Corona, Hochwasser und die klammen Finanzen prägten ihre erste Amtszeit, nun verkündet Lohmars Bürgermeisterin: „Ich trete wieder an.“
KommunalwahlClaudia Wieja geht 2025 erneut ins Rennen ums Lohmarer Bürgermeisteramt
Nächstes Jahr wird sie 60, in diesem Alter wechselte ihr Amtsvorgänger in den Ruhestand. Die Lohmarer Bürgermeisterin Claudia Wieja hat sich entschlossen, sich nach ihrer ersten Amtszeit 2025 erneut zur Wahl zu stellen. „Ohne mich würden wir wohl einen CDU-Bürgermeister bekommen“, sagt die Grüne. „Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu arrogant.“
Corona, die Finanzklemme, der Strom der Flüchtlinge, damit kämpften auch die Kollegen landauf, landab. In Lohmar kam das verheerende Hochwasser hinzu. Heftiger Gegenwind bläst ihr zudem nach wie vor von Seiten der CDU-Opposition ins Gesicht. Mit Wieja stellen erstmals die Grünen in Lohmar einen Bürgermeister.
CDU-Amtsvorgänger trat nach einer Wahlperiode nicht mehr an
Seit 2004 war das Amt in Händen der CDU, Wolfgang Röger amtierte von 2004 bis 2014, er ging mit 63 in den Ruhestand. Der 60-jährige Horst Krybus stellte sich nach nur einer Amtszeit 2020 nicht mehr zur Wahl, zur Enttäuschung seiner Partei. Tim Salgert holte zwar im ersten Wahlgang mit 41,98 Prozent die meisten Stimmen (Wieja 39,71 Prozent), unterlag aber in der Stichwahl der Grünen (46,71 : 53,29 Prozent).
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Sie habe sich zu diesem frühen Zeitpunkt, mehr als ein Jahr vor der Kommunalwahl im Herbst 2025, erklären wollen, betont Wieja. Hätte sich die Volkswirtin und vierfache Mutter für einen Rückzug ins Privatleben entschlossen, wäre ihrer Partei noch genug Zeit geblieben, einen Kandidaten zu finden. Auf den ersten Blick biete sich niemand an, auch nicht aus den Reihen der Koalition, so Wieja. Die Grünen, die nach der CDU die zweitmeisten Sitze im Stadtrat haben, befinden sich in einem Bündnis mit SPD und UWG.
Lohmars Bürgermeisterin sieht die AfD vor Einzug in den Stadtrat
In der kommenden Wahlperiode werde der Rat sicher anders aussehen, prognostiziert sie. Die AfD werde voraussichtlich einziehen, die Grünen wegen des Bundestrends Sitze verlieren. Die kleineren Parteien könnten Probleme bekommen.
Man habe mit der Koalition viel bewegt, so eröffneten demnächst eine Grundschule, Kindergärten wurden erweitert, Neubauten sind in Planung. Die Klimafolgenanpassung bleibe eine große Herausforderung, Stichworte: Erweiterung der Regenwasserrückhaltebecken, Deichsanierung, Schaffung von Retentionsräumen, auch wegen der zeitraubenden Bürokratie.
Sie erhalte viel Zuspruch, von den Bürgern und aus der Verwaltung. Was ist dran an dem Gerücht, dass anfangs etliche Führungskräfte kündigten? Wenig bis gar nichts, sagt Wieja. Einige, wie Beigeordneter und Kämmerer, wechselten zu besser dotierten und aussichtsreicheren Posten, hätten nun einen wesentlich kürzeren Arbeitsweg. Es sei gelungen, qualifizierten Ersatz zu finden.
Auch die Befürchtung, dass ihr Ehemann Horst Becker, Ex-Staatssekretär und der starke Mann bei den Grünen, nun indirekt die Strippen zöge in Rathaus und Stadthaus, habe sich wohl nicht bewahrheitet, so die 59-Jährige. „Ich habe mein eigenes Profil, das dürfte jeder bemerkt haben.“
Ihr gefalle die Mischung aus Gestaltung und Geselligkeit. Es gebe noch einige Baustellen, schwierigstes Projekt aktuell: die Mehrfamilienhäuser mit bezahlbarem Wohnraum auf einem städtischen Grundstück in Donrath. 2020 war die aktualisierte Planung vorgestellt worden.
Nach langem Hin und Her hat die Stadt nun ein Enteignungsverfahren gegen den Eigentümer des alten Sägewerks-Areals angestrengt. Der wolle und dürfe selbst bauen, die Stadt benötige lediglich Flächen für die Zuwegung zum öffentlichen Baugrund, erklärt die Bürgermeisterin. Ein solches Verfahren könne locker drei Jahre dauern.
Zwei treten nicht mehr an
Zwei Bürgermeister im Rhein-Sieg-Kreis haben bereits angekündigt, nicht mehr antreten zu wollen. Der 52-jährige Mario Loskill (Ruppichteroth) sucht eine andere berufliche Herausforderung, Norbert Büscher (64) aus Much geht in den Ruhestand.