Nicht nur den Status der BlockflöteHenneferin leitet Musikschule für Mandoline
Hennef – Frau Limbach empfängt den Besuch mit Gebell. So nämlich heißt der irische Hütehund der Musikschulleiterin. Und sie selbst? „Ich bin die Elke“, sagt die Henneferin lachend. Ihre vierpfotige Mitbewohnerin spielt im pädagogischen Alltag eine große Rolle: Vor dem Unterricht nimmt sie ausgiebige Streicheleinheiten der Schülerinnen und Schüler entgegen. Das sorgt für gute Stimmung, und auf die legt Elke Limbach, die in der Region die einzige Musikschule ausschließlich für Mandoline und Gitarre führt, großen Wert.
Ihre Klientel nimmt weite Anfahrten nach Hennef-Söven in Kauf, wo Elke Limbach den einstigen Bauernhof ihrer Großeltern umgebaut hat. In drei individuell gestalteten Räumen unterrichten Mandolinenspezialistin Limbach und eine Lehrerin insgesamt 75 Amateure. „Die jüngste ist fünf Jahre, der Älteste 80 Jahre alt.“ Auch der Karnevalsprinz von Troisdorf der vergangenen Session war darunter, der für einen Auftritt extra Bluegrass-Mandoline lernte.
Auszeichnungen an der „Wall of Fame“
Wer es kuschelig mag, kann im Sessel am Kaminofen üben, wer den Wettbewerb sucht, lässt sich auf dem Sofa vor der „Wall of Fame“ nieder. So bezeichnet Limbach die mit Urkunden und Auszeichnungen zugepflasterte Wand, die von einer Erfolgsgeschichte ihrer Schule kündet: Zahlreiche Kinder und Jugendliche haben Preise gewonnen und bei Wettbewerben reüssiert. Und damit auch ein verkanntes Instrument ins Rampenlicht gerückt.
Das Instrument
Die Mandoline zählt zur Familie der Lauteninstrumente und ist seit dem 17. Jahrhundert bekannt. Neben der klassischen oder auch neapolitanischen Mandoline mit dem birnenförmigen Korpus gibt es die Mandoline mit flacher Decke und Boden. Das Instrument hat vier Saitenpaare, die wie bei der Violine im Quintabstand g– d– a– e gestimmt sind. Angeschlagen werden die Saiten mit einem Plektrum aus Kunststoff oder Horn.
Zu den Spieltechniken, die für das Instrument charakteristisch sind, gehört das Tremolo, das durch schnelle Auf- und Abwärtsbewegung des Plektrums erzeugt wird. Für das Instrument haben Komponisten wie Vivaldi, Scarlatti, Händel und Paganini geschrieben. Es findet in Bluegrass und Jazz, in Folklore und Popmusik Verwendung, etwa auf dem Album „Tubular Bells“ von Mike Oldfield. Hans Süper spielte die „Flitsch“ (kölsche Bezeichnung) im Karneval. (as)
„Die Mandoline hatte lange den Status der Blockflöte“, sagt die 55-Jährige. „Ein Instrument, das meist autodidaktisch gelernt wurde und dann oft nicht gut klang. Vor allem, wenn die Saiten schlecht sind und das Plektrum minderwertig ist.“ Dabei ist das Potenzial groß: „Warm oder kalt klirrend, hart oder weich, prägnant oder lieblich. Es ist ein tolles Instrument, das vielfältig eingesetzt werden kann – vom Barock bis zum Bluegrass.“
Freundschaft mit dem kleinen Zupfinstrument schloss Elke Limbach als Sechsjährige. Das Mandolinenorchester Kurscheid – das sie inzwischen selbst dirigiert – lockte damals zum Tag der offenen Tür. „Eigentlich wollte ich nur Gitarre lernen, wie mein älterer Bruder. Aber dann hatte ich eine Mandoline im Arm, und das fühlte sich so rund und nett an.“
Elke Limbach blieb dabei, spielte im Landesjugendzupforchester mit, absolvierte Kurse: etwa bei Marga Wilden-Hüsgen, die 1992 an der Kölner Musikhochschule zur ersten ordentlichen Professorin für Mandoline in Europa werden sollte, sowie bei deren Nachfolgerin Caterina Lichtenberg.
Eltern forderten „solide“ Ausbildung
Doch nach dem Abitur absolvierte sie erst einmal eine Lehre; die Eltern bestanden auf einer „soliden“ Ausbildung. Elke Limbach wurde Sozialversicherungsfachangestellte, und was sie dort lernte – Betriebswirtschaft, Rechtskunde, Marketing – , sollte ihr später bei der Leitung der eigenen Musikschule zugute kommen. „Ich habe sehr gern in diesem Beruf gearbeitet. Als 1989 die DDR-Grenze fiel, habe ich viele Kollegen in Leipzig und Dresden geschult und gemerkt, dass mir die Lehrtätigkeit liegt.“ Parallel zum Beruf absolvierte sie ein Mandolinenstudium auf dem zweiten Bildungsweg. Dazu gehörte auch die Gitarre. „Das bedeutete: pro Instrument zwei Stunden Üben nach Feierabend.“
Vor 20 Jahren gründete die Henneferin ihre Musikschule und merkte sogleich: „Die Mandoline muss man bewerben.“ Selbst Klassikliebhabern fällt zur Literatur meist nur das Ständchen aus „Don Giovanni“ ein. Elke Limbach hat reichlich Alternativen parat: Meterweise hortet sie in den Schränken Notenbücher nicht nur mit Bearbeitungen, sondern auch mit Originalliteratur.
Etwa von Beethoven. „1796 hat er eine Konzertreise als Pianist unternommen. Erste Station war Prag. Dort lernte er die Comtesse Josephine von Clary-Aldringen kennen, die eine versierte Mandolinenspielerin war. Für sie schrieb er fünf Stücke“, erzählt Limbach.
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Sie selbst trägt auch als Solistin dazu bei, das Zupfinstrument bekannt zu machen, etwa als Mitglied in Kammermusik- und Barockensembles oder in ihrem Album „Tango“ mit der Gitarristin Kanaho Debinski. Als Duo Vivesco fächern sie ein breites Spektrum an Sound und Stilen auf: von der Bach-Invention über die Puccini-Arie bis zum Titelstück von Jaime Zenamon.
Zur wachsenden Popularität der Mandoline trägt auch ein Star wie Avi Avital bei, der zeitgenössische Komponisten zu neuen Stücken für sein Instrument begeisterte. Als der Israeli ein Konzert in Düsseldorf gab, bat ihn Elke Limbach, einer ihrer Schülerinnen mit Profi-Ambitionen eine Unterrichtsstunde zu geben. „Er hat sofort zugesagt. Wir Zupfer kennen uns untereinander, wir sind eine große Familie“, erzählt die Pädagogin. „Und das Schöne ist: Jeder ist bestrebt, dieses kleine Instrument groß werden zu lassen.“