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„Biotope in Gefahr“Kreis sorgt sich um Naturschutzgebiet Eudenberg

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Streng geschützt, aber nach Einschätzung des Kreises in Gefahr: Das Naturschutzgebiet Eudenberg bei Sassenberg. 

Königswinter – Es ist ein schöner Herbsttag an diesem Samstagvormittag, an dem sich die Frühnebel langsam auflösen und die Sonne durchkommt, die das bunte Laub an den Bäumen zum Leuchten bringt. Auf etlichen Spinnennetzen auf den Wiesen glänzt der Tau und verspricht einen Altweibersommertag. Vögel sind zu hören, gegen Mittag auch Kirchenglocken wohl von der nicht weit entfernten Eudenbacher Pfarrkirche. Bis auf ein Paar mit drei Hunden ist im Moment keine Menschenseele an diesem schönen Flecken Natur am Rande des 244-Einwohnerdorfes Sassenberg.

Doch der Eindruck von Verlassenheit scheint zu trügen. „Gefährdete Biotope“, hat die Kreisverwaltung des Rhein-Sieg-Kreises eine Mitteilung überschrieben und meint unter anderem das Naturschutzgebiet Eudenberg, das sich in einem einstigen Basaltsteinbruch unterhalb von Sassenberg entwickelt und in dem sich ein Steinbruchweiher gebildet hat. 2002 wurde er unter Schutz gestellt.

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Aus mehreren Abbausohlen besteht das Naturschutzgebiet, das sich sich im ehemaligen Basaltsteinbruch entwickelt hat. 

„Ein mehr als 30 Hektar umfassendes Areal des Steinbruchs befindet sich seit 2018 im Besitz des Rhein-Sieg-Kreises“, erklärt in der Mitteilung Rainer Kötterheinrich, der Leiter des Amtes für Umwelt- und Naturschutz beim Kreis. „Viele Naherholungssuchende kommen hierher und genießen die Vielfalt der Natur. Dabei halten sich etliche Besucherinnen und Besucher nicht an die dort geltenden Vorschriften, obwohl auf die Regeln extra hingewiesen wird. Dadurch werden die unterschiedlichen Lebensräume der Pflanzen und Tiere stark geschädigt.“

Viele Besucher durch Corona-Lockdown in Naturschutzgebieten

Im vergleichsweise kleinen Naturschutzgebiet Eudenberg gibt es demnach ähnliche Probleme, wie sie – vor allem während der Corona-Lockdowns und den dadurch ausgelösten Besucherboom in der freien Natur – im sehr viel größeren Naturschutzgebiet Siebengebirge aufgetreten sind. Weil viele Besucher sich nicht an die geltenden Regeln hielten, wurde unter anderem am Stenzelberg der Rundweg durch Eichenbalken „eingezäunt“.

Am Kloster Heisterbach wurden zahlreiche Autos abgeschleppt, vor allem weil sie halb auf der Landstraße parkend den Verkehr gefährdeten, aber auch, weil sie halb im Naturschutzgebiet standen. Der Rhein-Sieg-Kreis hat den Ordnungsaußendienst für Kontrollen in Naturschutzgebieten verdoppelt und überdies die Beschilderung erneuert, auf denen die Spielregeln – wie Wege nicht verlassen, Zelten verboten oder Hunde anleinen – auch durch Piktogramme verdeutlicht werden.

Neue Schilder im Naturschutzgebiet Eudenberg

Diese neuen Schilder finden sich auch am Eudenberg, der laut Kreisverwaltung zusammen mit dem Eudenbacher Basaltsteinbruch Hühnerberg (dort wird noch Basalt abgebaut) und der Tongrube Eudenbach ein Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Schutzgebiet mit einer Größe von 144 Hektar bildet. „Betreten des Steinbruchs verboten. Lebensgefahr!“, heißt es darüber hinaus auf mehreren Schildern hinter gelbem Stacheldraht, durch den der ehemalige Steinbruch mit dem See abgegrenzt wird.

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Offenbar mutwillig wurde die Drahtsperre neben dem Tor beseitigt, um Zugang zum Steinbruchsee zu bekommen. 

Es gibt aber an mehreren Stellen Durchgänge, von den für den Laien nicht so ganz klar ist, ob sie legal oder illegal sind. Lediglich an einem recht maroden grünen Doppeltor ist deutlich erkennbar, dass die Drahtsperre links daneben mutwillig weg gebogen wurde, um den Weg zum See freizumachen. An einer verrosteten gelb-schwarzen Schranke, um die man einfach herumgehen kann, ist nicht so eindeutig, ob man noch auf dem legalem Weg geht. Zwei ehemalige Schilder sind nicht mehr lesbar beziehungsweise wurden zerstört.

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„Am Eudenberg leben Amphibien- und Reptilienarten, die alle als besonders oder streng geschützt gelten“, heißt es in der Mitteilung des Rhein-Sieg-Kreises. „Beispielsweise Erdkröten, Geburtshelferkröten sowie Schling- und Ringelnattern. Und auch schutzwürdige Insekten, Pflanzen und weitere Tiere fühlen sich in dieser Umgebung sichtlich wohl. Uhus und Neuntöter ziehen ihren Nachwuchs hier groß.“

Insgesamt mache die Vielfältigkeit den Steinbruch besonders, der aus mehreren Abbausohlen um einen zentralen Vulkankegel bestehe. „Im Laufe der Jahre hat sich der tiefste Teil des Abbautrichters mit Wasser gefüllt; ein Steinbruchweiher entstand. An den Seiten des steilen Trichterrands ist ein dichter Laubmischwald gewachsen. Magere Mähwiesen befinden sich an den Hangfüßen; teils mit losem Gesteinsschutt. Weiter unten schließen sich nährstoffreichere Böden an, die von einzelnen Bereichen abgelöst werden, in denen Grundwasser austritt.“

Hintergründe

Das Steinbruch Eulenberg auf Hennefer Stadtgebiet ist seit 2002 im Besitz des NABU Rhein-Sieg und wurde 2008 zum Naturschutzgebiet erklärt. „Der Eulenberg hat eine ungewöhnlich große Zahl verschiedenster Lebensräume auf engstem Raum zu bieten“, schreibt der Naturschutzbund auf seiner Homepage. Und stellt dort auch klar: „Ein Steinbruch ist keine Fußgängerzone. Das Betreten ist generell verboten.“ Nur ein ausgeschilderter Rundweg könne auf eigene Gefahr betreten werden.

Über das Naturschutzgebiet Eudenberg heißt es auf einer Internetseite der Basalt-Actien-Gesellschaft, dass die Hauptabbautätigkeiten dort bis in die 1970er Jahre stattfanden. Der Steinbruch wurde im Rahmen von Chance 7 abschnittsweise 2017 und 2018 an den Rhein-Sieg-Kreis verkauft. (csc)

Ähnliche Lebensbedingungen finde man im nahen Naturschutzgebiet Eulenberg, das auf Hennefer Stadtgebiet liegt. „Diese beiden Naturschutzgebiete gilt es unbedingt zu bewahren“, wird in der Mitteilung Dr. Christoph Rothenwöhrer zitiert, der fachliche Leiter des Naturschutzgroßprojekts Chance 7. „Leider betreten immer wieder Erholungssuchende verbotenerweise abgesperrte Flächen und laufen dort herum. Dieses Verhalten zerstört nicht nur die Vegetation. Es ist lebensgefährlich! Denn ein Steinbruch ist keine Promenade. Zu jeder Zeit muss in den Abbaubereichen am See mit Steinschlag gerechnet werden. Auch ist das Baden in den Seen nicht erlaubt.“ Hunde seien an der Leine zu führen, damit Tiere nicht erschreckt oder gehetzt würden. „Hundekot und Müll sind mitzunehmen“, erläutert er einmal mehr die in Naturschutzgebieten geltenden Vorschriften.