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Erster im KreisVor einem Jahr eröffnete Bettina Roth in Lohmar ihren Unverpackt-Laden

Lesezeit 4 Minuten
Unverpackt Laden Lohmar_2

Bettina Roth ist zufrieden mit dem ersten Jahr ihres Unverpackt-Ladens.

  1. Vor einem Jahr hat Bettina Roth (41) in Lohmar-Wahlscheid den ersten Unverpackt-Laden im Rhein-Sieg-Kreis eröffnet.
  2. Annette Schroeder sprach mit der einstigen Grundschullehrerin über ihre Erfahrungen und Pläne mit dem Geschäft „Fräulein Jule.“
  3. Bettina Roth erzählt, wie sie ihren Laden organisiert. Und was sie in Zukunft plant.

Lohmar – Bettina Roth (41) hat vor einem Jahr in Lohmar-Wahlscheid den ersten Unverpackt-Laden im Rhein-Sieg-Kreis eröffnet. Annette Schroeder sprach mit der einstigen Grundschullehrerin über ihre Erfahrungen und Pläne mit dem Geschäft „Fräulein Jule“, das nach ihrer elfjährigen Tochter benannt ist.

Die Serie

Müll vermeiden, regional einkaufen, weniger Fleisch essen, aufs Fliegen verzichten – viele kleine Schritte sind nötig, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu drosseln. In unserer Serie „Prima Klima“ stellen wir Menschen und Initiativen vor, die sich um einen nachhaltigen Lebensstil bemühen.

Wie fällt Ihre Bilanz nach einem Jahr „Fräulein Jule“ aus?

Bettina Roth: Grundsätzlich bin ich zufrieden. Das Geschäft wirft schon kleine Gewinne ab, es reicht allerdings noch nicht, um eine Familie zu ernähren. Immerhin läuft es so gut, dass wir Anfang des nächsten Jahres in ein Ladenlokal ziehen werden, das ein paar Häuser entfernt liegt und mit 40 Quadratmetern Verkaufsfläche doppelt so groß ist.

Welche Produkte sind bei Ihnen besonders gefragt?

Haferflocken, Basmatireis, Nudeln, Kaffee, Rosinen, auch die Kosmetikartikel.

Der Verpackungsaufwand für Haferflocken, die es im Supermarkt in Papiertüten zu kaufen gibt, scheint doch eher gering. Warum bieten Sie dieses Produkt an?

Auch die Papiertüte ist nicht per se umweltfreundlich. Zur Herstellung braucht es mehr Energie und Rohstoffe, als sie für eine Plastiktüte anfallen. Man müsste die Papiertüte viermal benutzen, damit sie die gleiche Ökobilanz hat.

Woher beziehen Sie Ihre Waren?

Zum Teil von zwei Großanbietern, zum Teil aus der Region. Das bedeutet, die Transportwege sind kurz, und das verbessert auch die Ökobilanz.

Was kommt aus der Region?

Getreideprodukte aus der Horbacher Mühle, die Nudeln aus dem Westerwald, Trockenobst kommt von einem Zwischenhändler aus Wermelskirchen, alle Kaffeesorten aus einer Siegburger Rösterei, Seifen und unseren Wahlscheider Kräutertee beziehe ich aus der Kräuterschule Wahlscheid.

Sind das Biowaren?

Zum Großteil nicht; das liegt aber daran, dass den Firmen die Zertifizierung zu teuer ist.

Die Ware, die Sie angeliefert bekommen, muss ja entsprechend verpackt sein. Wird das Verpackungsproblem nicht vom Kunden auf den Händler verschoben?

Nein. Die meisten losen Waren werden in einem 25-Kilo-Papiersack angeliefert, manche Produkte bekommen wir auch in großen Pfandeimern und -Gefäßen. Der Verband der Unverpackt-Läden, der sich vor einem Jahr gegründet hat und dem auch „Fräulein Jule“ angehört, macht Druck auf die Lieferanten, dass sie vom Plastik wegkommen, größere Gebinde und ein Pfandsystem anbieten. So können die Kunden bei uns jetzt Tomatensoße und Kokosöl direkt in Pfandgläsern kaufen.

Was funktioniert nicht so gut?

Bei Zahnputztabletten fällt die Resonanz sehr unterschiedlich aus. Die einen schwören darauf, die anderen kommen damit nicht klar.

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Handcreme in Eiform mit dem passenden Behälter aus Weißblech.

Das Preisniveau ist höher als im Supermarkt. 100 Gramm Nudeln für 45 Cent, oder 100 Gramm Kaffee für 2,10 Euro sind stolze Preise. Wie kommen die zustande?

Das sind die Einkaufspreise plus Mehrwertsteuer und eine Gewinnmarge für mich, die eher gering berechnet ist. Die Preise sind natürlich auch deshalb höher, weil ich nicht solche großen Mengen abnehmen kann wie ein Supermarkt. Die Biowaren sind von einer deutlich höheren Qualität als im Supermarkt und daher teurer.

Man muss Tupperdosen, Einmach- und Marmeladengläser oder Teedosen mitbringen, um bei „Fräulein Jule“ einzukaufen. Und wenn man die Behälter zu Hause vergisst?

Die Kunden können sich Gläser im Laden leihen, das Pfand – zwischen 1,50 und fünf Euro – bekommt man dann beim nächsten Einkauf wieder zurück. Es gibt zum Mitnehmen aber auch kostenlos alte Gläser, die uns Kunden gespendet haben.

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Wie werden Sie das Sortiment im neuen Laden erweitern?

Vor allem um Reinigungsmittel. Da wünschen sich Kunden die einzelnen Komponenten, um Haushaltsreiniger selbst herzustellen. Also werde ich dann auch Zitronensäure, Natron, Waschsoda und Seifenflocken anbieten. Auch der Drogeriebereich wird erweitert.

Sind Ihre Kunden besonders umwelt- und klimabewusst?

Ja, ich denke schon. Sicher gibt es auch vereinzelt Leute, die mit dem SUV vorfahren, um ein paar Nudeln zu kaufen. Aber das Thema Verpackung kann ein Anfang sein, stärker umweltbewusst zu leben. Bei mir war das jedenfalls so. Sicher braucht es Klima-Pioniere, die man bewundern und nachahmen kann. Wichtig ist aber, zu vermitteln, dass jeder in kleinen Schritten etwas bewirken kann. Und damit einen Prozess anstoßen, der immer größere Kreise ziehen wird.

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