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Uhus im Rhein-Sieg-KreisJungvogel landete ziellos auf Hennefer Siegpromenade

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Uhu_Junge

Uhu-Küken (Symbolbild)

Rhein-Sieg-Kreis – Im Kreisgebiet gibt es wieder Uhus. Ihre Zahl schätzen Experten, Jäger und Vogelkundler auf bis zu zwei Dutzend Brutpaare. Sicher nachgewiesen werden konnten 15 Paare, es gibt aber eine hohe Dunkelziffer. Die lautlosen Jäger brüten vor allem in offengelassenen Steinbrüchen in Windeck, Ruppichteroth, Eitorf, Much, Hennef und Neunkirchen-Seelscheid.

Im Westen des Kreises haben sich Uhus in Kiesgruben heimisch gemacht. Die größten Eulen der Welt brüten aber auch in alten Horsten von anderen Greifvögeln. Sogar am Boden brütende Paare wurden aus Nachbarkreisen gemeldet.

Viel mehr der großen Eulen könne das Kreisgebiet kaum noch beherbergen, meint Kreisjagdberater Norbert Möhlenbruch. Weil die Greifvögel keine Artgenossen in ihren großen Revieren dulden, werden die Nachkommen meist von den Eltern „rausgeschmissen“ und müssen sich neue Reviere suchen. Jungtiere sind dann oft verunsichert und orientierungslos. So berichtet Möhlenbruch von einem jungen Uhu, der auf der Hennefer Siegpromenade landete und nicht wusste, wohin er sollte.

In einem Hennefer Außenort verfing sich ein Uhu in einem Netz über einem Hühnerpark und musste von der Feuerwehr befreit werden. Nachdem die Tiere als Nahrungskonkurrenten und Schädlinge bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts rücksichtlos verfolgt, erschossen oder vertrieben wurden, galten sie vor 60 Jahren als so gut wie ausgestorben.

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Fabian Herde von der Freiwilligen Feuerwehr Hennef mit dem gerettetem Uhu.

Naturschützer und Wissenschaftler fanden sich dann zusammen und gründeten die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen. Mit ihrem Projekt zur Wiederansiedlung des Uhus wilderten sie von 1974 bis 1994 fast 3000 Tiere aus dem Nachwuchs von Zoos aus, wovon letztendlich auch der Kreis profitierte.

Nach dem Ende der Uhu-Hatz wurden die Gefahren aber nicht geringer. Viele Tiere wurden auf Straßen und Bahnstrecken überfahren, und als noch gefährlicher erwiesen sich bis zur Umrüstung Strommasten, durch die so mancher der lautlosen Jäger den Tod fand. Dazu kommen noch Sendeanlagen, Schallschutzzäune und Stacheldraht.

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Seit der Rückkehr der Wölfe werden immer mehr Zäune mit Stacheldraht bewehrt, sind dann aber Fallen für Uhu und Wildkatze. 15 Prozent der tot aufgefunden Tiere verfingen sich in Zäunen, weiß Möhlenbruch. Deshalb sollte man Zäune in der Natur vermeiden. Uhus sind weiterhin auf Schutz angewiesen, um zu überleben. Vor allem Störungen an ihren Brutplätzen wirken sich negativ aus. Viele Tiere geben ihre Brut auf, wenn sie durch Hobby-Geologen, Fossiliensammler, Kletterer oder Geocatcher gestört werden.

Fakten zum Uhu

Der Uhu galt um 1960 herum in vielen Teilen Europas als ausgestorben. Seit 1980 hat ihre Anzahl nach Zuchterfolgen wieder zugenommen. Uhus werden bis zu 70 Zentimeter groß und haben eine Flügelspannweite von ungefähr 1,70 Metern bei einem Gewicht von bis zu 2,7 Kilogramm. Sie werden bis zu 30 Jahre alt.

Lebensweise: Die Balz der Uhus beginnt schon Januar, die Brutzeit bei oft noch winterlichen Verhältnissen fällt in den Februar und März.

Das Weibchen legt drei bis fünf Eier, die in fünf Wochen ausgebrütet werden, bei den Uhus reine Frauensache. Sie werden dabei aber von ihrem Partner gefüttert. Die Jungen, die nach zehn Wochen flugfähig sind, verlassen das Nest aber schon früher und werden in der Umgebung des Brutplatzes weiter von den Eltern versorgt. Danach suchen sie sich ein neues Revier.

Nahrung: Mäuse, Ratten, Kaninchen, Igel, junge Füchse, Vögel. Überfahrene Wildtiere verschmäht der Uhu genauso wenig wie Käfer, Fische, Schnecken, Regenwürmer oder Krebse.

Lebensraum: Brutplatz in Steinbrüchen oder Felsen

Feinde: Mensch, für Jungtiere auch Fuchs, Wolf oder Wildschwein.Besonderheiten: Auffällige, scharfe Federohren und große, nach vorn gerichtete orangegelbe Augen. Sein hell oder dunkelbraun gemustertes Gefieder ist eine gute Tarnung. Kein Flügelschlag ist zu hören, wenn er seine Beute anfliegt.