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Hype um DurchfallmittelElotrans ist im Rhein-Sieg-Kreis weitgehend ausverkauft

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In Apotheken sind derzeit auch Fiebersenker für Kinder Mangelware.

Rhein-Sieg-Kreis – Wieder einmal sorgt ein Internet-Phänomen für reale Auswirkungen: In Apotheken im Rhein-Sieg-Kreis ist das Durchfallmittel Elotrans schlecht bis gar nicht zu bekommen. „Die Nachfrage ist extrem – das hat es so in den letzten 20 Jahren nicht gegeben“, bestätigt Florian Wehrenpfennig, Inhaber der Rathausapotheke im Huma in Sankt Augustin. Woher kommt das? Influencer hätten das rezeptfreie Arzneimittel als Anti-Kater-Mittel angepriesen. Daraufhin sei die Nachfrage deutlich gestiegen.

„Das ist sehr ärgerlich“, sagt der Apotheker, der mit seinem Team versucht, dem Trend entgegenzuwirken. „Wir fragen nach, warum Kunden das Mittel brauchen, und sprechen über Alternativen“, sagt Wehrenpfennig. Auch andere Elektrolytlösungen seien kaum noch zu bekommen.

Elotrans: Apothekerin aus Niederkassel gibt Tipps für Alternativen

Dass Kunden nach Elotrans fragen, die eigentlich keine gesundheitlichen Probleme haben, erlebt auch Stephanie Schwan, die mit einem Partner in Niederkassel die Fähren-Apotheke, die Apotheke an der Laach und die Post-Apotheke betreibt. „Wir fragen ja nach und beraten, da merken wir schon, wofür jemand das Präparat benötigt“, schildert sie.

Junge Kunden, die Elotrans gewissermaßen zur Party-Nachbereitung kaufen wollten, seien bei ihr allerdings kein Massenphänomen. Von der Möglichkeit, das Präparat selbst herzustellen, haben die drei Niederkasseler-Apotheken bislang keinen Gebrauch gemacht. Anleitungen wurden jüngst in Apotheker-Zeitschriften veröffentlicht.

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Für Kunden, die beim Elotrans-Kauf leer ausgehen, hat Stephanie Spahn einen Tipp. „Die Mineralien kann man ja auch durch die Nahrung zuführen: Zucker durch etwas Süßes, Natriumchlorid durch salzige Speisen und Kalium durch eine Banane.“

Noch problematischer ist in den Augen der Apotheker allerdings, dass Fiebersäfte für Kinder zeitweise nicht zu haben sind. „Hier trifft eine erhöhte Nachfrage auf eine sinkende Verfügbarkeit“, erklärt Jens Krömer von der Apothekerkammer Nordrhein. Ein Hersteller habe die Produktion eingestellt – hinzu kämen die weltweit gestörten Handelsströme in Folge des Ukraine-Krieges.

Lieferengpässe bei Fiebersäften: Eltern im Rhein-Sieg-Kreis in Sorge

Auf die Möglichkeit, Medikamente selbst herzustellen, ist Stephanie Schwan vorbereitet. „Das ist wie zu Beginn der Corona-Pandemie, als Desinfektionsmittel nicht mehr lieferbar waren. Da haben wir die auch selber hergestellt“, berichtet die Niederkasseler Apothekerin.

Zur Selbsthilfe greifen könne man etwa bei Fiebermedikamenten für Kinder. Fieberzäpfchen und Fiebersäfte gehörten zu den Präparaten, die immer wieder von Lieferengpässen betroffen seien.

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Dem Trend zum Durchfallmittel als Katerhilfe versucht Apotheker Florian Wehrenpfennig  aus der Rathaus-Apotheke im Huma in Sankt Augustin entgegenzuwirken. 

„Solange die Rohstoffe Ibuprofen und Paracetamol noch lieferbar sind, ist das eine Option.“ Eltern, die für ihr Kind akut ein Fiebermittel benötigen, seien mitunter erschrocken, wenn sie von den Lieferengpässen erführen. „Wir suchen dann aber gemeinsam nach einer alternativen Lösung, das beruhigt die Eltern.“

Apothekerkammer beruhigt: „Es bleibt niemand unterversorgt“

Eine Lösung gefunden hat bislang auch immer Florian Wehrenpfennig mit seinem Team in der Rathausapotheke. „Wir liegen ganz in der Nähe der Kinderklinik, da ist die Nachfrage natürlich hoch“, sagt der Apotheker. Vor zwei Wochen habe er in seiner Apotheke keinen Fiebersaft mehr für Kinder gehabt, derzeit seien die Produkte aber wieder verfügbar. „Mit Blick auf den Herbst kann das aber noch interessant werden“, befürchtet Wehrenpfennig.

Die Lieferproblematik bei Fiebersenkern führe in einer ohnehin schon herausfordernden Lage zu Zusatzbelastungen, erklärt Jens Krömer von der Apothekerkammer Nordrhein. „Hausmittel gegen Kater gab es schon immer“, sagt Krömer. Die Herstellung von Fiebersenkern sei dagegen komplexer. Die Engpässe seien also durchaus ein Problem. Dennoch kann er trotz der angespannten Lage beruhigen: „Es ist unwahrscheinlich, dass jemand unversorgt bleibt.“