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Königswinterer GeschichteTor in der Altstadt führte einst zur Synagoge

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Das geschichtsträchtige Tor in Königswinter hat jetzt eine Infotafel.

Königswinter – Es sticht nicht unbedingt ins Auge, das kleine Portal in der Altstadt zwischen den Häusern Hauptstraße 395 und 397 mit dem Schriftzug „Unaufhaltsam rinnt die Zeit, in das Meer der Einsamkeit“. Dass es mit dem Tor eine besondere Bewandtnis hat – und zwar nicht wegen des Spruches –, das wird seit Mittwochabend durch eine neue Infotafel deutlich: Das Portal führte nämlich zu einer 1754 eingerichteten Synagoge der jüdischen Gemeinde Königswinter.

Es ist damit, betonte Bürgermeister Lutz Wagner, neben dem jüdischen Friedhof an der Rheinallee „das letzte sichtbare Zeichen jüdischen Lebens“ in Königswinter. Und es sei wichtig, betonte das Stadtoberhaupt, die Erinnerung an die jüdische Geschichte und die jüdischen Menschen wachzuhalten.

Das Bethaus gehörte zu den ältesten der Region

Gabriele Wasser vom Kleinen jüdischen Lehrraum im Brückenhofmuseum Oberdollendorf hat die Geschichte des Tores, aber auch die Geschichte der Familien Cahn recherchiert, die von 1868 an im heutigen Haus Hauptstraße 397 eine Lederhandlung betrieb. Das Bethaus, zu dem das ursprünglich ein Stück vom heutigen Standort zurückversetze Tor führte, befand sich im Obergeschoss eines nicht mehr existierenden Gebäudes.

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„Das Bethaus gilt als ältestes in der Region“, heißt auf der Infotafel. Es „war mit Betstühlen, einem Tisch und einem Schrank für die vier Torarollen eingerichtet. Ein textiler Sternenhimmel verkleidete die Decke.“

Marx Cahn, der von 1868 an das Lederhandelgeschäft betrieb, ließ demnach 1869 am Tor Verzierungen anbringen, die der jüdischen Gemeinde den Eingang zum Bethaus wiesen. Neben einem Muschelmotiv gibt es an den Seiten zwei stilisierte Wagen, die Karren symbolisieren, mit denen früher die Tora-Rollen zu den profanen Gottesdienstorten gebracht worden seien.

Die angedeuteten Stäbe der Karren verweisen, so erklärte Gabriele Wasser am Mittwoch vor Ort, auf die Zahl 7, die im Judentum für die Vollkommenheit stehe, die Räder stünden für die Zahl 5, die den unvollkommenen Menschen beschreibe. Die Inschrift „Unaufhaltsam rinnt die Zeit...“ wurde übrigens erst nach 1988 angebracht.

Das Bethaus in der Altstadt indes verfiel, nachdem 1872 in Oberdollendorf für die jüdische Gemeinde eine neue Synagoge gebaut worden war, die 66 Jahre später bei den Novemberpogromen von den Nazis 1938 zerstört wurde.

Albert Cahn führte ein elegantes Schuhgeschäft

Wie Gabriele Wasser weiter recherchierte, zog Marx Cahn 1868 von Remagen nach Königswinter, eröffnete das Ledergeschäft und heiratete 1870 Adelheid Auerbach, die Tochter des Bonner Konsistorialoberrabbiners Aaron Auerbach. Einer ihrer Söhne, Albert Cahn, machte aus dem Geschäft ein „hochelegantes Schuhgeschäft“, so Gabriele Wasser. „Ihn kannte jeder“, sagte sie über den in vielen Königswinterer Vereinen aktiven und im Ersten Weltkrieg kämpfenden Albert Cahn.

Doch dann kamen die Nationalsozialisten, und seine laut Gabriele Wasser von ihm selbst geäußerte Überzeugung, einem Königswinterer Jungen werde schon niemand etwas tun, erwies sich als Irrtum: Er musste sein Geschäft schließen und das Haus verkaufen und flüchtete mit seiner Schwester Rosa nach England.

1957 starb Albert Cahn in England. Er wurde auf eigenen Wunsch auf dem jüdischen Friedhof in Königswinter neben seiner schon 1931 gestorbenen Frau Adele beigesetzt.