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Nach 16 JahrenHennefer Bürgermeister Klaus Pipke geht ohne Frust über die Niederlage

Lesezeit 5 Minuten

Nach 16 Jahren ist Schluss für Bürgermeister Klaus Pipke.

  1. Klaus Pipke war 16 Jahre lang Bürgermeister von Hennef.
  2. Schon bei der Wahl vor sechs Jahren habe sich für ihn die Frage der Motivation gestellt.
  3. Ein Rückblick auf viele positive aber auch auf schreckliche Erlebnisse.

Hennef – Nein, Schmerz habe ihm die Abwahl nicht bereitet, versichert Klaus Pipke. „Ich freue mich.“ Jetzt stehe er nicht mehr ständig im Rampenlicht, das müsse sein Nachfolger aushalten. Bürgermeister bleiben oder ein Wechsel – „ich konnte mir beides vorstellen, ich habe das sportlich gesehen“.

Die Niederlage in der Stichwahl erklärt er sich damit, dass viele „ein neues Gesicht“ sehen wollen an der Spitze im Rathaus. Seit 2004 ist Klaus Pipke Bürgermeister von Hennef. „16 Jahre, das ist schon ein Schlauch“, sagt er. Und: „Das war hier immer eine Sieben-Tage-Woche.“ Schon bei der Wahl vor sechs Jahren habe sich für ihn die Frage der Motivation gestellt.

Geistinger Kreuzung als erstes Projekt

Wir treffen den 56-Jährigen in der vorletzten Woche seiner Amtszeit in seinem Büro. Dort, wo an seinem ersten Arbeitstag als Bürgermeister die Schlüsselübergabe stattfand. Karl Kreuzberg wünschte seinem Nachfolger damals eine glückliche Hand. Als Erstes, erinnert sich Pipke, habe er das Thema Geistinger Kreuzung angepackt, „die Ampelanlage war schon bestellt“. Auch dank eines persönlichen Kontaktes gelang es dem neuen Verwaltungschef, die Dinge zu Gunsten eines Kreisverkehrs zu drehen.

In drei Wahlperioden folgten unzählige Verwaltungsakte, die er zu verantworten hatte und die ihm nach eigener Aussage nicht immer Freude an der Arbeit bereiteten. Die Unterführung Bröltalstraße und die Erneuerung der Allner Brücke zählen zu den langwierigen und unerledigten Aufgaben.

Eine Schildkröte namens Amanda

Was wohl nur wenige über Klaus Pipke wissen: Er hat seit mehr als 50 Jahren eine treue Begleiterin namens Amanda – eine Schildkröte. „Die habe ich als Junge an einer Losbude in Allner gewonnen“, erzählt er. Zwischen einem Plastikball und dem Tier habe er wählen dürfen. „Weil ich einen Ball schon hatte, nahm ich die Schildkröte“, und die wurde nach der Sängerin Amanda Lear benannt, von der seinerzeit wegen ihrer dunklen Stimme immer gemunkelt wurde, dass sie ein Mann sei. Bei seiner Amanda ist Pipke sicher: „Sie ist ein Mann.“ (kh)

„Da fängst du immer wieder von vorne an, das Personal bei der Bahn wechselt, oder es gibt neue Vorgaben, und man ist wieder bei null“, berichtet Pipke. Angenehm seien im Vergleich Dinge, die die Stadt selbst in der Hand habe. „Schnell und gut waren wir beim Bau von Kindergärten, Schulen und Sportstätten.“

Auch an anderen Stellen änderte sich in der Ära Pipke das Stadtbild, entstanden an den Eingängen des Zentralorts Einzelhandelsstandorte, wurde der Bahnhof zum Wirtshaus, ein neuer Busbahnhof und die Mehrzweckhalle Meiersheide gebaut und aus der alten Messe ein Möbelhaus, sogar mit Besitzerwechsel nach einigen Jahren.

Ansiedlung von Geschäften in der alten Ladenstraße als positives Erlebnis

Auf die Positivliste setzt Pipke außerdem die Ansiedlung von Geschäften in der alten Ladestraße und in Uckerath sowie die Entwicklung im Gebiet Hennef-Mitte, wo es einst „die schräge Idee“ gegeben habe, dass sich die IT-Branche dort ausbreiten würde. „Das Thema Gesundheit hat es dann gerettet.“

Natürlich kommt der Bürgermeister auf den von ihm mitgeprägten Ruf Hennefs als Sportstadt zu sprechen und auf die hohe Zahl von Zuzügen. „So viele Menschen zu integrieren, das geht am besten über den Sport.“ An gravierende Fehlschläge kann sich Pipke nicht erinnern.

Auch schreckliche Ereignisse sind präsent

Wohl aber sind ihm zwei schreckliche Ereignisse präsent: der Brand der Hauptschule Anfang November 2004 und der tragische Vorfall, bei dem im Mai 2006 ein kleiner Junge bei Sieghochwasser in der Senke zwischen Radweg und Dondorfer See ertrank. Der Bürgermeister war dabei, als ein Taucher mit dem toten Kind aus dem Wasser kam. Dieses Bild hat sich eingebrannt.

Zu den beeindruckendsten Persönlichkeiten, auf die er im Laufe der Jahre traf, zählt er den früheren Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner. Der Typ Meisner, den er kennengelernt habe, „war völlig anders als das Bild, das ich von ihm hatte“. Meisner kam zur Einweihung des Karol-Wojtyla-Platzes an der Kirche St. Simon und Judas nach Hennef, „seitdem sind wir Freunde gewesen“, so Pipke.

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Drei große Krisen hatte er zu bewältigen in seiner Amtszeit. „In der Finanzkrise hat mir meine Erfahrung als Kämmerer in Siegburg geholfen, das war technisch. Die Flüchtlingskrise, das war Einsatz Tag und Nacht.“ Daraus hervorgegangen ist das Amt für Zivil- und Bevölkerungsschutz. Aktuell in der Corona-Pandemie kann Pipke auf bewährte Strukturen zurückgreifen. Dazu gehört auch der Ordnungdienst, der – einmalig in Nordrhein-Westfalen – unter einem Dach mit der Polizei untergebracht ist.

Dazu kommen zahlreiche schöne Erlebnisse. Nicht selten musste Pipke bei Besuchen in Kitas und Schulen Autogrammstunden geben. „Kinder haben immer positiv reagiert“, erzählt er. Da kam es schon einmal vor, dass er mit ihnen nach dem offiziellen Teil eine halbe Stunde auf dem Boden saß, um die Autogrammwünsche zu erfüllen. Als besonders gelungene Veranstaltungen nennt Pipke die vormalige Europawoche und das daraus entwickelte Hennefer Sommer-Open-Air.

Wie geht es weiter?

„Ich werde kein Feuerwehrmann“, antwortet Pipke lachend, angesprochen auf seinen Berufswunsch als Kind und zur Frage, wo er seine berufliche Zukunft sieht. „Aber natürlich werde ich schon noch etwas arbeiten“, fügt der 56-Jährige an, möchte Näheres aber noch nicht verraten. „Zwei Monate mache ich erstmal gar nix.“ Mit Sohn Julius, der vier Jahre alt wird, will er Zeit verbringen und Metallica-Videos schauen.