Die Nachricht, wiewohl eigentlich bisher nicht offiziell von der Deutschen Bahn kommuniziert, lässt den Betrachter sprachlos zurück: Zwei Jahre länger soll der Ausbau der S-Bahnlinie 13 vom Bahnhof Troisdorf bis zum Bahnhof Bonn-Oberkassel nun dauern. Im Jahr 2030 statt wie bisher geplant im Jahr 2028 sollen den neuen, inoffiziellen Angaben der Deutschen Bahn AG zufolge die etwa 13 Kilometer Strecke mit drei bis vier statt bisher zwei Gleisen ausgestattet sein, zwei weitere Haltepunkte neu gebaut, mehrere Haltepunkte inklusive des Bahnhofs Beuel gründlich saniert und ausgebaut sein. Die Gesamtbauzeit wird dann 15 statt der bisher 13 vorgesehenen Jahre betragen.
Das verschlägt den Bahnpendlerinnen und -pendlern, den Anwohnern an der Ausbaustrecke die Sprache, weil sich hier wieder einmal zeigt, wie wenig sich die Deutsche Bahn eigentlich für diese Menschen, zum großen Teil ihre Kundinnen und Kunden, interessiert.
Spärliche Informationspolitik der Bahn
Das lässt sich bereits an formalen Fragen festmachen. Anstatt die Ansprechpartner in den betroffenen Kommunen offiziell zu informieren, anstatt vielleicht auch eine Pressekonferenz einzuberufen, wo Vertreter der Bahn die Gelegenheit hätten, die neue Sachlage zu erläutern und – ja, auch das wäre dann möglich – sich kritischen Rückfragen zu stellen, erfährt die interessierte Öffentlichkeit von der längeren Bauzeit nur, weil der Technische Beigeordnete der Stadt Sankt Augustin die Fraktionen im Stadtrat über ein nicht offizielles Schreiben der Bahnverantwortlichen informiert.
Vielleicht nimmt sich die Bahn da mal ein Beispiel an einem anderen staatseigenen Unternehmen. Mitarbeiter der Autobahn GmbH stellen sich am kommenden Samstag auf dem Parkplatz eines Gartenmarktes in Sankt Augustin Fragen zum Ausbau der A59. Lange bevor die Bauarbeiten überhaupt anfangen. Möglicher Baubeginn ist Ende 2024.
2018 stand ein mehrjähriger Baustopp im Raum
Aber wenn es nur formale Fragen wären, die die fragwürdige Haltung der Bahn gegenüber den von ihren Baumaßnahmen betroffenen Bürgern immer wieder untermauern würden. Im Frühjahr 2018 erwog das Unternehmen ernsthaft, den gerade eine gutes Jahr zuvor begonnenen Ausbau mehrere Jahre ruhen zu lassen.
Begründung: Die Bahnstrecke rechts des Rheins würde eventuell für zusätzlichen Güterverkehr gebraucht, weil anderswo in der Republik eine wichtige Nord-Süd-Verbindung saniert werden musste. Der mehrjährige Baustopp konnte abgewendet werden, auch weil vor vier Jahren die Stadtoberen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis und der Landrat gemeinsam der Bahn klar machten, dass dieser Plan völlig inakzeptabel war.
Acht weitere Jahre Baulärm und Bahnchaos
Jetzt dehnt sich der Ausbau der rechtsrheinischen S-Bahntrasse also bis zum Beginn des neuen Jahrzehnts. Und mit ihm die Zeit des Lärms, des Staubs, der ausfallenden oder verspäteten Züge, der zeitweise zwischen Troisdorf und Bonn-Beuel für die Arbeiten gesperrten Strecke. Die Zeit des endlosen Wartens auf Bahnhöfen auf Züge, die erst angekündigt werden und dann doch nicht kommen.
Bereits die bislang kalkulierten 13 Jahre waren großzügig bemessen. Wie großzügig, kann der Pendler täglich vom Fenster der RB27 oder der RE8 – wenn sie denn fahren – beobachten. Da passiert Monate lang etwa auf dem Areal, an dem der neue Haltepunkt im Bonner Stadtteil Vilich entsteht, einfach nichts. Das Gleiche gilt für die Strecke zwischen Vilich und dem Haltepunkt in Sankt Augustin-Menden. Sicher: Immer mal wieder werden einzelne Lärmschutzelemente in die vorbereiteten Stahlbeton-Stützen gehoben. Man sieht einzelne Bauarbeiter. Was man nicht sieht: Dass die Bahn ein Interesse daran hat, mit ihrer Arbeit zügig voran zu kommen.
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A propos großzügig: Vor Beginn des Projektes war mal von Baukosten in Höhe von geschätzt 200 Millionen Euro die Rede. Jetzt spricht die Bahn von 750 Millionen Euro. Die Kosten haben sich damit mehr als verdreieinhalbfacht. Jeder einzelne Kilometer Bahnstrecke schlägt mit 57,7 Millionen Euro zu Buche.
Sicher: Dass dieses Projekt teuer ist, hat auch damit zu tun, dass Dutzende zu eng gewordene Überführungen über die Bahnstrecke neu gebaut und eine weitere Bahnbrücke über die Sieg errichtet werden muss. Aber das es so teuer wird, ist auch eine Folge der extrem langen Bauzeit.
Die Vertreter der besonders betroffenen Kommunen Troisdorf, Sankt Augustin und Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises protestieren völlig zu Recht bei der Bahn. Ob sie damit wie bereits 2018 erneut Erfolg haben werden, darf bezweifelt werden.