Bring- und HolverkehrLohmarer Kita zieht wegen Elterntaxi-Chaos um – Anwohner wollen Schranke

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Schulkinder und Autos in einer schmalen Wohnstraße

Am Ende der Hermann-Löns-Straße in Lohmar ist morgens zu Schulbeginn und auch nach Schulschluss (wie hier) eine Menge los. (Archivbild)

Die Stadt erhofft sich durch die Verlagerung fast 20 Prozent weniger Bring- und Holverkehr. Anwohnern geht das noch nicht weit genug.

Das Problem der Elterntaxis brennt den Anwohnern der Waldschule und der Gesamtschule schon seit Jahren unter den Nägeln. Die Stadt hat nun einen ersten Schritt getan: Die Kita Waldgeister, die Räume in der Gesamtschule nutzt, wird von der Hermann-Löns-Straße zur Pützerau nahe des Reitstalls verlagert. Das gab Bürgermeisterin Claudia Wieja in einer Bürgerversammlung bekannt. 

Das bedeute fast 20 Prozent weniger Bring- und Holverkehr, erklärte Schuldezernent Andreas Behncke. Rund die Hälfte davon entfalle auf die  Zeit der stärksten Belastung, dann, wenn zeitgleich Eltern von Grund- und Gesamtschülern ihren Nachwuchs zum Unterricht chauffieren.

Gebäude mit Schild Kita Waldgeister

Weniger Verkehr im Wohnviertel an der Gesamtschule: Die Kita Waldgeister soll verlegt werden zur Pützerau.

Ausschuss und Stadtrat votierten bereits mehrheitlich für die Verlegung in einen Neubau, die CDU stimmte dagegen. Bis die Kita bezugsfertig ist, können aber locker zwei Jahre ins Land gehen, zunächst muss Baurecht geschaffen werden. 

Wie können nun die restlichen 80 Prozent der Elterntaxis aus dem Wohnviertel mit den schmalen Straßen herausgehalten werden, in dem vor allem vor Schulbeginn eine Belastung wie auf einer Hauptverkehrsstraße herrscht? Knackpunkt: Die Schulen liegen am Ende einer Sackgasse oben am Hang, und es gibt nicht nur eine Zufahrt. Das von der Stadt beauftragte Forschungsinstitut Bueffee sieht ein ganzes Bündel von Maßnahmen unter der Überschrift „Sichere Schulwege“.

Haltestellen für Elterntaxis, längere Fußwege für Lohmarer Schüler

Dazu  gehören Haltepunkte für Eltern, die allerdings in 450 bis 500 Meter Entfernung von den Schulen liegen werden. Mehr Querungshilfen und Einengungen für Autofahrer dienten ebenfalls der Sicherheit der Fußgänger. Auch eine „Walking Bus“-Haltestelle, an der sich die Schüler treffen und gemeinsam auf den Weg bergauf machen, sei ein sinnvoller Mosaikstein, sagte Verkehrsplanerin Dr. Tabea Kesting. 

Mit dem Verkehrszähmer-Programm und dem Schulwegcheck sollen Lehrer und Kinder eingebunden werden - letztlich auch, um den uneinsichtigen Eltern klar zu machen, dass sie das Problem sind und die zu Fuß Gehenden gefährden. Und sie dazu zu erziehen, früher loszufahren und die Kinder das letzte Stück an der frischen Luft laufen zu lassen.

RSVG drohte, mit den Schulbussen nicht mehr auf den Berg zu fahren

Die Gutachter haben mehr als einmal beobachtet, dass Pkw Bürgersteige überfahren. Dass sie Wege blockierten und waghalsige Wendemanöver unternehmen. Zu den Schulen fahren auch Schulbusse, die ebenfalls im Begegnungsverkehr auf den Gehweg auswichen, so die Beobachtung Kestings.

Die RSVG hatte wegen der unzumutbaren Zustände durch die Elterntaxis bereits angedroht, nicht mehr auf den Berg zu fahren, erklärte die Bürgermeisterin. Daraufhin startete die Stadt einen sogenannten Parkraumversuch -  und erntete einen Proteststurm der Anwohner.

Wenn die Politessen uns kontrollieren, warum dann nicht die Elterntaxis?
Anwohnerin der Schmiedgasse, wo die Stadt Halteverbotsschilder aufstellte

Die konnten wegen des absoluten Halteverbots von 7 bis 16 Uhr in der Schmiedgasse ihre Pkw nicht mehr vor der Haustür abstellen und mussten teils weite Wege in Kauf nehmen. „Ich gehe jeden Morgen mit Bauchschmerzen aus dem Haus“, schilderte eine Anwohnerin, die nach eigenen Aussagen schon reichlich Knöllchen sammelte.

„Wenn die Politessen uns kontrollieren, warum dann nicht die Elterntaxis?“ Die Stadt sei nur für den ruhenden Verkehr zuständig, die Polizei für den fließenden, antwortete Behncke. Man prüfe derzeit die neue gesetzliche Möglichkeit, dass mehrere Kommunen gemeinsam Tempoverstöße feststellen und ahnden können. Gute Nachricht für die Anwohner: Die Halteverbotsschilder gelten ab sofort nur noch morgens von 7.30 bis 8.15 Uhr gelten, ab 8.16 Uhr könnten die Anwohner dort wieder parken.

Etliche der Zuhörer sprachen sich für eine Schulstraße aus, am besten mit Schranke. Das gesamte Viertel abzuriegeln, sei schwierig, so die Expertin. Es sei als erster Schritt besser, nur den letzten Abschnitt der Hermann-Löns-Straße ab der Kreuzung Auf der Hardt zu blockieren, zu den Hauptzeiten von 7.30 bis 8.15 und von 12.45 bis 13.30 Uhr. Dann hätten aber auch weder Anwohner noch Beschäftigte der Schulen Zufahrt.   

Bleibe die Situation nach der Umsetzung vieler Maßnahmen kritisch, könnte die gesamte Hermann-Löns-Straße dicht gemacht werden, sagte Kesting. Das Konzept für das Schulviertel wird nun in den kommunalpolitischen Gremien diskutiert, über die Weichenstellungen, die ja auch mit Investitionen verknüpft sind, entscheidet letztendlich der Stadtrat.

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