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Löschwasser fehlt„Tuffi-Tanker“ soll in Lohmar Wohnungsbau ermöglichen

Lesezeit 3 Minuten
Ein für die Feuerwehr umgebautes Milchsammelfahrzeug

14.000 Liter Löschwasser fasst der „Tuffi-Tanker“ der Feuerwehr Königswinter. Auch die Stadt Lohmar erwägt einen Ankauf.(Archivbild)

Ein Milchwagen könnte Probleme beim Wohnungsbau lösen. In Lohmar sind schon Baugenehmigungen an fehlenden Hydranten gescheitert.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen auf Ihrem baureifen Grundstück ein Wohngebäude errichten, dürfen aber nicht - weil es in der Nähe zu wenig Hydranten gibt. Kaum zu glauben? In Lohmar führte die mangelnde Löschwasserversorgung schon dazu, dass in Einzelfällen Baugenehmigungen versagt wurden. Den Bürgern und der Stadt könnte nun ein „Tuffi-Tanker“ helfen.

Mit diesem neckischen Namen werden für die Feuerwehr umgebaute Milchsammelfahrzeuge bezeichnet, in deren typisch abgerundeten Aufsatztank statt des Kuhproduktes klares Wasser schwappt. 14.000 Kubikmeter des rettenden Nasses könnten so schnell verfügbar sein, wenn's brennt. Das Legen einer bis zu zwei Kilometer langen Leitung dauere schon mal 45 Minuten.

Das Hydrantennetz der Stadtwerke Lohmar reicht nicht aus

So steht es in einer Analyse des Lohmarer Stadtbrandmeisters Peter Völkerath. Für eine dörfliche Bebauung, freistehend und bis zu drei Vollgeschossen, gilt ein gesetzlich festgelegter Grundschutz von 800 Litern pro Minute für eine Dauer von mindestens zwei Stunden. Das könne auch durch zwei Hydranten mit 400 Litern pro Minute im Umkreis von 300 Metern gewährleistet sein.

Für eine dichtere Bebauung sind 1600 Liter Löschwasser pro Minute erforderlich. Die Stadt muss die Grundversorgung sicherstellen, doch das Hydrantennetz der Stadtwerke reiche nicht überall aus, andere Behälter, Teiche, Brunnen oder offene Gewässer seien laut dem Amt für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz „oft nicht vorhanden, zu weit entfernt oder nicht ausreichend hergerichtet“.

Laut Lohmarer Brandschutzamt ist ein Milchsammelfahrzeug die beste Lösung

Ein umfassendes Löschwasserkonzept sei in Arbeit, die flächendeckende Versorgung aber zeitaufwändig und teuer, so steht es in dem Konzept, mit dem sich der Haupt- und Finanzausschuss befasste. Kurzfristig könne ein Großtankfahrzeug Abhilfe schaffen, die preiswerteste, schnellste Alternative sei ein gebrauchtes Milchsammelfahrzeug.

Auch das gibt es nicht zum Nulltarif. 135.000 Euro kosteten Ankauf und Umbau eines gebrauchten Milchwagens, unter anderem wird eine Feuerwehrpumpe benötigt. Der Austausch des Fahrgestells nach fünf Jahren würde mit etwa 280.000 Euro zu Buche schlagen. Vorteil: Es wäre relativ rasch verfügbar. Nachteil: die hohe Kilometerleistung, die im Schnitt bei einer Million liegt!

Ein neues Großtankfahrzeug würde etwa 400.000 Euro kosten, die Lieferfristen betragen aber Jahre. Ein Second-Hand-Wechsellader mit Abrollwassertanks wäre mit 345.000 Euro vergleichsweise teuer, ebenso der Austausch des Fahrgestells nach fünf Jahren (240.000 Euro). Lieferzeit für einen Abrollbehälter: ein Jahr.

Einen Abstellplatz gibt es für das neue Fahrzeug auch noch nicht. Ein Anbau für den Wechsellader würde einmalig 400.000 Euro kosten, für die anderen Lösungen wären es 200.000 Euro.

Die Koalition aus Grünen, SPD und UWG stimmte dem Vorschlag der Verwaltung zu, die wirtschaftlichste Lösung zu verfolgen. Eine kurzfristige Umsetzung sei auch für die bestehenden Wohngebiete wichtig, die bereits jetzt über keine ausreichende Grundversorgung verfügten, sagte Horst Becker (Grüne). Bei Bränden müsste die Stadt auf kollegiale Hilfe aus Königswinter oder Hennef zurückgreifen, die schon Tuffi-Tanker im Einsatz haben.

Stadt Lohmar sparte durch „Weihnachtsgeschenk“ des Bundes 400.000 Euro

Die CDU monierte, dass das Konzept nicht den Arbeitskreis Feuerwehr vorgelegt wurde. „Wir hätten gerne mitgeredet“, sagte Florian Westerhausen. Die Situation sei offensichtlich schon länger bekannt, es sei keine Gefahr im Verzug. Nachdem die Mehrheit ihren Antrag, den Punkt zu vertagen, ablehnte, stimmte die CDU gegen das Konzept.

Am Geld zumindest dürfte ein Ankauf nicht scheitern. Dank eines „Weihnachtsgeschenks“ des Bundes hat die Stadt 400.000 Euro gespart, Geld, das für einen Gerätewagen Schlauchlogistik im Haushalt eingeplant war. Hintergrund: Bislang war ein solches Fahrzeug des Zivilschutzes in Wahlscheid stationiert, dessen Einsatzzeit aber nach 25 Jahren zu Ende ging.

Weil der Bund sich nicht rührte, so Bürgermeisterin Claudia Wieja, habe die Stadt die Ausschreibung vorbereiten müssen. Kurz vor dem Fest sei dann die gute Nachricht aus dem Kreishaus gekommen: Der Bund spendiert einen neuen Schlauchwagen.