Während der fünfmonatigen Generalsanierung der rechten Rheinstrecke werden in der zweiten Jahreshälfte 2026 allein in NRW mehr als 15.000 Meter Gleis erneuert.
BahnstreckeWie der S13-Ausbau den Rhein-Sieg-Kreis besser mit Köln und Bonn verbinden soll
Die Ankündigung der beiden Bahn-Manager klang wie eine Vision in ferner Zukunft: Am Bahnhof in Menden sollen bald Züge im 20-Minuten-Takt halten. Ein Besuch am nächsten Tag am Bahnsteig holte einen jedoch in die Realität zurück. Der „RE 8 hat 30 Minuten Verspätung“ war auf der Anzeigentafel am Bahnsteig zu lesen. Die junge Frau, die gerade die steile Treppe hoch gesprintet kam, weil sie ihren Zug noch erreichen wollte, verlangsamte schlagartig ihr Tempo.
Die SPD Sankt Augustin hatte am Tag zuvor zu einem öffentlichen Infoabend über das DB-Projekt Ausbau S13 eingeladen. Das ist nicht nur ein zentrales Infrastrukturprojekt für den Ortsteil, auch alle anderen Stadtteile und die gesamte Region sollen davon profitieren. Projektleiter Jens Sülwold und Tim Wolff von der Infrastrukturgesellschaft der Bahn, InfraGO, waren in die Gaststätte „Am Bahnhof“ in der Meindorfer Straße gekommen, um sich den Fragen zu stellen.
Der Ausbau der S 13 soll die Menschen in Sankt Augustin besser an Köln und Bonn anbinden
Michael Richter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, begrüßte den Ausbau, der „die Stadt besser an Köln, den Flughafen und Bonn anbindet.“ Gudrun Burk, Ortsvorsteherin in Menden, war ebenfalls unter den Gästen.
Gleich zu Beginn ihres Vortrages wiesen die beiden DB-Experten auf ein Problem hin, das eigentlich inzwischen in ganz Europa bekannt ist: „Die Pünktlichkeit der Bahn ist auf einem Rekordtief, Qualitätsprobleme sind deutlich spürbar und Potenziale für kundenfreundliches Bauen werden nicht ausgeschöpft.“ Parallel dazu steige das Verkehrsvolumen. „Noch nie waren mehr Personen und Güter auf unserem Schienennetz unterwegs als heute.“
Die Menschen in Sankt Augustin möchten auch eine schnelle Bahnverbindung nach Köln
Der Blick der Planer war ganz klar nach Bonn gerichtet. Von Troisdorf über den Bahnhof Menden bis nach Beuel und in der Zukunft auch nach Oberkassel wird die S-Bahn-Linie 13 ausgebaut. Auch die Siegbrücke wird ertüchtigt. „Wir möchten doch aber auch schnell nach Köln kommen?“, erkundigte sich SPD-Mann Richter zu Planungen in die andere Richtung.
Da bekam er allerdings wenig konkrete Antworten. „Der Ausbau des Schienennetzes in Richtung Köln ist noch nicht endgültig klar, weil die Finanzierung eines Brückenbauwerkes abschließend geklärt werden muss“, so Wolff. Gemeint ist damit, dass durch die hohe Auslastung auf der Strecke kein Platz für die S 13 mehr ist. Um sie unterzubringen, müssten Schienen als Brücke über bestehende Strecken gebaut werden. Die Finanzierung ist jedoch unklar.
Wie wird nun der Bahnhof Menden fit für die Zukunft gemacht? Der fehlende Aufzug war gerade für die älteren Gäste des Infoabends ein wichtiges Thema. „Er soll Ende 2025 in Betrieb gehen“, so die Auskunft von Wollf. Der Schacht dafür ist schon vorhanden, er ist allerdings mit soliden Sperrholzbrettern vernagelt.
Der Bahnsteig in Sankt Augustin-Menden ist zu kurz für den RB 27, er muss verlängert werden
Und es gab auch Beobachtungen von Fahrgästen. „Der Bahnsteig hier in Menden ist zu kurz für den RB 27“, stellte ein Teilnehmer des Infoabends amüsiert fest. Der Zug rage immer über den Einstieg hinaus. Sülwold bestätigte dies. „Er wird verlängert, wenn der Umbau komplett fertig ist.“ Dann würden auch die Wetterschutzhäuschen, die ein Teilnehmer nach Ende des Abends gegenüber der Redaktion als „Sperrholzbruchbuden“ bezeichnete, erneuert.
Nach dem Ausbau des Schienennetzes sollen die S 13 und der RB 27 im 20-Minuten-Takt in Menden halten. Der RE 8 öffnet dann nicht mehr seine Türen in Menden, auch Güterzüge rauschen durch den Bahnhof. Deswegen sind die Gleise belegt. Weitere Spuren zur freien Durchfahrt wären eine Lösung. „Die sind aber nicht geplant“, erklärt Sülwold. Man könne zudem nicht Gleise durch den Bahnhof „auf Vorrat“ bauen, wenn es später doch noch realisiert werden sollte. Das Gesetz schreibe vor, dass „Infrastruktur nur so groß gebaut werden darf, wie sie aktuell gebraucht wird“, um den Landschaftsverbrauch zu minimieren.
Anwohner fordern, dass Lärmschutzwände in Sankt Augustin-Menden schnell gebaut werden
Der Lärm der Züge war Inhalt der Frage eines Anwohners am Fasanenweg. Die Häuser dort seien zum Teil nur zehn Meter von den Schienen entfernt gebaut. Er forderte, dass die schon genehmigte neue Lärmschutzwand schnell gebaut wird und nicht erst mit Fertigstellung des Bahnhofes Ende nächsten Jahres. „Wir werden das prüfen“, versprach Sülwold.
Nach Auskunft von InfraGo werden während einer fünfmonatigen Generalsanierung der rechten Rheinstrecke zwischen Troisdorf und Wiesbaden in der zweiten Jahreshälfte 2026 allein in NRW mehr als 15.000 Meter Gleis erneuert, über 50 Weichen ausgetauscht, und auf 16.000 Metern die Oberleitung ausgewechselt. Die Bahnhöfe Niederdollendorf, Königswinter, Rhöndorf und Bad Honnef entlang der Strecke werden modernisiert. Zusätzlich möchte die Bahn die gesamte Strecke mit moderner Leit- und Sicherungstechnik ausstatten sowie den Neubau der Eisenbahnbrücke an der Drachenfelsstraße in Königswinter vorantreiben.