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DigitalisierungRhein-Sieg-Kommunen sind auf dem Weg zur Smart City

Lesezeit 4 Minuten
Ein Auto vor der Einfahrt in eine Tiefgarage.

Nur noch mit dem Kennzeichen registrieren sich Nutzerinnen und Nutzer der Tiefgarage an der Holzgasse in Siegburg.

Viele Dienstleistungen der Verwaltungen lassen sich inzwischen auch digital erledigen.

Wo stehen Leihfahrräder? Wo sind noch Parkplätze frei, und wann fährt der nächste Bus? Fragen wie diese beantwortet für Troisdorf seit geraumer Zeit die städtische App „smart:app“; die gesammelten Daten können demnächst aber auch an Infosäulen abgefragt werden, die im Stadtgebiet verteilt stehen. Drei sind bereits an Knotenpunkten der Mobilität installiert, zwei weitere in der Fußgängerzone werden folgen.

In Troisdorf wurden 350 Projektideen eingereicht

Das ist der jüngste Schritt auf dem vor gut zwei Jahren begonnenen Weg zur „Smart City“. Seither treibt die Stabsstelle Digitalisierung im Rathaus die Entwicklung voran; Bürgerinnen und Bürger konnten in einer Befragung das Projekt aber auch mitgestalten. 1400 Menschen beteiligten sich an einer Fragebogenaktion, 350 Projektideen wurden im Sommer 2022 eingereicht.

Ein Jahr später eröffnete das „virtuelle Rathaus“, nach und nach wächst die Zahl der Dienstleistungen, die von zu Hause aus erledigt werden können. Rund 80 seien es inzwischen, berichtet Fabian Wagner, der die Stabsstelle leitet. Darüber hinaus gibt es mittlerweile fünf virtuelle Beratungsbüros, um sich im persönlichen Gespräch per Videokonferenz informieren zu lassen.

Senioren- und Pflegeberatung sind dabei, außerdem Beratung zum Thema Wohnen, aber auch zur Migration. Inzwischen sind Jugendbüro und zuletzt die Bauberatung hinzugekommen. Voraussetzung für die Nutzung dieser Angebote ist eine einmalige Registrierung bei der BundID, die einen Zugang zu digitalen Angeboten deutschlandweit ermöglicht, also auch nach einem Wohnortwechsel, ohne dass ein neues Konto angelegt werden müsste.

Ein Stadtplan mit der Einblendung einer Vielzahl von Logos für Fahrräder, Haltestellen und Leihroller.

Leihfahrräder, Bahn und Bus sowie Car-Sharing-Angebote führt die App unter anderem zusammen.

Nach und nach wächst die Zahl der Funktionen in der Troisdorf-App, wie Fabian Wagner berichtet. Nutzerinnen und Nutzer der App können in Zukunft beispielsweise Spielplätze in einer 360-Grad-Ansicht anschauen, finden Refill-Stationen für Trinkflaschen oder stillfreundliche Orte. Auch freundliche Toiletten finden sich hier. Die Trocard wird ebenfalls in die App integriert.

Nicht jeder Schritt in die Zukunft findet auch zum fernen Ziel: Die 25 cleveren Mülleimer im Stadtgebiet, die selbsttätig ihren Füllstand an den Bauhof melden, sind zwar nach wie vor im Einsatz. Ausgebaut werde das System aber nicht, sagt Fabian Wagner.

Unerfüllt bleibt der Wunsch von Teilnehmenden an der Befragung, Tag und Nacht neue Ausweise an einem Automaten abholen zu können: Zu komplex sind die Auflagen an die Sicherheit für derart sensible Papiere. Im neuen Verwaltungsgebäude Kaiserstraße aber wird in absehbarer Zeit ein entsprechender Automat in Betrieb gehen. Zu den Öffnungszeiten der Volkshochschule – weit länger als die der Verwaltung – wird es dann möglich sein, neue Ausweise abzuholen.

In Hennef markieren Bürger wilden Müll und Schäden auf der Smart-City-Karte

Von 1,859 bis 1,799 reichte am Mittwochmorgen, 8.44 Uhr, die Spanne – bei sechs Cent Unterschied pro Liter Super E5 konnten Pfennigfuchser sparen, wenn sie auf dem Weg zur Arbeit die Tankstelle mit dem kleinsten Preis ansteuerten. Zehn Tankstationen in Hennef und Umgebung sind mit ihren aktuellen Angeboten auf einer, laut eigenen Angaben, ehrenamtlich betriebenen und nicht-kommerziellen Hennefer Internetseite aufgelistet, die städtische Daten einbindet.

Die Stadt Hennef selbst füttert mit diesen Daten eine Smart-City-Karte. Dort lässt sich ablesen, wie viele Stellplätze gerade in der Rathaus-Tiefgarage frei sind und an welcher Stelle wie viele Leihfahrräder zur Verfügung stehen. Mit „Stecknadeln“ können Bürger auf der Karte Orte markieren, an denen sie Mängel entdeckt haben, und auch gleich ein Foto dazustellen.

Eine marode Sitzbank, Schlaglöcher, die kaputte Straßenlaterne, Falschparker und immer wieder Müllablagerungen werden so gemeldet. Der Pegelstand von Sieg und Wolfsbachs ist abzulesen und – sehr speziell – die aktuelle Bodenfeuchtigkeit, Bodentemperatur und Bodenleitfähigkeit im Hennefer Schaugarten.

Parken geht in Siegburg auch ohne Schranken

Die Tiefgarage in der Siegburger Holzgasse machte den Anfang, mittlerweile haben die Stadtbetriebe komplett auf schrankenloses Bezahlen umgestellt: Abbremsen, mit langem Arm das Ticket ziehen und später bloß nicht verlieren, all das ist passé. Die Eingabe des Kennzeichens an einem Terminal genügt, dann kann mit verschiedenen Systemen bargeldlos bezahlt werden, auch in der Tiefgarage am Ärztezentrum Siegburgmed, im Rhein-Sieg-Forum, an der Kaiserstraße und im Kaufhof-Parkhaus.

Vorgesehen ist die Technik in absehbarer Zukunft zudem für den VHS-Parkplatz und die Hochgarage über dem Kohr-Gelände im Haufeld. „Am Anfang gab es noch Probleme, wenn etwa eine Kamera ausgefallen ist“, schildert der stellvertretende Vorstand Andreas Roth. Mittlerweile laufe der Betrieb aber reibungslos. „Wir sind zufrieden mit der Entwicklung.“

Webshop für Dauerparker und smarte Park-App

Hoch interessant sind aus Sicht der Stadtbetriebe auch die durch die Nutzung generierten Daten. Controller Lars van Doorn erläutert, dass so etwa unterschiedliche Nutzergruppen und Zeiten betrachtet werden könnten, um je nach Auslastung bestimmte Tarife anbieten zu können, nachts oder unter der Woche etwa.

Für Dauerparker gibt es einen „Webshop“, die App „Smart parken Siegburg“ ordnet unter anderem ein Kennzeichen direkt einem Konto zu. Aus Sicht von Roth hilft die Technik bei der wirtschaftlichen Auslastung der Garagen. Wichtig sei bei allem der Datenschutz: „Die Kennzeichen werden zügig wieder gelöscht.“