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Leben im VerborgenenWaschbären werden im Rhein-Sieg-Kreis vermehrt gesichtet

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Auf einem Gebäude der Grundschule in Schönenberg ist der Waschbär, weil er sich wohl fühlt in der Bröl, großflächig abgebildet.

Rhein-Sieg-Kreis – Er ist selten zu sehen. Eher verborgen lebt der Waschbär in der Nähe von Gewässern. Eigentlich hat er hier in der Region nichts zu suchen. Aber zuletzt wurden Waschbären verstärkt gesichtet. „In den 30er Jahren sind wohl einige Exemplare aus privater Haltung in Hessen ausgebrochen und haben sich langsam immer weiter ausgebreitet“, berichtet Norbert Möhlenbruch. Er ist Kreisjagdberater und kennt sich mit den Tierpopulationen aus. Die ursprünglich in Nordamerika heimischen Waschbären seien bislang nur selten im Kreis zu beobachten.

Das bestätigt auch Klaus Weddeling von der Biologischen Station. „Sie leben sehr heimlich und sind deswegen kaum zu entdecken.“ Der Biologe ist über diesen „unerwünschten Einwanderer“ nicht besonders begeistert. „Wir sehen das kritisch. Waschbären fressen Amphibien sowie Muscheln und können heimische Populationen damit ausrotten.“ Das bestätigt auch Möhlenbruch. Bei der Suche nach Nahrung plünderten Waschbären gern Nester von Bodenbrütern.

Waschbären plündern wenig

Besonders Vögel, die in Ufernähe brüten, würden dadurch schnell ihres Nachwuchses beraubt. Thomas Deckert, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägerschaft, bestätigt dieses Jagdverhalten, sieht „die Sache jedoch nicht so dramatisch, solange die Waschbärendichte nicht über ein Tier je zehn Quadratkilometer anwächst“. Marder und Fuchs hätten schließlich dieselbe Beute wie Waschbären. Ihre Population in der heimischen Tierwelt sei jedoch deutlich größer.

„Der Anteil von Waschbären an der Plünderung von Vogelnestern ist zurzeit im Rhein-Sieg-Kreis eher gering“, so Deckert. Bei zunehmender Verbreitung stelle der anpassungsfähige amerikanische Kleinbär aber eine ernstzunehmende Gefahr für koloniebrütende Vogelarten wie Graureiher, Kormoran und Uferschwalbe dar. Auch Bodenbrüter wie Schnepfe, Kiebitz, Lerche und Schwarzkehlchen seien dann betroffen. Dass Waschbären zuletzt verstärkt gesichtet werden, hat für Deckert einen simplen Grund. Wegen der afrikanischen Schweinepest und hoher Zuwächse der Wildschweinpopulation seien Jäger verstärkt auch nachts in den Revieren unterwegs, um Sauen zu erlegen. Da sei es ganz normal, dass Waschbären, die erst in der Dunkelheit unterwegs seien, auch gesichtet würden.

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Der Deutsche Tierschutzbund fordert „besondere Maßnahmen für nicht heimische Tierarten, die bereits in Deutschland eingebürgert sind, wie zum Beispiel für den Waschbär“. Die Jagd auf die Tiere habe bislang keinen Erfolg gezeigt, da frei werdende Reviere unmittelbar von anderen Waschbären besetzt würden. Eine tiergerechte und nachhaltige Lösung sei dagegen die Kastration möglichst vieler Tiere: Ein kastrierter Waschbär besetze weiter ein Revier und führe so zu einer tierverträglichen Reduktion der Population.

Der Tierschutzbund betont, grundsätzlich sei es sinnvoll, Exoten, die die heimische Tierwelt beeinträchtigen könnten, nicht einzuführen, zu züchten und den Handel mit ihnen zu verbieten. Für ein Leben in Gefangenschaft seien diese Tiere aber in der Regel nicht geeignet. Falls sie ausbrechen oder ausgesetzt würden, könnten sie die heimische Artenvielfalt bedrohen. Der Waschbär ist ein Beispiel dafür. Wenn verletzte Tiere zu Auffangstationen kämen, dürften sie später nicht wieder ausgewildert werden, dies sei bei ihrer invasiven Art verboten.