Ökotrophologin Hildegard Godersky erläutert, worauf man in Restaurants achten kann, um der Gesundheit einen Gefallen zu tun.
Kann Gastro gesund?Hennefer Ernährungsexpertin gibt Tipps für Restaurantbesuche

Die Ökotrophologin Hildegard Godersky gibt seit 44 Jahren VHS-Kurse zum Thema Ernährung.
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Kein Einkauf, kein Aufwand bei der Zubereitung, nichts muss gespült werden, nette Atmosphäre, gute Gerichte, schnell auf den Tisch – für einen Restaurantbesuch spricht vieles, bequem ist er allemal. 99 Prozent der Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland geht es dem Ernährungsreport 2024 zufolge vor allem darum, dass das Essen gut schmeckt. Direkt danach (mit 91 Prozent) ist den Befragten wichtig, dass sie etwas Gesundes essen. Für die repräsentative Befragung war das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zuständig.
Doch wie gesund kann ein Besuch im Lieblingsrestaurant überhaupt sein, und worauf sollte man achten? Die Ökotrophologin, also Hauswirtschafts- und Ernährungswissenschaftlerin, Hildegard Godersky gibt Vorschläge.
Hennef: Ökotrophologin Hildegard Godersky gibt seit 44-Jahren VHS-Kurse zum Thema Ernährung
„Gesundes Essen kann und soll gut schmecken“, sagt die 74-Jährige überzeugt. Seit 46 Jahren wohnt sie in Hennef. Für die Volkshochschule (VHS) Rhein-Sieg gibt sie seit 44 Jahren Kurse zum Thema Ernährung. Mit ihrem Mann geht sie gern auch mal auswärts essen. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss passen“, findet sie: „Ich bin pingelig. Alles muss stimmen.“

Wie frisch Lebensmittel zubereitet werden, ist laut Ökotrophologin Hildegard Godersky entscheidend. (Symbolbild)
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Und was kann alles nicht stimmen? Godersky zufolge kann man beim Restaurantbesuch direkt auf die Hygiene achten. „Essensreste des Vorgängers auf Tellern und Lippenstift am Glas gehen gar nicht“, urteilt sie. Fehle es an Ordnung und Sauberkeit, spreche dies bereits dagegen, dass Essen und Trinken gesund seien.
Schwieriger wird es bei den Bedingungen in der Küche, Lieferung oder bei der Lagerung – hier können sich die Gäste in der Regel keine Einblicke verschaffen. Für diese Tipps zum Restaurantbesuch wird vorausgesetzt, dass die Betreibenden auf die Sauberkeit achten und Gerichte nach Möglichkeit frisch zubereiten.
Je frischer die Zubereitung, desto gesünder das Essen
Hier liegt direkt ein weiterer Knackpunkt: „Eine zu kurze Wartezeit aufs Essen ist verdächtig“, erläutert die Ernährungsexpertin: „Die Speisen können dann nicht frisch zubereitet sein.“ Das erwarte sie je nach Restaurantwahl auch nicht, aber man könne es sich gerade bei teureren Gastrobetrieben vor Augen halten.
„Es ist okay, dass Sachen vorbereitet werden“, räumt sie ein. Aber bestimmte Gerichte sollten nicht (zu oft) aufgetaut werden. „Und die Kühlkette muss stimmen.“ Als Beispiel nennt sie die Gewürze Paprika und Curry, die ihren Geschmack beim (erneuten) Erhitzen verändern, sie werden bitterer. Im Fall von Pasta könne man darauf achten, ob die Nudeln weniger intensiv schmeckten als gewöhnlich. Auch eine zu weiche Konsistenz bei einigen Speisen spreche gegen eine frische Zubereitung.
„Die Farbe vom Gemüse lässt beim Aufwärmen nach“, gibt Godersky einen weiteren Hinweis. Aber: Farb- und Konservierungsstoffe vertuschen diesen Effekt gemäß der Ökotrophologin. Es sei zwar meist erlaubt, diese Mittel zuzugeben, aber einige könnten negative Effekte auf die Gesundheit haben. Im Restaurantbetrieb seien auch häufig Geschmacksverstärker im Einsatz.
Regionale Produkte können Godersky zufolge gesünder sein, da sie weniger lang haltbar gemacht werden müssen, zumindest theoretisch. „Je stärker verarbeitet, desto ungesünder ist das Essen. Frisch ist in der Regel besser“, gibt sie als Faustregeln.„ Ich warte gerne eine halbe bis dreiviertel Stunde, bis das Essen fertig ist, daran sehe ich, dass es frisch ist. Etwas, das ich nach zehn Minuten bekomme, kann gar nicht frisch sein.“ Vorbereitetes Essen sei aber legitim.
Essengehen soll etwas Besonderes bleiben. Und auf eine abwechslungsreiche Ernährung kommt es an
Eine weitere Orientierungshilfe: Im Gegensatz zu den Abläufen im Hintergrund ist die Speisekarte sehr gut einsehbar. „Ich finde es gut, wenn auf der Karte steht, woher die Zutaten kommen, dann stimmt es auch meistens“, sagt Godersky: „Falsche schriftliche Behauptungen würde jedes Ordnungsamt bemängeln.“ Weiter erläutert sie: „Wenige Gerichte sind ein gutes Zeichen. 30 Gerichte können nicht frisch zubereitet werden.“ Die unterschiedlichen Zutaten müssten schließlich für die Lagerung haltbar gemacht werden.
Es spreche auch gegen ein gesundes Angebot, wenn alle Gerichte nur auf Fleisch ausgerichtet seien. „Ich bin selbst keine Vegetarierin“, stellt Godersky klar. Aber Fleisch sei fettig und ungesünder als Gemüse. „Salat und Gemüse sind generell eine gute Wahl, da man sie nicht so lange haltbar machen kann“, empfiehlt sie.
Weiter sagt Godersky: „Alles in Maßen ist gesund. Ich esse auch gerne mal eine Pizza, aber eben nicht jeden Tag.“ Nach dem Prinzip verhalte es sich auch mit den Restaurantbesuchen, damit diese nicht zu ungesund seien: „Selber Kochen ist gesünder. Essengehen sollte etwas Besonderes bleiben. Und auf eine abwechslungsreiche Ernährung kommt es an.“