Keine Mensa, keine PartysStudieren in der Pandemie – Zwei Lohmarerinnen erzählen
Rhein-Sieg-Kreis – Viele junge Menschen freuen sich zu Beginn ihres Studiums auf neue Freunde, WG-Partys und gemeinsames Lernen in der Mensa. Doch wegen der Corona-Pandemie begann der Start ins Wintersemester für zwei junge Studentinnen ganz anders als erwartet. Das Miteinander von Kommilitonen an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und anderen Universitäten findet nahezu vollständig online statt.
Recht spontan hatte sich Barbara Fernandes Ambrosio aus Lohmar für Nachhaltige Sozialpolitik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg eingeschrieben. „Es gefällt mir wirklich gut“, sagt die 19-Jährige über die ersten Monate. Doch neue Leute kennenzulernen, zusammen nach der Vorlesung noch in der Cafeteria zu sitzen oder gemeinsam zu lernen – all das geht nicht wie sonst. Auch eine Kennenlern-Woche und Willkommenspartys mussten in diesem Jahr ausfallen. „Unter Hochschulleben hatte ich mir was anderes vorgestellt; ich musste meine Erwartungen zurückschrauben“, sagt sie.
Die Fachschaft hatte in der letzten Oktoberwoche einen Kennenlern-Tag mit 30 Leuten in der Steyler Mission organisiert. In Zehnergruppen, die vor dem Lockdown noch erlaubt waren, liefen die künftigen Sozialwissenschaftler zum Campus herüber. Treffen kann Fernandes Ambrosio ihre Kommilitonen seitdem nur in Online-Konferenzen. Trotzdem, sagt die Studentin, seien persönliche Treffen einfacher, unbeschwerter. „Es ist halt leichter, wenn man nach der Vorlesung noch zusammen einen Kaffee trinken kann; und von 120 Leuten im Studiengang habe ich gerade mal 30 kennenlernen können“, erzählt sie. „Im Nachhinein war ich schon enttäuscht, dass ich keine richtige Ersti-Woche hatte – der Gemeinschaftsaspekt fällt weg.“
Auch Clara Engelsleben hatte sich darauf gefreut, neuen Menschen zu begegnen. Ihr Weg führte an die Bonner Universität, wo sie Politikwissenschaft und Psychologie studiert. „Es fiel mir extrem schwer, Kontakte zu knüpfen, das ist über Plattformen wie Zoom nicht so einfach“, sagt die 19-jährige. „Ich hatte Glück, dass ich nicht umgezogen, sondern zu Hause in Lohmar wohnen geblieben bin. Die, die von weit her nach Bonn gezogen sind, haben es schwer. Viele sagen, dass sie sich einsam fühlen.“
Ihre Fachschaft habe zum Einstieg Kennenlern-Abende und eine Online-Weihnachtsfeier organisiert. „Das machen immer die Erstis, und da war ich im Planungsteam. Das hat enorm geholfen“, sagt sie. „Die Weihnachtsfeier selbst war für eine Online-Konferenz ganz in Ordnung, jeder hatte seine Glühweintasse auf dem Schreibtisch.“ Clara Engelsleben freut sich, in den Online-Vorlesungen ein paar bekannte Gesichter zu sehen. „Es sind die banalen Dinge, die fehlen, wie nach der Vorlesung in die Mensa zu gehen. Ich denke mir oft, es muss jetzt eben so sein. Ich hoffe, dass man bald das Uni-Leben haben kann, auf das man sich gefreut hat.“
Auch die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg stellte der Studienstart unter Corona-Bedingungen vor Herausforderungen, obgleich die Mitarbeitenden den Lehrbetrieb mit Videokonferenzen schon gewohnt sind. „Es war uns wichtig, den Erstsemestern in Kleingruppen einen Eindruck vom Campus zu verschaffen“, sagt Sprecherin Eva Tritschler über die Zeit vor dem Herbst-Lockdown. Statt der großen Eröffnung des akademischen Jahres, zu der auch die Begrüßung der Erstsemester gehört, gab es Brötchen und Kaffee. Die Hochschule drehte außerdem einen kurzen Clip für die 2100 Neulinge. „So sollte ein bisschen Campus-Feeling aufkommen – das war kein Ersatz, aber immerhin ein kleiner Willkommensgruß.“
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Schwierig werde das Semester trotzdem, insbesondere für die Erstsemester. „Präsenzveranstaltungen wird es nicht geben. Das macht es schwierig, Arbeitsgruppen zu bilden, was für das gemeinsame Lernen wichtig ist. Wie sich das auswirkt, können wir nicht absehen.“ Die Professoren böten zwar individuelle Beratungstermine über Video an, jedoch fehle dabei das Persönliche, so Tritschler und fügt hinzu: „Wir haben aber auch keine andere Wahl.“