Schulzentrum NordErweiterung wird viel teurer – Niederkassel will Reißleine ziehen
Niederkassel – „Die Maßnahme muss dringend auf Einsparpotenziale untersucht werden.“ Dieser Satz von Kämmerin Andrea Herkenrath in einer Vorlage für die jüngste Sitzung des Stadtrats-Ausschusses zur Erweiterung des Schulzentrums Nord muss wohl als dringender und unmissverständlicher Hilferuf verstanden werden. Denn die Kosten für das millionenschwere Schulprojekt drohen aus dem Ruder zu laufen.
Wurden für das Projekt in der Vorentwurfsplanung aus dem Frühjahr 2021 noch Kosten von rund 38,8 Millionen Euro kalkuliert, so liegen sie in der aktuellen Entwurfsplanung bereits bei mehr als 47 Millionen Euro. In der Vorlage für den Ausschuss nennt Herkenrath sogar Gesamtkosten von „mindestens 65 Millionen Euro“.
Stadt Niederkassel will bei Schulzentrum Nord-Erweiterung Kosten sparen
Die Stadt will deshalb die Reißleine ziehen und an möglichst vielen Stellen Kosten sparen. Denn angesichts der „desolaten Haushaltslage der Stadt und der noch zu erwartenden Verschlechterungen“, seien die zu erwartenden Mehrkosten nicht vertretbar, so die Kämmerin. Sie geht inzwischen davon aus, dass die Stadt nicht zuletzt wegen der Kosten der Corona-Pandemie, der steigenden Energiekosten und der finanziellen Folgen des Ukraine-Krieges im kommenden Jahr in die Haushaltssicherung gehen muss.
Gründe für die Kostenexplosion beim Schulzentrum Nord sind nach Angaben der Stadtverwaltung auf der einen Seite die allgemeinen Baukostensteigerungen, zum anderen aus Planungsänderungen. So habe sich beispielsweise Konstruktionsvollholz im vergangenen Jahr um mehr als 80 Prozent, Betonstahl um mehr als 50 Prozent und Dämmmaterial um rund 20 Prozent verteuert. Schon vor der für das Frühjahr 2023 geplanten Vergabe der Bauaufträge seien die Materialkosten für das Projekt um rund zehn Prozent oder fast 4,2 Millionen Euro gestiegen. Die Folgen des Ukraine-Krieges für die Materialpreise seien dabei noch gar nicht abzusehen.
Mit mehr als 4,1 Millionen Euro schlagen überarbeitete Planungen bei den erwarteten Kostensteigerungen zu Buche – unter anderem durch die Entscheidung, nach höheren Energiestandards zu bauen sowie durch „bewusst vorgenommene Qualitätssteigerungen“, so Kämmerin Herckenrath. Zusammen mit den anderen Verantwortlichen in der Stadtverwaltung hat sie inzwischen eine Liste mit Einsparvorschlägen mit einem Volumen von rund 1,7 Millionen Euro vorgelegt.
Für Verzichtbar hält man im Rathaus unter anderem eine besonders aufwendige Regelungstechnik, über die alle haustechnischen Anlagen gesteuert werden könnten. Eine Einzelregelung könnte Einsparungen von mehr als 475.000 Euro bringen. Kostensenkungspotenziale hätte auch der Verzicht auf eine hochwertige Sanitärausstattung (60.000 Euro), Umplanungen beim Blitzschutz (71.000 Euro) und der Verzicht auf Wandbeläge in Umkleiden und Toiletten der Sporthalle (85.000 Euro).
Im Ausschuss gab es dafür das OK der Politik. Konsens der Ausschuss-Mehrheit ist auch, dass der ursprünglich geplante Kiosk (Kostenpunkt rund 100.000 Euro) zunächst nicht kommt, in der neuen Mensa aber alle Anschlüsse so gelegt werden, dass er nachträglich noch eingebaut werden könnte.
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Ob in den Neubauten auch auf die tageslichtabhängige Lichtsteuerung und die dafür erforderliche Beleuchtung verzichtet wird – Einsparpotenzial rund 400.000 Euro – wollen die Ratspolitiker noch einmal diskutieren. Sie beauftragten die Stadtverwaltung auch, zusammen mit den beauftragten Architekturbüros bis zur nächsten Ausschusssitzung am 3. Mai nach weiteren Einsparpotenzialen in Höhe von rund 20 Prozent allein bei den Kostengruppen Hochbau zu suchen.
Abstriche bei Planung kündigt die Stadtverwaltung unterdessen auch schon in weiteren Bereichen an, etwa bei der Möblierung von Schule, Mensa und Mehrzweckhalle, aber auch bei der Erschließung des Schulzentrums.