Interview mit Bünyamin Kilic„Der Fußballgott ist im Moment kein Siegburg-Fan“
Siegburg – Fünf Punkte aus fünf Spielen – den Saisonstart haben sich die Verantwortlichen des Siegburger SV 04 wahrlich anders vorgestellt. Tim Miebach hat vor dem Heimspiel gegen Freialdenhoven (So. 15 Uhr) mit Trainer Bünyamin Kilic (35) gesprochen.
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Herr Kilic, nach fünf Spielen in der Fußball-Mittelrheinliga steht Siegburg 04 trotz eines insgesamt gnädigen Auftaktprogramms erst mit fünf Zählern da. Droht in dieser Saison im schlimmsten Fall der Abstiegskampf?
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Als Trainer bin ich kein Freund von voreiligen Prognosen und bleibe bei meiner Aussage zu Saisonbeginn: Wir haben das Potenzial für einen einstelligen Tabellenplatz. Ein erstes Zwischenfazit ziehe ich frühestens nach dem zehnten Spieltag. Vorher will ich auch nicht von einem Fehlstart sprechen.
Den einzigen Sieg holte Ihre Elf gegen Bergisch Gladbach – ausgerechnet jenes Team, das dem Spitzenreiter Wegberg-Beeck die bislang einzige Pleite zugefügt hat. Wie ist die magere Ausbeute seit dem 4:0-Auftakterfolg zu erklären?
Gegen ein Topteam wie Bergisch Gladbach sind alle Spieler automatisch heiß. Gerade jene, die den SSV in erster Linie als Sprungbrett sehen und sich präsentieren wollen. Man muss aber auch gegen die vermeintlich Kleinen unbedingt gewinnen wollen – nicht für sich selbst, sondern für den Verein.
Woran mangelt es Ihrer Mannschaft noch?
An Erfahrung. Wir haben selbst einen jüngeren Altersdurchschnitt als die U 23 von Fortuna Köln. Mit Tarik Dogan, Masahiro Fujiwara, Dennis Eck und Robin Schmidt haben wir im Sommer vier Säulen an den FC Hennef verloren. Hinzu kommt Ouadie Barini (SGV Freiberg, Anm. d. Red.), der selbst in der Regionalliga Südwest Tore am Fließband schießt. Diese Qualität ist schwer zu ersetzen.
Vor allem die im Abschluss?
Ich wette, dass wir bislang mindestens genauso viele Großchancen hatten wie Wegberg. Der Unterschied ist nur: Wir nutzen sie nicht. Hendrik Strobl hat zwar schon drei Tore erzielt, doch ohne Latten- und Pfostentreffer wären es schon locker acht gewesen. Ähnliches gilt für Boris Kivoma, der bislang leer ausgegangen ist. Aber auch bei ihm wird der Knoten platzen.
Nur nicht am Sonntag, da er mit einem Bluterguss im Knie ausfällt. Angesichts der vielen vergebenen Chancen: Fühlt man sich als Coach machtlos?
Hager warnt vor Frechen
Der Siegburger Ligarivale FC Hennef 05 tritt am Sonntag (15.15 Uhr) bei der SpVg Frechen an. Während den 05ern der Sprung an die Spitze winkt, steht die SpVg noch ohne Sieg da. Allerdings hießen die bisherigen Gegner auch unter anderem Wegberg-Beeck (0:2), Hohkeppel (3:4) und Bonner SC (0:2).
Sportchef Dirk Hager warnt: „Frechen ist und bleibt eine Top-Fünf-Mannschaft.“ Während Dennis Eck beruflich fehlt, kehrt der zuletzt privat verhinderte Robin Schmidt zurück ins Aufgebot. (tim)
Gewissermaßen schon. So etwas kann man nicht trainieren. Wenn die Leute aktuell über Julian Nagelsmann (Trainer des FC Bayern, Anm. d. Red.) schimpfen, kann ich nur den Kopf schütteln: Was kann er dafür, wenn Sadio Mané und Co. derzeit jede Chance versieben? Der Fußballgott ist im Moment weder Bayern- noch Siegburg-Fan.
Spüren Sie dafür die Rückendeckung von Klubführung und Mannschaft?
Absolut, wobei ich sagen muss: Als Spieler wäre es mir nie in den Sinn gekommen, den Trainer in Frage zu stellen. Das war mir zu billig. Außerdem kann ich allen versichern: Ich brauche keinen Druck von außen, den größten mache ich mir selbst.
Inwiefern?
Als Spieler konnte ich es nicht mal ertragen einen Zweikampf zu verlieren. Also kann sich jeder vorstellen, wie es nach einer Niederlage in mir aussieht. Ich hinterfrage jede meiner Entscheidungen. Nach dem 1:1 beim FC Pesch sage ich ganz offen: Den Bruch in unserem Spiel habe ich mit zu verantworten, da ich mit meinen Wechseln falschlag.
Richtig lagen Sie zweifellos mit der Entscheidung, Joel Kouekem zum Innenverteidiger umzufunktionieren.
Er hat schon als Sechser überzeugt und macht jetzt auch im Abwehrzentrum einen Riesenjob. Sein Aufbauspiel ist einfach überragend. In Siegburg hat unter meiner Regie kein Spieler je einen größeren Sprung gemacht. Joel ist eindeutig zu Höherem berufen.
Kouekem trägt mit 22 Jahren schon viel Verantwortung. Erst recht, seitdem Spielführer Mathias Roder seinen Vertrag wegen interner Differenzen aufgelöst hat.
Sein Abgang tut natürlich weh. Mit Mathes verlieren wir einen echten Malocher und einen der wenigen Erfahrenen in unserem Kader.
Wer führt das Team im Duell am Sonntag mit Freialdenhoven als Kapitän auf den Platz?
Unser Keeper Michael Vogel, wie bereits in Pesch. Er identifiziert sich wie kein Zweiter mit dem Klub, geht verbal voran und ist mehr denn je als Anführer gefragt.