Rhein-Sieg-Kreis reagiert auf ÜberlastungCallcenter soll Corona-Hotline unterstützen
Rhein-Sieg-Kreis – Landrat Sebastian Schuster hat sich am Freitagmittag bei der Pressekonferenz des Kreises zur aktuellen Corona-Lage in der Region noch einmal gegen die massive Kritik verteidigt, die seit dem Osterwochenende über ihn persönlich und den Kreis hereingebrochen war. Kritiker hatte Schuster im Zusammenhang mit der Verimpfung des Sonderkontingents schwere Fehler vorgeworfen.
Die SPD-Kreistagsfraktion spricht von einem „kommunikations- und Informationsdesaster“. Viele Impfwillige im Alter zwischen 60 und 79 Jahren, für die das Astrazeneca-Sonderkontingent bestimmt ist, sehen sich durch eine chaotische Informationspolitik des Kreises um ihre Chance auf eine rasche Impfung gebracht.
„Ich stehe noch immer zu meiner Aussage, dass wir alles richtig gemacht haben“, betonte Schuster. Das Land habe das Sonderkontingent sehr kurzfristig zur Verfügung gestellt, dennoch habe der Kreis über die Impfmöglichkeit bei den Hausärzten ausreichend geworben, mit Pressemitteilungen, auf seinen Social-Media-Kanälen und in einem Radio-Interview des Landrats.
Rhein-Sieg: nach Beschwerden über mangelnde Erreichbarkeit bekommt Kreisverwaltung Unterstützung
Gleichwohl habe er „Verständnis dafür, dass viele Bürger enttäuscht sind“. „Es zeigt, wie sensibel die Menschen beim Thema Corona reagieren“, so Schuster. Eine Konsequenz zieht er immerhin aus dem Umstand, dass die Informationen des Kreises zuletzt offenbar mehr Verunsicherung schufen als Fragen zu beantworten: Nach massiven Beschwerden über die mangelnde Erreichbarkeit des Corona-Bürgertelefons soll die Kreisverwaltung nun Unterstützung durch ein privates Callcenter erhalten. In der kommenden Woche soll ein entsprechender Auftrag ausgeschrieben werden.
Von den rund 14.000 Dosen des Impfstoff von Astrazeneca, die in dieser Woche aus einem Sonderkontingent des Landes an 35 Arztpraxen im Kreisgebiet verteilt wurden, dürften inzwischen rund 10.000 Dosen verimpft worden sein. Das hat Dieter Schmitz, der Gesundheitsdezernent des Kreises auf der Pressekonferenz erläutert.
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Eine genaue Zahl konnte er nicht nennen, weil der Kreis keinen Zugang auf Datenbanken der Kassenärztlichen Vereinigung hat. Die Zahl der Menschen in der Region, die bereits eine oder sogar beide Impfungen erhalten haben, sei damit auf fast 112.000 gestiegen. Rund 57.000 von ihnen hätte ihre Spritze im Impfzentrum des Kreises in Sankt Augustin bekommen.
Landrat hofft auf Lockerung der Notbremse
Der Landrat hofft unterdessen, dass im Rhein-Sieg-Kreis in der kommenden Woche die sogenannte Notbremse wieder gelockert werden kann, wenn bis dahin die Sieben-Tage-Inzidenz an sieben aufeinander folgenden Werktagen unter der Marke von 100 geblieben ist. Am Freitag lag die Inzidenz bei 70,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.
Die Zahl der Testmöglichkeiten für Schnelltests ist inzwischen kreisweit auf 213 gestiegen. Dort haben sich nach Angaben des Kreises in den vergangenen Tagen jeweils zwischen 9000 und 10.000 Menschen testen lassen. Dabei hätten die Tests am Mittwoch in 60 und am Donnerstag in 44 Fällen eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen. Der Anteil der positiven Testergebnisse liege zurzeit konstant bei etwa 0,5 Prozent.
Enttäuscht über Nicht-Wahl des Modellprojekts
Enttäuscht zeigte sich der Landrat am Freitag, dass der Rhein-Sieg-Kreis nicht Modellkreis des Landes bei der schrittweisen Lockerung der Beschränkungen für Sport und Freizeit wird. „Als Sportler und ehemaliger Sportfunktionär habe ich mir natürlich gewünscht, dass der Kreis zum Zug kommt, aber vermutlich sind wir mit 600.000 Einwohnern dafür einfach zu groß.“