Christian Kohr bekleidet das wichtigste Amt beim SSV 04, nimmt sich aber selbst überhaupt nicht wichtig. Auch mit 80 ist er kein bisschen müde.
Klubchef feiert 80. GeburtstagChristian Kohr ist Mister Siegburg 04
Christian Kohr ist sich für keine Arbeit zu schade. Der Präsident des Fußball-Mittelrheinligisten Siegburg 04 schwingt sich auch im hohen Alter noch wöchentlich auf den Rasenmäher-Traktor, um das Grün im Walter-Mundorf-Stadion auf die perfekte Länge zu trimmen.
„Er tut das mit einer Akribie, die fast schon beängstigend ist“, sagt Torwarttrainer Gerd Schmidt über jenen Mann, der am Mittwoch seinen 80. Geburtstag feierte. „Einmal habe ich beiläufig erwähnt, dass die Halme im Strafraum ein bisschen zu lang seien. Am nächsten Tag tauchte Christian plötzlich mit seinem eigenen Handrasenmäher auf, um sich beide Sechzehner noch mal vorzunehmen. Das zeigt, wie positiv bekloppt er ist.“
Nicht nur wegen seines leidenschaftlichen Einsatzes als Greenkeeper wird Kohr geschätzt. „Christian kann man getrost als Mister SSV bezeichnen“, sagt Sportdirektor Oliver Bonato. „Was er für den Klub geleistet hat, ist gar nicht in Worte zu fassen.“
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Schließlich war es der Siegburger Unternehmer, der den Verein im Sommer 2005 in seiner schwärzesten Stunde (nach dem Abstieg in die Kreisliga A) übernahm und wieder in die Spur führte. Nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht. Drei Jahre (und zwei Aufstiege) später waren die Siegburger zurück in der Landesliga. Dem Abstieg 2014 in die Bezirksliga folgten der prompte Wiederaufstieg und sogar der Durchmarsch in die Mittelrheinliga.
Dort gehört der SSV längst zum Inventar, gut 18 Jahre nach Kohrs erster Wahl zum Klubvorsitzenden. „Ohne ihn stünde der Verein nicht da, wo er heute steht“, stellt Schmidt klar. „Dabei will Christian davon gar nichts hören, denn er steht nicht gerne im Mittelpunkt. Er hat den wichtigsten Posten, nimmt sich aber selbst kein bisschen wichtig.“ Das erklärt unter anderem, warum Kohr auch in diesem Sommer auf dem obligatorischen Mannschaftsfoto fehlte.
Alexander Otto lobt Siegburger Elf
„Das war schon zu meiner Zeit so“, erklärt Trainer Fatih Özyurt vom Ligarivalen FC Hennef. Er und Kinan Moukhmalji hatten den SSV in der Saison 2017/18 auf Rang drei geführt, also zur erfolgreichsten Platzierung unter Kohrs Führung. „Christian war Mädchen für alles und hat immer alles möglich gemacht. Ein Nein hat man von ihm quasi nie zu hören bekommen.“
Bis heute hat sich daran nichts geändert. Auch nicht an der Tatsache, dass Kohr nach Siegen stets der Erste ist, der seinen Spielern nach dem Schlusspfiff gratuliert. Zuletzt hatte er endlich wieder ausreichend Gelegenheit dazu. Die Serie von fünf Pflichtspiel-Erfolgen hintereinander wurde erst durch das jüngste 0:0 bei Fortuna Köln II gestoppt.
Ein 0:0, das trotzdem als Fortschritt bewertet wurde. „Die erste Halbzeit war die beste, die ich seit fünf Jahren von uns gesehen habe“, so Bonato. Auch Trainer Alexander Otto war angetan vom Auftritt seiner Elf, schließlich habe man den Gegner „45 Minuten lang erdrückt. Die Jungs haben alle Dinge, die wir im Vorfeld trainiert hatten, perfekt umgesetzt.“
Vichttal stellt beste Offensive
Allein die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. Ein Manko, das es im Duell mit dem Tabellendritten VfL Vichttal (So., 14.30 Uhr) abzustellen gilt. Schließlich trifft der SSV 04 auf einen Gegner, der von seinen letzten elf Partien nur eine (0:1 gegen Hohkeppel) verloren hat und die beste Offensive der Liga stellt. Das jüngste Spiel gegen Endenich wurde beim Stande von 4:1 aus Sicht des VfL abgebrochen, wegen Schneefalls.
Gemessen an der aktuellen Form erwartet die Zuschauer im Walter-Mundorf-Stadion also ein Topspiel, wobei Otto betont: „Vichttal ist der klare Favorit. Für uns geht es vorerst nur darum, dass wir nicht wieder unten reinrutschen. Am Sonntag werden wir sehen, wie stark wir wirklich sind.“ Mit einem Sieg wie im Hinspiel (3:1) würde Siegburg definitiv auf einem einstelligen Tabellenplatz überwintern. Und Kohr wäre sicherlich wieder der erste Gratulant nach dem Schlusspfiff.
Hennef ist zu Gast in Endenich
Der FC Hennef 05 tritt am Sonntag (14.45 Uhr) beim FV Endenich an. Der Vorletzte wird mittlerweile vom Ex-Hennefer U-19-Coach Marek Dabrowski trainiert. Unter seiner Regie holte der FVE zunächst zehn Punkte aus vier Spielen, zudem gewann man den Kreispokal (2:1 gegen den Bonner SC). In den letzten vier Partien kam jedoch nur ein Zähler hinzu. „Ich erwarte ein emotionales Duell, bei dem wir kühlen Kopf bewahren müssen“, sagt der Hennefer Coach Fatih Özyurt. Im letzten Akt des Jahres werde man „voll auf Sieg spielen“.