Zwei Tage lang zeigten Aussteller aus Deutschland, der Schweiz und den Benelux-Staaten, was sich alles aus den kleinen Steinchen bauen lässt.
ABSolut SteinchenIn der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg drehte sich alles um den Klemmbaustein
Eines der ersten Objekte, die direkt ins Auge fielen, war Schloss Drachenburg, gebaut aus Klemmbausteinen von Marion Weintraut. Es begrüßte die Besucherinnen und Besucher, die sich am Wochenende auf den Weg zur Hochschule Bonn-Rhein-Sieg machten, um die Ausstellung „ABSolut Steinchen“ zu sehen.
Das ABS im Titel steht für den Werkstoff, aus dem die genoppten Klötzchen hergestellt werden: Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer. Millionen Steinchen haben die etwa 80 Aussteller ins Foyer sowie die Mensa getragen und ihre Landschaften aufgebaut. Gleich hinter Schloss Drachenburg ist eine gigantische Monorail-Anlage aufgebaut, aus mehreren Modulen.
Die Devise bei der Lego-Ausstellung in Sankt Augustin: „Nix ist unbaubar“
Bis 1994 wurden die Schienen verkauft, dann lohnte sich das Geschäft nicht mehr. Aber die Fans sind noch am Start, nach wie vor funktionieren die Schienen, sind robust und stecken locker ein ganzes Wochenende Dauerbetrieb weg.
Einer der Enthusiasten ist Maik Waterman aus Mülheim an der Ruhr. Vor fast 40 Jahren hat er seine Feuerwehr Farnheim erfunden, einen Mikrokosmos mit Löschfahrzeugen, Rüstwagen und Spezialgefährten für eine Großstadt mit 570.000 Einwohnern.
Kein Klebstoff, keine Farbe, alles original. Seine Devise lautet: „Nix ist unbaubar.“ Das sehen auch Vater Ralf und Sohn Sam Heitkamp aus Herne so. Sie alleine tragen 23 zum rund 85 Meter langen Schienensystem bei. Außerdem bauen sie große Schiffe, wie die All Bricks, ein Pipeline-Verlegerschiff.
Studierende müssen im Rahmen einer Projektarbeit ein Modell bauen
Stefan Vorst organisiert die Veranstaltung. Seine Frau Elke und die beiden Töchter Diana und Daria gehören zum großen Vorbereitungsteam, ihr Zuhause quillt über von Kunststoffklötzchen in allen Variationen. Vorst ist Dozent an der Hochschule, setzt das Material beim Studium ein. Studierende müssen bei ihm in zwei Projektwochen ein Modell bauen, das in eine GBC-Welt passt.
„Great Ball contraption“ bedeutet das. Rein mechanisch müssen Bällchen möglichst aufwändig auf- und ab, seitlich und nach vorne bewegt werden, über Brücken, Rampen, Förderbänder, Ball bin stepper oder lange Kugelbahnen, um an das nächste Modul übergeben zu werden. Rund 110 Module stehen dieses Mal zusammen.
Der Studierende Marc Zur Loye hat eine gut mannshohe Brücke errichtet. Über Rampen fahren die Bällchen Etage um Etage nach oben, um über das Zwischenelement in einen Fallturm zu gelangen. Die Anschlusshöhe ist ebenso definiert wie die Geschwindigkeit – ein Ball pro Sekunde.
Bei einem Ratespiel sind bedeutende Momente der Menschheit ausgestellt: der Untergang der Titanic, das Grabmals des Tut-anch Amun, alles aus ein paar Steinchen zusammengesetzt. Ein bisschen größer ist, was Joachim Klang mal in Angriff genommen hat. „Ich habe das Empire State Building gebaut, in 18 Monaten. Da habe ich rund 480.000 Bausteine benötigt, die etwa 16.000 Euro gekostet hätten.“
Inzwischen ist er Buchautor und Berater bei Fernsehsendungen, ein echter Purist. Mit den vorgegebenen Klötzchen setzt er „geniales Design“, so Vorst, zusammen. Der Oberpleiser hat allein mehr als 400 Autos gebastelt, verblüffend originalgetreu.
Dirk Frantzen hat den Langenschwalbacher Bahnhof nachgebildet, sein Meisterstück war der Kopenhagener Flughafen, erbaut 1938. Das Architekturbüro hat ihm die damaligen Baupläne zugeschickt. In einer Berg- und Minenlandschaft daneben finden sich Adler, Alpinisten, Thor und sogar Johnny Cash.
„Es ist interessant, weil so viele Themenwelten hier vertreten sind“, sagt Besucher Ingo Zok aus Bonn, der mit Emil gekommen ist. Der steht bei den großen Jungs, die ein Fantasyspiel machen. Irgendwann ist er dabei. Die ganze Familie ist jeck nach Klötzchen. Sogar der Vater von Zok kam irgendwann mit zwei Taschen voller Steine an.
Daniel und Maggy nennen sich selbst pulp_bricktion. „Der Kleinbaustein interessiert mich an sich“, sagt er. „Wir bauen auch selbst.“ Er ist fasziniert von Mittelalter-Landschaften und Herr der Ringe-Szenarien, sie von Fantasie-Habitaten. Die beiden Kölner reisen schon mal gerne zu Veranstaltungen dieser Art, „um bekannte Gesichter zu treffen“, so wie in Sankt Augustin.