Auf Einladung der deutschen Bahn und der Redaktion besuchten Leser das Regio-Werk der Deutschen Bahn auf dem Deutzer Feld in Köln.
Regio-WerkDeutsche Bahn zeigt ihre Werkstatt auf dem Deutzer Feld
Für Albrecht Fuchs ging ein Traum in Erfüllung. Seit er vier Jahre alt ist, schwärmt der inzwischen 83 Jahre alte Eitorfer für die Bahn. Jetzt saß er zum ersten Mal auf dem Arbeitsplatz eines Lokführers. Im Regio-Werk der Bahn in Deutz konnte er unter Anleitung von Teamleiter Andreas Pick überprüfen, ob alle Türen geschlossen sind, und die Abfahrt theoretisch vorbereiten. Praktisch war das nicht drin. Schließlich war der VT 620 in gut 2,50 Metern Höhe aufgebockt.
Zwölf Leser hatten die Deutsche Bahn und die Redaktion Rhein-Sieg ins Regio-Werk Köln-Deutz eingeladen. Wo einst die schweren Dampfrösser vor ihren Fahrten fit gemacht wurden, rollen heute die Dieseltriebwagen der DB-eigenen Vareo-Flotte regelmäßig zu Inspektionen und Reparaturen in die Hallen. Der Name stehe für die Einsatzgebiete Voreifel, Ahr, Rheinland, Eifel und Oberbergisches Land, erläuterte Werksleiter Hans-Jörg Strauch. „Bei uns ist der Name schon Programm,“ sagte er. Die Deutsche Bahn betreibe in Köln zwei Werke, erklärte Strauch. Neben dem auf dem Deutzer Feld sei für die Elektrotriebwagen vor Jahren „auf der grünen Wiese“ in Nippes unweit des ICE-Werkes für 20 Millionen Euro ein neues gebaut worden. Dort werde die Flotte der S-Bahnen in Schuss gehalten. In beiden Werken werde die „hohe Kunst der Graffiti-Entfernung“ betrieben. Da gelte es, die Chemie so exakt zu dosieren, dass die Sprühfarbe beseitigt, der Originallack aber erhalten bleibe.
Abstellgleise zur Reinigung
Strauch berichtete von 80-Tonnen-Hebebühnen, die ganze Triebzüge schweben lassen, Dachbühnen, von denen die Mitarbeiter bequem Komponenten auf den Zügen erreichen können, Abstellgleisen für die Innenreinigung und von der Unterbodenreinigung, zum Beispiel nach Wildunfällen.
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Zahlreiche Komponenten für die komplizierte Steuerung seien auch in den Zügen untergebracht. So werde am Ende auf vier Ebenen gearbeitet. Um das sinnvoll zu gestalten, seien beim Neubau in Nippes die Mitarbeiter eingebunden worden. Strauch: „Es ist uns wichtig, die Mannschaft zu integrieren.“
Auf dem Deutzer Feld, zu dem Nicht-Eisenbahner nur selten Zutritt haben, konnten die Leser von Rhein-Sieg-Anzeiger und Rhein-Sieg Rundschau den Mitarbeitern der Deutschen Bahn bei der Wartung eines VT 620 live über die Schultern schauen. Einer der vier 560-PS-Diesel-Motoren lag auf einem Rollbock vor dem Zug und wurde für den Einbau vorbereitet. Werksleiter Strauch nutzte die Gelegenheit, den Besuchern die Komponenten unter dem Zug zu erklären. Die Verbrennungstriebwagen (VT) fahren im Jahr 170 000, die Elektrotriebwagen (ET) 240 000 Kilometer. Inspektionsintervalle liegen zwischen 100 000 und 250 000 Kilometern. „Wir sehen im Dieselbereich die Fahrzeuge alle zwei Wochen einmal hier,“ erklärte Strauch
Universalgenies sind begehrt
Für DB Regio NRW arbeiten in Deutz rund 80 Mitarbeitende, darunter aktuell 19 Auszubildende. Drei Jahre Lehrzeit sind die Regel. Danach gilt es für die Mitarbeiter, die Lizenzen für unterschiedliche Fahrzeugkomponenten zu erwerben, die sie dann eigenständig bearbeiten dürfen. Er verfüge auch über ein paar „Universalgenies“, erzählt Teamleiter Andreas Pick, „etwa zwei Hände voll, die können alles. Die Leute haben wir zum Glück“, ergänzt er. Mit mobilen Werkstattwagen werden diese Experten auch schon mal zu Reparaturen vor Ort in die Region geschickt. Pick: „Je besser der Triebwagenführer einen Schaden erklären kann, umso präziser können wir ihn beheben.“
In Sachen Ausbildung gehen Strauch, Pick und auch Dirk Pohlmann, DB-Pressesprecher für NRW, gegenüber den Besuchern in die Offensive: „Wenn Sie jemanden kennen, der eine Ausbildung sucht, schicken Sie ihn zu uns. Die Deutsche Bahn bietet sichere Arbeitsplätze und Qualifizierungsmöglichkeiten“, berichtet Pohlmann aus eigener Erfahrung. Direkt nach dem Abitur hat er vor rund 40 Jahren in Norddeutschland bei der Bahn begonnen. Pohlmann weiß auch, warum Züge aktuell selten pünktlich sind: „Wir haben 25 Prozent mehr Verkehr. Jahrelang galt Straße statt Schiene. Erst jetzt bekommen wir endlich das Geld, um zu investieren.“
Viel unterwegs mit den roten Zügen von DB Regio ist Albrecht Fuchs. „Ich habe das 49-Euro-Ticket und schaue mir alles an, was interessant ist, und für den Notfall habe ich noch den Jugendherbergsausweis,“ erzählt der 83-jährige Eitorfer, der zuhause auf seiner digitalisierten Modellbahn mit einer Dampflok der Baureihe 23 rangiert, die im Original früher seinen Zug zur Schule zog.
Spannende Einblicke
Einen ganz anderen Blick auf die Züge, mit denen sie ab und zu fährt, hat Helga Klein gewonnen. Seit ihr Sohn Marvin in Sankt Augustin Maschinenbau studiert, ist auch bei ihr das Interesse an der Technik erwacht. Und auch Hans-Peter Brückner und Hans-Peter Hausmann gehen mit neuen Eindrücken nach Hause. „Es waren spannende Einblicke,“ fasst Walter Rauth zusammen.