AboAbonnieren

Rhein-Sieg-Kreis in der vierten Corona-WelleStrengere Regeln – Was bedeuten Sie?

Lesezeit 6 Minuten
Thomas_Feldkamp

Der Eitorfer Kulturmanager Thomas Feldkamp im Saal des Theaters am Park: Corona lässt die Plätze leer bleiben.

Rhein-Sieg-Kreis – In Nordrhein-Westfalen gelten von der kommenden Woche an strengere Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Doch was bedeutet das? Ein Überblick.

Weihnachtsmärkte

Die neuen Coronaregeln der Landesregierung werden zum Mittelalterlichen Markt in Siegburg schon früher umgesetzt, vor allem die flächendeckende 2G-Vorschrift. Die Mittelalter Marketing GmbH schaffe mehrere Einlassstellen in einer Absperrung, an denen die Zertifikate zu Genesung oder Impfung überprüft werden, teilt die Pressestelle der Stadt auf Anfrage mit.

Weihnachtsmarkt_Siegburg

Der Mittelaltermarkt in Siegburg wird aufgebaut.

Eine Ausnahme seien Kinder bis zwölf Jahre, die noch nicht geimpft sein könnten, aber in der Schule regelmäßig getestet würden, so Pressesprecher Jan Gerull. „Jugendliche ab zwölf Jahren müssen, sofern sie nicht geimpft sind, einen negativen Schnelltest vorlegen, der nicht älter als 24 Stunden ist.“ Die Budenstadt wurde verschlankt: So ist die Zahl der Stände mit 42 annähernd so groß wie gewohnt, auf den mittleren Strang wird verzichtet. Die einzelnen Stände fallen kleiner aus.

Schicksal des Winterwald-Weihnachtsmarktes noch offen

Im Wartestand sieht sich die Stadt Troisdorf als Veranstalter des „Winterwald“-Weihnachtsmarktes am ersten Adventswochenende. „In der Fußgängerzone ist es extrem schwierig, zu kontrollieren“, sagt Rathaussprecher Peter Sonnet. Angesichts der vielen Zugänge, aber auch der Anlieger, könne das wohl nur stichprobenartig erfolgen.

„Wir warten ab, welche Regelungen kommen“, dann werde man überlegen, wie man reagiert. Einfacher sei das beim Weihnachtsmarkt an der Burg Wissem am dritten Adventswochenende. Dort könnten Ein- und Ausgang eingerichtet und Nachweise kontrolliert werden.

In Eitorf und Hennef wollen die Bürgermeister Rainer Viehof und Mario Dahm um 15 beziehungsweise 17 Uhr die Budendörfer für je drei Tage eröffnen. Absperrungen, Einlasskontrollen und Maskenpflicht sind nicht geplant. In Hennef müssen Besucherinnen und Besucher aber damit rechnen, von Kräften des Stadtordnungsdienstes angesprochen zu werden.

„Stichprobenartig werden Kontrollen durchgeführt“, sagt Stadtsprecherin Mira Steffan. Wer dann keinen Corona-Schutzimpfung und keine Genesung nachweisen kann, bekommt einen Platzverweis. Um größere Ansammlungen von Menschen zu vermeiden, werden Stände und Imbisswagen laut Steffan am (verkaufsoffenen) Sonntag auf Abstand platziert.

Eitorf wartet auf genaue Vorgaben

Im Eitorfer Rathaus wartet man ab, wie die Landesregierung die neue Schutzverordnung genau formuliert. „Es gibt derzeit noch keine Vorgaben, wie es ablaufen soll“ , sagt Ordnungsamtsleiter Hermann Neulen. Stichproben auf Einhaltung der 2G-Regel wie in Hennef seien sicher möglich. Wenn aber Zugangskontrollen erforderlich würden, müsse der Weihnachtsmarkt abgesagt werden – „dafür haben wir weder Personal noch Geld“.

Karneval

Die Funken Blau-Weiß in Siegburg hatten sich schon gewappnet: Zum Regimentsappell im Rhein-Sieg-Forum galt bereits 2G plus. „Ich fand das angenehm“, schildert Forumsdirektor Frank Baake, „da kann eigentlich nichts mehr passieren.“

Ohne die Beschlüsse der Landesregierung abzuwarten, fährt die Karnevalsgesellschaft „Die Tönnisberger“ eine klare Linie: „Um unser Fest in Lila 2021 für alle sicherer zu machen und mit weniger Bedenken überhaupt durchführen zu können, mussten wir uns jetzt – aus aktuellen Anlass – kurzfristig auf die 2G-plus-Regel festlegen“, schreibt Michael Caspar, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Das könnte Sie auch interessieren:

Alle Besucherinnen und Besucher müssen am Saaleingang der Schatzmeisterin Ellen Ostmann nicht nur einen gültigen Impf- oder Genesenen-Nachweis, sondern auch einen amtlichen, tagesaktuellen Antigen-Schnelltest vorzeigen, der nicht älter als sechs Stunden sein darf. Der Karnevalistenzirkel Kazi Lohmar feiert seine Prunksitzung in der Jabachhalle nach 2G, fordert aber alle Gäste auf, sich, wie die Akteure, tagesaktuell testen zu lassen.

Ihr Vorteil: Das Schnelltestzentrum steht direkt vor der Halle. Die Verantwortlichen glauben an Freiwilligkeit und dass jede und jeder, der einen Nachweis hat, ihn gern herzeigt. Kontrolliert wird streng, inklusive Lichtbildausweis. Und noch eine Regel geben sie aus: Wer von seinem Tisch aufsteht, soll Maske tragen, um die Infektionsweitergabe zu minimieren.

Kultur

Im Rhein-Sieg-Forum Siegburg verzeichnet Forumsdirektor Frank Baake wieder zunehmend Absagen von Veranstaltungen im Forum und eine große Verunsicherung. Er hoffe vor allem auf künftige Klarheit und Planungssicherheit, auch die Besucher bräuchten Verlässlichkeit. Sonst könne Publikum ausbleiben. Beim Auftritt des Comedians Paul Panzer am Sonntag, 21. November, gelte zunächst noch 3G.

„Wir machen im Grunde nichts anderes als in den vergangenen zwei Jahren“, reagierte Florian Sydow, der Chef der Stadthalle Troisdorf, auf die kommende Verschärfung der Zugangsregeln. „Wir passen uns immer neu an.“

An der zuletzt geübten Praxis werde sich durch 2G oder 2G plus in der Stadthalle ohnehin nicht sehr viel ändern. Schon jetzt „kontrollieren wir die Nachweise und die Ausweise“ beim Einlasse der Besucher. Problematischer sieht er allerdings die schwindende Bereitschaft, überhaupt Veranstaltungen zu besuchen.

In großen Mengen würden derzeit Eintrittskarten zurückgegeben. Die Branche sieht Sydow vor einem Spagat: „Was kann man verantwortungsvoll machen – und was nicht?“ Dabei hofft er auf bundeseinheitliche Regeln. In der Vergangenheit hätten die Beschäftigten von Tourneeproduktionen bisweilen einzelne Bundesländer umfahren müssen.

Zu Veranstaltungen kommt kaum Publikum

Als Kulturmanager von Eitorf plant Thomas Feldkamp Kulturveranstaltungen im Theater am Park oder auf den öffentlichen Plätzen. Das Problem: Es kommt kaum Publikum. „Wir hatten hochwertige Klassik-Konzerte, zu denen fünf bis zehn Zuschauer kamen. Andere Veranstaltungen wären vor Corona zweimal ausverkauft gewesen, stattdessen kamen 20 Leute.“

Er glaubt, dass die Zuschauer von Hygienekonzepten bislang nicht überzeugt gewesen seien. Von der 2G-plus-Regel halte er viel: „Sie führt dazu, dass wir die Pandemie in den Griff bekommen. Ich persönlich würde mich neben jemanden, der frisch negativ getestet ist und kein Corona hat, auch sicherer fühlen als neben jemandem, der seine Impfungen im Januar hatte.“

Es brauche mehr Vertrauen der Menschen in die Politik, die Gemeinde und die Veranstalter. Aber: „Ohne Sponsoren geht es aber bald nicht mehr“

Fußball

Der Fußball-Landesligist 1. FC Spich in Troisdorf setzt auf 3G – „geschossen, getroffen und gewonnen“. „Wir haben bislang von der Stadt Troisdorf keine Informationen, dass wir am Eingang irgendwelche Nachweise über Impfung oder Genesung überprüfen müssen“, sagt der Spicher Abteilungsleiter Axel Linden.

Nach der am kommenden Wochenende noch aktuell geltenden Coronaschutzverordnung müssen die Kicker lediglich Trainingslisten führen und Desinfektionsmittel zur Verfügung stellen. „Wir stellen der Gastmannschaft sogar eine Kabine in einem Nachbargebäude zur Verfügung, um das ganze etwas zu entzerren“, sagt Linden.

Er fragt sich, ob das Land NRW mit der ab Montag geltenden 2G-Regel in Fußballstadien wirklich auch den 1. FC Spich mit seinen 150 Zuschauern meine. „Wie soll man sich bei uns denn anstecken? Die sollten lieber mal die Zuschauerzahl bei den Bundesliga-Spiele mindestens halbieren. Wenn in Dortmund 70.000 unter der Überdachung sitzen, dann frage ich mich, ob die frische Luft da ausreicht.“