Ungewöhnliche HaustiereSven Bach aus Lohmar hält Waschbären im Garten
Lohmar – Wenn Sven Bach mit den Walnüssen in seinen Händen klackert, kommen Cindy, Ruby, Spike und Braunbär durch den schmalen Tunnel zwischen Unterschlupf und Gehege gekrochen. Seit vier Jahren leben sie im Garten des 27-jährigen in Wahlscheid – und sind mittlerweile sehr zutraulich geworden.
Mit ihren Krallen ziehen sie sich an seiner Hose hoch, mit den Pfoten greifen die Waschbären nach den Nüssen, die sie dann in einer Ecke in aller Ruhe knacken und verspeisen.
Vom Menschen aufgenommene Waschbären dürfen nicht mehr ausgewildert werden
Zu Bach kamen die vier, weil ihr Muttertier überfahren worden war. Der Verein „Tierfreundlich“ nahm sich ihrer an, bis Bach auf sie aufmerksam wurde. „Waschbären sind invasiv, also eingeschleppt. Wenn sie von Menschen aufgenommen werden, dürfen sie nicht mehr ausgewildert werden“, sagt er. Die Waschbären brauchten also ein neues Zuhause.
Bach holte die erforderlichen Genehmigungen beim Kreisveterinäramt und der Unteren Naturschutzbehörde ein, ein monatelanges Verfahren. „Man muss mindestens zwei Tiere aufnehmen und ein mindestens 30 Quadratmeter großes Gehege anlegen.“
Von Oktober bis Ostern 2018 baute er mit Freunden den großen Käfig, der nun im Garten der Familie steht. 35 Quadratmeter misst die Grundfläche, drei Meter reicht das Drahtgitter nach oben. Unter den Steinen hat Bach Maschendraht verlegt, damit sich seine Waschbären nicht unter ihnen hindurchgraben können.
Die Waschbären in Lohmar haben ein Bobbycar und eine Murmelbahn zum Spielen
Durch eine Schleuse – auch diese ist Pflicht – führt der Weg hinein. Auf den ersten Blick erinnert der Käfig an eine Voliere. Doch innen hat Bach allerhand vogeluntypisches Spielzeug anlegt: Mehrere Balken und Leitern führen über drei Etagen, mittendrin hängt eine Schaukel herab.
Auch auf einem alten Bobbycar und in einem Laufrad können die Tiere herumklettern. „Die Bären sind sehr verspielt, sie haben sogar eine Murmelbahn. Die Kugel können sie selbst hineinstecken und vorantreiben“, sagt Bach.
Die Tiere schlafen in einem Gartenhäuschen, das mit dem Gehege über einen kleinen Tunnel verbunden ist. „Da kuscheln sie sich in ihre Decken – sie sind auch sehr reinlich und familiär: Sie putzen sich gegenseitig und benutzen ein Katzenklo“, sagt der 27-jährige, der mit der Pflege seiner speziellen Haustiere mehrere Stunden in der Woche beschäftigt ist.
Invasive Art
Waschbären sind ursprünglich in Nordamerika beheimatet, verbreiten sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts als invasive Art aber auch in Europa. Sie sind nachtaktive Raubtiere und leben in Laub- und Mischwäldern. Als Allesfresser suchen Waschbären ihre Nahrung auch unter Wasser. Dies wurde einst als „Waschen“ interpretiert, so kam der Name zustande.
Beim Reinigen findet Bach auch schon mal runde Steine, die das Quartett gern sammelt. In der freien Natur würden Waschbären nur zwei bis drei Jahre alt, in Gefangenschaft rund 15 Jahre. „Der älteste, von dem ich weiß, ist 22 Jahre alt“, sagt Bach.
Er füttere sie mit Trockenfutter, Obst, Nüssen, manchmal auch Rinderhack, schildert Bach. „Am liebsten mögen sie Pink-Lady-Äpfel, da sind sie Feinschmecker.“
Bachs Freundin hat immer noch Berührungsängste mit den Waschbären
Freundin Kathleen Jäger sagt, sie habe noch immer Berührungsängste. „Da bin ich von allen Leuten wohl am vorsichtigsten“, sagt die 22-jährige, die ihren Freund erst mit den Waschbären kennengelernt hat. „Ich war ziemlich erstaunt, sowas ist ja nicht alltäglich“, sagt sie.
„So reagieren viele Leute“, erzählt Bach. „Sie sind begeistert, wenn sie die Tiere sehen, und stellen auch immer die gleichen Fragen – man kann sie sogar streicheln.“ Dennoch seien sie keine Kuscheltiere. „Die Wildnis steckt noch immer mit drin. Oft werden sie für aggressiv gehalten, dabei sind sie nur etwas grob. Sie haben ja auch scharfe Krallen. Einen wilden Waschbären würde ich aber auch nicht anfassen.“
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Der Waschbär-Fan sammelt alles, was mit den Tieren zu tun hat, und hat auch die Wohnung in grau und schwarz dekoriert. „Für mich sind sie wie Familie, ich würde es nicht ertragen, wenn mit den Waschbären was passieren würde“, schildert der Wahlscheider. „Ich versuche, ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen.“