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900 Jahre WahlscheidWahlscheider leben ein besonderes Miteinander

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Der Frauenchor Harmonie Honrath überzeugte beim Auftritt trotz kleiner Sängerinnenzahl.

Lohmar – „Wahlscheid ist kein künstlich erschaffener Ort, kein Reservat und kein Freilichtmuseum, sondern 900 Jahre gelebtes Gemeinwesen.“ Sebastian Schuster unterstrich bei der 900-Jahr-Feier des Agger-Ortes das besondere Bewusstsein der Einwohner für das Miteinander.

„Die gute Nachbarschaft und das Gemeinwohl“ machten den Ort „zu einem lebenswerten Stück Heimat“, so der Landrat. Die Feier avancierte im Forum zu einem Familienfest, bei dem das Wort „Miteinander“ das wohl meistgenannte an diesem Abend gewesen sein dürfte.

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Ex-Bürgermeister Horst Schöpe hielt den Festvortrag.

Auch in der Ansprache von Bürgermeisterin Claudia Wieja fanden sich viele Begriffe, die die Verbundenheit als Kern-Charakterzug der 3200-Seelen-Gemeinde plakatierten. „Einen Ort macht aus, was die Menschen daraus machen“, sagte die Stadtchefin.

Besonders in den vielen Krisen der jüngeren Vergangenheit erlebe man Miteinander bewusster. Als ein mit Applaus quittiertes Beispiel nannte sie die Feuerwehr, die, als jüngst ukrainische Geflüchtete im Forum untergebracht waren, die Hälfte ihrer Stellfläche für die ukrainischen Kinder zur Verfügung stellte.

Kirmes in Lohmar

Schörrenkarrenrennen und Moritaten-Gottesdienst

Andere Orte feiern Karneval, Wahlscheid hat die Kirmes: mit Korso, Schörreskarrenrennen, Live-Musik, Moritaten-Gottesdienst, Trödel und Tanz. Tausende Besucher aus nah und fern erwarten die Organisatoren am langen Wochenende, 27. bis 29. August, zur Traditionsveranstaltung mit den originellen Eintrittskarten für einen Teil: Samstags haben nur Besucher mit Button Zutritt zur Festfläche unterm Sonnensegel. Fünf Euro kostet die Plakette, auf der „Endlich wieder“ steht und die gleichzeitig ein Tombolalos ist. Wegen der Pandemie fiel die Kirmes zweimal aus. (coh)

Nach dem Gottesdienst ist Fassanstich

Los geht’s am Samstag, 27. August, um 15.45 Uhr mit dem ökumenischen Moritaten-Gottesdienst, 17.30 Uhr ist Fassanstich, 19.30 Uhr spielt die Band Parat. Der Trödelmarkt am Sonntag, 28. August, beginnt um 9 Uhr. Ab 11 Uhr spielt das Blasorchester Neuhonrath zum Frühschoppen auf, nachmittags gibt es Tanzvorführungen, abends Musik. Der Kirmesmontag, 29. August, beginnt um 10 Uhr mit der Korsofahrt, um 11.30 Uhr fällt der Startschuss für das Schörreskarrenrennen, nach Live-Musik und Prämierung steigt um 21.30 Uhr das Abschluss-Feuerwerk. (coh)

Open-Air-Konzert mit Toto-Coverband

Am Vorabend der Kirmes präsentiert die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit den Wahlscheider Ortsvereinen ein Open-Air-Livekonzert vor dem Forum: Die Band De Facto präsentiert am Freitag, 26. August, ab 19.30 Uhr Musik der US-amerikanischen Rockband Toto. Der Eintritt zu der Meddendren-Veranstaltung ist frei. (coh)

Im Mittelpunkt des Festes stand ein vierteiliger Vortrag über die Geschichte Wahlscheids von Horst Schöpe. Höchst informativ, aber mit gutem Gespür für das Wesentliche, begab sich der ehemalige Bürgermeister mit den zahlreichen Gästen auf eine Zeitreise durch gut eineinhalb Jahrtausende Geschichte.

Er reflektierte das Mittelalter, in dem Glaube und Kirche das Leben prägten, die Pest an der Agger wütete und die Bauern in Leibeigenschaft des Adels ihr karges Dasein fristeten, ebenso wie die Neuzeit mit Reformation und aufkommendem Humanismus.

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Die Huasrikscha des evangelischen Altenheims fuhr vor.

Das Schicksal Wahlscheids in Kaiserzeit und zwei Weltkriegen stellte Schöpe fesselnd dar und den Aufschwung seit 1945, alles untermalt mit korrespondierenden Bildern.

Zwischen den vier Abschnitten gehörte die Bühne den Chören. Zunächst dem Frauenchor Harmonie Honrath (Honrath gehörte bis 1969 zur bis dahin eigenständigen Gemeinde Wahlscheid).

Rolf Pohle ließ drei Stücke aus dem jüngsten Konzert anstimmen, die Paris und die Liebe („I Love Paris“, „Plaisir d’Amour“) in den Mittelpunkt stellten. Trotz kleiner Sängerinnen-Zahl machte Harmonie ihrem Namen alle Ehre.

Der Miteinanderchor Wahlscheid sang Friedenslieder

Schmissig intonierte Mark Rosenthals Chor La Voce Honrath Bill Ramseys „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, zart Mancinis „Moon River“. Heidi Kraus hatte ihrem Miteinanderchor Wahlscheid ausschließlich Friedenslieder verordnet, wobei Udo Lindenbergs „Wir ziehen in den Frieden“ besonders nachdenklich stimmte.

Den bejubelten musikalischen Schlussstrich zog die Chorvereinigung MGV Honrath/MGV Höffen (Rolf Pohle) mit dem hymnischen „Nabucco op Kölsch“. Ihr „Stääne“ wurde per Publikumsabstimmung als Zugabe wiederholt.

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Gelungene i-Tüpfelchen des Programms waren die pfiffige Moderation von Daniel Wuttke, die mal swingende, mal romantische Klavierbegleitung von Edgar Zens, die Auszeichnung des Helferteams durch die Bürgermeisterin und der Besuch der Haus-Rikscha des Altenheimes Wahlscheid.

Beifall hatte trotz Abwesenheit auch Gisela Walsken geerntet. Die Regierungspräsidentin gratulierte von der großen Videoleinwand herab. Dass es wegen Corona zu einer 901-Jahr-Feier geworden sei, signalisiere: „Jetzt erst recht“.