Der Meteorologe Karsten Brandt machte den Klimawandel im Siebengebirge anhand von Postkarten deutlich.
Rheinpegel sinktKlimawandel ist auch im Siebengebirge angekommen – Mehr Tage mit Starkregen
Riesengroß war das Interesse am Vortrag des Meteorologen Karsten Brandt zum Thema „Klimawandel im Siebengebirge“. Entsprechend füllte sich das Foyer des Siebengebirgsmuseums mit rund 150 erwartungsvollen Zuhörern. Burkhard Rinkens, Vorsitzender des Heimatvereins Siebengebirge, begrüßte den als Wetterexperten nicht nur in der Region bekannten Referenten und stellte seinen Werdegang kurz vor.
Der Zufall brachte den Meteorologen und den Historiker Ansgar Klein vom Heimatverein Siebengebirge über eine Anzeige zum Verkauf von alten Postkarten zusammen, und so entstand die Idee, den Vortrag zur Klimaforschung anhand alter Postkarten zu untermauern.
Königswinter: Daten von Wetterstationen aus der Umgebung gewonnen
Daten von Wetterstationen aus der Umgebung Karsten Brandt, der sich schon als Schüler mit Wetterphänomenen beschäftigte, hat bereits mehrere Bücher über das Siebengebirge geschrieben, wie beispielsweise den Bildband „Wunderbares Siebengebirge“, in dem ebenfalls alte Postkarten gezeigt werden.
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Mit Daten, die er aus den Wetterstationen der Umgebung gewann, belegte er die dramatische Erwärmung um bis zu drei Grad in den vergangenen zehn Jahren. „Zwar hat es auch schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts Hitzewellen gegeben“, sagte er und zeigte auf, dass damals viele der Todesfälle auf Sonntage fielen, weil – wie die alten Postkarten bewiesen – man damals in seinem „Sonntagsstaat“ unterwegs war, der schneller zu Hitzestaus führte.
Mit einer Postkarte aus den Anfängen des Lemmerzbades sorgte er mit einem Blick auf damals „moderne“ Bademode für manchen Lacher. Ein weiterer Punkt in der Reihe der Betrachtungen war die Niederschlagsmenge, die am Rhein seit rund 150 Jahren verzeichnet wird.
Königswinter: Immer mehr Starkregentage
So gab es hierbei zwar nur leichte Ausschläge, aber es wird deutlich, dass die Zahl der Starkregentage in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen hat. „Sorgen bereiten die Verdunstungsmengen, die pro Grad Temperaturanstieg etwa um 50 Liter je Quadratmeter steigen“, machte der Experte deutlich und wandte sich dem Rhein zu, dessen mittlerer Pegelstand kontinuierlich abnimmt.
Extreme Hochwasser traten seit 1993 und 1995 nicht mehr auf. Postkartenmotive aus den späten 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigten, dass der Fluss damals komplett zugefroren war, ein Ereignis, das letztmalig 1963 zu verzeichnen war. Die Veränderungen im Landschaftsbild waren gleichfalls mit Postkartenansichten zu belegen, denn da zeigt sich das Siebengebirge grün bewaldet und mit mehr Flächen für den Weinanbau als heute.
Mit einem Zitat von Molière forderte Brandt eindringlich auf, dem Trend der Erwärmung entgegenzuwirken: „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“