Der Siegburger SV 04 feiert den ersten Liga-Heimsieg gegen Hennef seit 15 Jahren. Dank Doppeltorschütze Waiss Ezami und „echten Männerfußballs“.
3:1-Erfolg über HennefSiegburg beendet den Derby-Heimfluch

Die Siegburger bejubeln den 1:0-Führungstreffer, Nils Teixeira vom FC Hennef 05 lächelt nur nach außen hin.
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„Derbysieger, Derbysieger, hey, hey“ – dieser Schlachtruf war schon lange nicht mehr durch das Walter-Mundorf-Stadion geschallt. Zumindest nicht aus den Kehlen der Siegburger Spieler. Nach dem 3:1 (2:1)-Erfolg über den FC Hennef 05 mobilisierten die Mittelrheinliga-Fußballer ihre letzten Kraftreserven, um einen Kreis zu bilden und das Ende einer langen Durststrecke zu besingen. Denn den letzten Liga-Heimsieg gegen den Erzrivalen (4:3) hatte man vor 15 Jahren bejubeln dürfen. In der Landesliga, wohlgemerkt. Zu einer Zeit, als Manuel Neuer noch das Trikot des FC Schalke 04 trug. Mit anderen Worten: vor einer halben Ewigkeit.
„Es wurde höchste Zeit, dass wir unseren Zuschauern mal wieder einen Heimsieg gegen Hennef bescheren“, sagte Sportdirektor Oliver Bonato hinterher. Angesichts eines Zwölf-Punkte-Vorsprungs auf die 05er fügte er hinzu: „Die Tabelle lügt nicht: Wir sind die Nummer eins im Rhein-Sieg-Kreis.“ Cheftrainer Alexander Otto pflichtete ihm bei: „Wir haben unsere Vormachtstellung untermauert.“ Doch anders als im Hinspiel (6:0) habe der Gegner seiner Elf „alles abverlangt. Wenn die Hennefer so weitermachen, müssen sie sich keine Sorgen um den Klassenerhalt machen.“

Ansgar Pflüger (von links) vom FC Hennef 05 trifft zum Ausgleich, seine Teamkollegen Kyrylo Mohylevets und Denys Pinchuk freut's.
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Im Lager des FCH sah man den eigenen Auftritt etwas kritischer. „Heute sind wir auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden“, urteilte Sportchef Frank Fußhöller. „Der Gegner wollte den Sieg einfach mehr als wir.“ Auch Trainer Fatih Özyurt monierte die „fehlende Galligkeit. Auf diesem holprigen Rasen ging es nur über den Kampf – und den haben wir nur bedingt angenommen. 30 gute Minuten reichen einfach nicht, um ein Derby zu gewinnen.“
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400 Zuschauer hatten am Samstagabend eine dominante Anfangsphase der Heimelf gesehen. Eine Anfangsphase, die Waiss Ezami krönen sollte: Nach feiner Hereingabe von Alec Vinci nickte der Winterzugang bei seinem Pflichtspieldebüt zur Führung ein (16.). Anders als in der Hinserie brach der FCH allerdings nicht ein. Im Gegenteil: Nur 15 Sekunden nach dem Anstoß traf Ansgar Pflüger nach Ablage von Denys Pinchuk von der Strafraumkante zum Ausgleich. „Von da an hatten wir ein richtiges Fußballspiel“, sagte Otto. „Das war Werbung für die Mittelrheinliga.“
Luca Wilsing pariert, Waiss Ezami staubt ab
Beflügelt durch die prompte Antwort drückten die Gäste sogar auf den Führungstreffer, doch nach starker Vorarbeit von Kai Schusters schoss Pinchuk den Ball hauchdünn am langen Pfosten vorbei (35.). Auf der Gegenseite schlug Siegburg kurz vor der Pause zu: Nachdem Luca Wilsing einen Flugkopfball von Ju-yong Jo entschärft hatte, war Ezami erneut zur Stelle – 2:1 (45.). Der Vorlagengeber kugelte sich bei der Landung die Schulter aus und musste umgehend ins Krankenhaus. Dort gaben die Ärzte allerdings Entwarnung: Weder Knochen noch Bänder wurden in Mitleidenschaft gezogen.
Auch nach Wiederanpfiff erwischte der SSV 04 den besseren Start: Nach einer nur unzureichend geklärten Ecke zirkelte Ishak Adahchur den Ball aus zentraler Position in den Winkel – 3:1 (48.). Özyurt sprach von einem „maximal ungünstigen Zeitpunkt. Zumal dieses Gegentor so nie und nimmer fallen darf. Ishak hatte gefühlt zehn Sekunden Zeit, um sich den Ball zurechtzulegen.“

Ju-yong Jo vom Siegburger SV 04 liegt am Boden, seine Mitspieler fordern für das Foul von Ansgar Pflüger (rechts) mehr als „nur“ Gelb.
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Mit der Zwei-Tore-Führung im Rücken präsentierte sich Siegburg im Stile einer Spitzenmannschaft. „Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Partie noch mal kippen könnte“, meinte Otto. „Da hat meine Kindergartentruppe gezeigt, dass sie auch Männerfußball kann.“ Die einzige Chance der Gäste in der zweiten Halbzeit hatte es allerdings in sich: Matthias Wybierek tauchte plötzlich alleine vor SSV-Keeper Michael Vogel auf, doch sein Abschluss trudelte am langen Pfosten vorbei (70.). Auf der Gegenseite versäumten es die 04er nachzulegen. Den Schlusspunkt markierte ein Platzverweis: Der eingewechselte (und bereits verwarnte) Mohammed Bouchafrati holte Adahchur von den Beinen – Gelb-Rot (90./+4).
Unmittelbar darauf war Schluss und die Siegburger sangen aus voller Kehle. Nicht nur auf dem Rasen. „Die Jungs haben die Kabine abgerissen“, verriet Otto. „Das zeigt, dass es kein normales Spiel war.“ Kein normales Spiel mit einem ungewohnten Ausgang.
Siegburger SV 04 – FC Hennef 05 3:1 (2:1). SSV: Vogel – Keil, Hammouda, Weingarten, Jo (45./+1 Honda) – Adahchur, Giulio Multari (65. Mani) – Tomson (78. Shiraishi), Vinci, Ezami (57. Idoguchi) – Kuhbier (89. Giovanni Multari). FCH: Wilsing – Mundil (62. Wybierek), Gönen, Camara, Mus – Pflüger, Teixeira – Mohylevets (75. Bouchafrati), Ballicalioglu (62. Biniazz), Schusters (62. Siregar) – Pinchuk – Tore: 1:0 Ezami (16.), 1:1 Pflüger (17.), 2:1 Ezami (45.), 3:1 Adahchur (48.) – Gelb-Rot: Bouchafrati (90./+4).