Siegburg/Hennef – Den einen winkt die Tabellenführung, den anderen droht ein Abstiegsplatz. Das Derby zwischen Siegburg 04 und Hennef 05 (So., 15 Uhr) birgt nicht nur aus diesem Grund reichlich Brisanz.
Die Durststrecke: Als der SSV zuletzt ein Ligaspiel gegen Hennef gewann, trug Manuel Neuer noch das Trikot des FC Schalke 04 und der amtierende Deutsche Meister hieß VfL Wolfsburg. Mit anderen Worten: Der 4:3-Erfolg in der Landesliga am 30. Mai 2010 ist gefühlt eine Ewigkeit her. Es folgten lediglich zwei Kreispokal-Siege, nämlich 2016 (5:3 n. E.) und 2017 (2:0).
„Wir wollen die Durststrecke endlich beenden“, sagt Sportchef Oliver Bonato. Angesichts seiner persönlichen Derby-Bilanz (vier Pleiten, drei Remis) würde der 52-Jährige „am liebsten selbst mitspielen. Wer am Sonntag nicht brennt, hat im Siegburger Trikot nichts verloren.“Quartett kehrt zurück
Auf der Gegenseite verbuchten Sportchef Dirk Hager und Trainer Sascha Glatzel nach dem besagten Viertelfinal-Aus 2017 sechs Siege und drei Remis, wobei die beiden Liga-Vergleiche in der Vorsaison torlos endeten. „Siegburg ist nicht unbedingt unser Angstgegner“, sagt Hager. „Aber zur Wahrheit gehört auch: Die Spiele waren immer sau eng.“ Zudem seien die beiden Heimerfolge der 04er in dieser Saison gegen Bergisch Gladbach (4:0) und Wegberg-Beeck (3:1) „Warnung genug“.
Die Rückkehrer: Ein Quartett kehrt am Sonntag an alte Wirkungsstätte zurück, das erst im Sommer zum FCH gewechselt ist. Und alle vier Akteure stehen wohl in der Startelf. Während Tarik Dogan (25) und Masahiro Fujiwara (21) seit Tag eins gesetzt sind, nehmen auch „Standby-Spieler“ Dennis Eck (31) und Stoßstürmer Robin Schmidt (29) sportlich immer mehr Einfluss. „Ecki und Robin sind zwei Leader, die zuletzt auch auf dem Platz voranmarschiert sind“, so Glatzel.
Während Schmidt fünf Mal in Folge in der Startelf stand und dabei vier Tore (ein Assist) verbuchte, nutzte Eck seine ersten drei Einsätze von Beginn an zu Vorlage Nummer zwei und drei. Fujiwara ist mit je fünf Treffern und Assists sogar Topscorer der 05er. Während der Japaner in Siegburg fast ausschließlich als Außenverteidiger eingesetzt wurde, blüht er beim FCH in der Offensive auf. „Ich kann mich nur wiederholen: Masa ist ein unterdurchschnittlicher Verteidiger, aber ein überragender Angreifer“, so Glatzel. Auch Dogan sei „voll eingeschlagen. Er ist unverzichtbar im Abwehrzentrum.“ Erst recht in Abwesenheit von Yannick Genesi (siehe Infokasten).
Im Lager des SSV weisen neben Co-Trainer Daniel Jamann sogar acht Spieler Hennefer Vergangenheit auf, wobei Joel Kouekem (22), Hendrik Strobl (20) und Kai Schusters (20) bislang gesetzt waren. Letzterer wurde im Duell beim Bonner SC (0:2) nach zwei vergebenen Großchancen zur Pause ausgewechselt. „Kai war nach den beiden Szenen ziemlich von der Rolle und muss lernen besser mit solchen Situationen umzugehen“, so Trainer Thomas Klimmeck.
Grünes Licht für Strobl und Jo
Der FC Hennef muss im Derby nicht nur auf Kapitän Yannick Genesi (Zerrung im Hüftbeuger) verzichten, sondern auch auf Sakae Iohara (Knieverletzung) und Michael Okoroafor (Rotsperre). Während Kenan Akalp (Zerrung) ebenfalls auszufallen droht, steht Luis Klapperich wieder im Kader. Im Duell mit Friesdorf (2:0) gab der Stürmer überraschend sein Comeback nach einer langwierigen Bänderverletzung.
Auf der Gegenseite gab Trainer Thomas Klimmeck grünes Licht für einen Einsatz von Hendrik Strobl und Ju-yong Jo. Beide hatten im Duell beim Bonner SC (0:2) verletzungsbedingt ausgewechselt werden müssen. (tim)
Die Tabelle: „Der Druck liegt klar beim Gegner“, betont Hager. Er zählt den SSV zwar grundsätzlich nicht zu den Abstiegskandidaten, doch bei einer erneuten Niederlage seien die Siegburger „vorerst mittendrin in der Verlosung, ob sie wollen oder nicht“. Auch Glatzel sieht die 04er unter Zugzwang: „Zumal man mit diesem Kader eigentlich unter die Top Sechs muss.“
In Siegburg ist man indes um Gelassenheit bemüht. Die magere Ausbeute unter dem neuen Trainer Thomas Klimmeck (vier Spiele, vier Punkte) sei nicht zuletzt dem schwierigen Programm geschuldet, so Bonato. Zudem habe mit Ausnahme der Partie gegen Hürth (1:1) die „Leistung gestimmt. Wir sind derzeit keinen Deut schlechter als Hennef, nur unerfahrener und nicht ganz so kaltschnäuzig.“ Der Chefcoach hofft endlich auf Resultate. „Nach dem 0:2 in Bonn haben wir Lob von allen Seiten bekommen, nur davon können wir uns nichts kaufen“, erklärt Klimmeck. „Mir wäre es lieber, wir würden ein Spiel mal dreckig gewinnen.“
Verlockende Aussicht
Den Hennefern könnte sogar ein Punkt zur Tabellenführung reichen. „Das wäre die vorläufige Krönung“, sagt Glatzel. Nach dem Abgang vieler Leistungsträger im Sommer und einer nicht minder empfindlichen Budgetkürzung sei seine Elf bislang „weit über dem Soll. Gemessen am Kader machen Freialdenhoven und wir im Moment den besten Job.“