der Wehrstraße steht schon, rechts davon sind heute die Gebäude der Gesamtschule Hennef-West.

Angefangen hat Bali 1988 in der „Katakombe“ am heutigen Geistinger Platz, eine urige Kellerkneipe mit legendärem Ruf. Heute hat die Geistinger Garde hier ihr Hauptquartier. Ein sehr frühes Foto zeigt das Exerzitienhaus der Nonnen, die das damalige Krankenhaus betrieben, das heutige Helenenstift. Dieses Exerzitienhaus stand exakt an der Stelle, an der Bali später im Keller Kölsch zapfte.

Faszinierende und bedrückende Motive

Auch vom Krankenhaus selbst, das ältere Geistinger noch in Erinnerung haben, hat er Bilder in seinem Fundus. Faszinierend ist eine Luftaufnahme vom benachbarten Areal. Erst beim zweiten Hinschauen ist die katholische Grundschule an der Wehrstraße zu erkennen, mit einer neuen Sporthalle. Sämtliche Gebäude der früheren Haupt-, der heutigen Gesamtschule fehlen noch. Freies Feld ist rundherum zu sehen. Der Gastronom ist hier selbst zur Schule gegangen.

Nach dem Bombenangriff am 8. März 1945 war Geistingens Zentrum schwer zerstört, in der Bildmitte die heutige Gaststätte „Zur Glocke“.

Bedrückende Motive gehören ebenfalls zu der umfangreichen Sammlung. So ist der zerstörte Kirchturm von Sankt Michael zu sehen nach dem Bombenangriff auf Geistingen am 8. März 1945. Aus den Ruinen ragt auf einem anderen Bild das ebenfalls schwer beschädigte Gebäude der späteren „Glocke“ heraus. Ein anderes Bild dokumentiert die Deportation jüdischer Mitbürger, die am Hennefer Bahnhof in Waggons steigen.

Ein großes Spektrum

Balensiefen hat die Fotos zusammengetragen, mal hat er sie geschenkt bekommen, mal hat er sie im Stadtarchiv abfotografieren können. „Ich wollte die traditionelle Umgebung der Heimat abbilden“, erklärt er. „Wo immer ich etwas gesehen habe, habe ich mir das besorgt.“ Das ergibt kein systematisches Archiv, aber einen interessanten Blick auf die Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahrzehnten.

Auf einer Luftaufnahme etwa ist der Bahnhof mit dem damaligen Zentralplatz zu sehen, dort, wo es heute am Hit vorbei zum Marktplatz geht. Aus einer anderen Vogelperspektive ist die noch nicht zerstörte alte Geistinger Kirche mit dem Fachwerkhaus daneben zu erkennen, in dem die „Glocke“ heute ist. Der Lindenhof, das alte Amtsgericht, der Pavillon im Kurpark, Blicke über die Sieg auf das Lokal „Sieglinde“ in Weingartsgasse – das Spektrum ist groß.

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Der „Sieg-Rheinische Hof“ ist auf mehreren Aufnahmen zu sehen, mal mit dem Männergesangverein Geistingen, mal zu Karnevalszeiten. Es ist die alte Gaststätte, noch vor Zeiten des Kreisverkehrs und der Theodor-Heuss-Allee.

Der „Sieg-Rheinische Hof“ an seinem alten Standort, wo heute die Theodor-Heuss-Allee ist. Hier versammelten sich die Karnevalisten für den Rosenmontagszug und feierten im großen Saal ihre Sitzungen.

Das Gebäude stand damals noch auf der Fahrbahn, wo heute der Verkehr aus dem Zentrum ankommt. Ein Saal mit Platz für bis zu 400 Personen gehörte dazu. Paul Sauer, so ist auf einem Motiv zu lesen, war seinerzeit Gastwirt. Bali will mit seiner Zeit als Pächter des Traditionshauses abschließen. Die „Steiner Mühle“ ist sein neues gastronomisches Zuhause.

Deshalb will er seine Sammlung veräußern. Dazu bietet er Gläser, Schilder, Dekomaterial und vieles mehr an. „Am ersten coronafreien Samstag gibt es einen Kneipenflohmarkt von 10 bis 15 Uhr“, verspricht Bali. Wer sich für die Bilder und die anderen Preziosen interessiert, kann ihn per E-Mail kontaktieren.

service@bali-hennef.de