Früher Bordell, heute Eventlocation: In Durbusch gab es Streit über zu viel Lärm. Nun hat der Pächter der „Centaurus-Residenz“ aufgegeben.
Streit um zu viel LärmPächter des früheren Lohmarer Bordells zieht sich zurück
Die Nachbarn riefen mehr als einmal Polizei und Ordnungsamt wegen lauter Musik abends und nachts. Sie schrieben E-Mails an die Bürgermeisterin und die Kommunalpolitiker, und sie marschierten mit Transparenten im Ratssaal auf. Nun kehrt voraussichtlich wieder Ruhe ein am Rand von Lohmar im kleinen Örtchen Durbusch. Der Druck aus Politik und Verwaltung war offenbar zu groß, der Pächter der Eventlocation „Centaurus-Residenz“ hat sich zurück gezogen. Auch ein von ihm eingesetzter Unterpächter sei nicht mehr mit im Boot.
Darüber informierten jetzt die Besitzer der Immobilie, das Landwirtsehepaar Birgit und Christoph Lüpschen, Bürgermeisterin Claudia Wieja. Lüpschens hatten das Anwesen 2021 gekauft und renoviert und per E-Bay-Kleinanzeigen einen Nutzer gesucht. Anfang 2022 meldete sich der Pächter, nach eigenen Angaben ein Diplomatensohn aus Bonn.
Villa in Lohmar war zunächst Botschaft, dann Bordell
Früher war die Villa, die an einer Durchgangsstraße liegt, mal ein mondänes Wohnhaus, dann eine Botschaft, die letzten Jahre aber ein überregional bekanntes Edel-Bordell, das rote Schild mit dem alten Namen Parksauna Residenz hängt immer noch vor der weißen, geschwungenen Mauer. In der Coronazeit machte das Etablissement dicht.
In der Nachbarschaft hieß es, dass hier weiterhin das horizontale Gewerbe beheimatet war. Doch das sei nach ihrer Erkenntnis nur ein Gerücht, sagte Wieja im Pressegespräch. Selbst unangemeldete Kontrollen des Ordnungsamtes hätten keine Hinweise auf Prostitution ergeben.
Vier Ruhestörungen ahndete das Lohmarer Ordnungsamt
Dafür entdeckte die Stadtverwaltung illegale Nutzungen, unter anderem eine Brustprothesen-Produktion des Pächters im Keller der Residenz. Ein Kiosk wurde wieder dicht gemacht. Zimmer waren offenbar zeitweise an Monteure vermietet worden. Sowohl Unter- wie auch Obergeschoss dürfen laut Verwaltung jedoch unter anderem wegen der Brandschutzvorschriften nicht genutzt werden.
Das Lärmproblem war offenbar schwerer zu fassen. Wenn das Ordnungsamt ausrückte, war die Lautstärkeregler oft schon runtergedreht, oder es war alles ruhig. Zehn Ruhestörungen listen die Anwohner auf, festgestellt und geahndet wurden in 2022 und 2023 insgesamt nur vier, so Wieja. Zuletzt vor wenigen Wochen, am 24. Juni bei einer Hochzeitsgesellschaft, das verhängte Bußgeld müsse in diesem Fall der Saalmieter zahlen, nicht der Pächter. Eine für den 5. August geplante Veranstaltung sei abgesagt worden.
Nun wollen die Eigentümer ein Gesamtnutzungskonzept erarbeiten. Mit Unterstützung eines Architekten, der den Brandschutz prüft und Möglichkeiten der Barrierefreiheit. Eventuell, so Wieja, könnten die früheren „Verrichtungszimmer“ später als Hotelzimmer genutzt werden. Ein Restaurant mit 70 Plätzen soll in wenigen Wochen eröffnen. Der Sauna-, Wellness- und Fitnessbereich bleibe bestehen. Auch die Schwimmschule, betrieben von zwei Hennefern, kann weiter Kinderkurse anbieten.