Chronik der Brücke von RemagenKarl Busch aus St. Augustin rettete ein ganzes Dorf

Die Brücke von Remagen führte über den Rhein wurde am 15. August 1918 eingeweiht. Am 17.März 1945 stürzte sie jedoch unter der Belastung ein.
Copyright: Repro: Stefan Villinger
- Als Karl Busch als Luftwaffenhelfer einen Artillerieaufklärer sah, handelte er schnell.
- Rund 300 Zivilisten und Soldaten bangten in einem Tunneleingang um ihr Leben.
- Als einziger, der die englische Sprache beherrschte, konnte er alle retten.
St. Augustin – Obwohl Patrick Busch (51) die Geschichte der Brücke von Remagen schon als Kind Dutzende Male gehört hat, begriff er erst später deren Bedeutung. „Mein Vater hat das, was er erlebt hat, immer sehr nüchtern erzählt“, berichtet Busch. „Doch seine Taten haben nachweislich dazu beigetragen, dass der Krieg ein schnelleres Ende fand.“
Patrick Busch blättert durch die „Chronik der Brücke von Remagen“, nach dem Zweiten Weltkrieg angefertigt von seinem Vater Karl, der 2019 starb. Er war Augenzeuge bei der Einnahme der Ludendorff-Eisenbahnbrücke durch die US-Streitkräfte am 7. März 1945, dem Tag, der sich an diesem Samstag zum 75. Mal jährt.
Karl Busch war mit 16 Jahren Luftwaffenhelfer
Dabei kam Karl Busch eine bedeutende Rolle zu – und das im Alter von nur 16 Jahren. Als der junge Luftwaffenhelfer einen Artillerieaufklärer über dem Himmel seines Geburtsorts Erpel entdeckte, wurde ihm schnell klar, dass die Alliierten versuchen würden, die bis dahin unentdeckt gebliebene Brücke zu überqueren. Die Gleise der Brücke führen auf der rechten Rheinseite in einen Tunnel.

Karl Busch starb 2019.
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Die Deutschen, so erinnert sich Patrick Busch an die Erzählungen seines Vaters, hatten keine Wahl. Sie mussten die Überführung sprengen. Aber der Versuch missglückte, weil es an Sprengstoff mangelte. Rund 300 Zivilisten und Soldaten auf der Erpeler Rheinseite bangten in dem Tunneleingang um ihr Leben.
Ausweglose Lage der Deutschen erkannt
Die Situation spitzte sich zu. Neben Karl Buschs Familie befand sich ein mit Munition und Flugbenzin beladener Zug im Tunnel. Buschs Dorfnachbar Willi Feldens erkannte die ausweglose Lage der Deutschen: Mit einer weißen Fahne als Zeichen der Kapitulationsbereitschaft in der Hand lief er nach draußen. Doch er wurde von den US-Truppen erschossen.

Die Brücke von Remagen führte über den Rhein wurde am 15. August 1918 eingeweiht. Am 17.März 1945 stürzte sie jedoch unter der Belastung ein.
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„Du sprichst doch Englisch, geh raus und hol den Willi zurück“, flehte dessen Frau Karl Busch an. Als einziger Anwesender, der die englische Sprache beherrschte, verließ der Junge die Unterführung. „Stop firing“ („Stellt das Feuer ein!“), rief er den Amerikanern entgegen.
Busch brachte seinen toten Kameraden zurück zu dessen Frau
Tatsächlich folgten die Amerikaner der Aufforderung. Mit Einverständnis der amerikanischen Offiziere brachte Busch seinen toten Kameraden zurück zu dessen Frau. Dann stellte er sich als Dolmetscher zur Verfügung und ermöglichte so den friedlichen Abzug seiner Landsleute, die im Tunnel festsaßen. So verhinderte der junge Busch eine Eskalation und schrieb unfreiwillig Geschichte.

Christel und Patrick Busch beim Blättern in der Chronik über die Ereignisse, die Karl Busch zusammengestellt hatte.
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„Willi war der einzige Tote“, betont Patrick Busch. „Die Beteiligung meines Vaters an diesem historischen Ereignis und sein Mut erfüllen mich mit Stolz. Ich hätte mich als 16-Jähriger so etwas nicht getraut.“
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Auch Christel Busch, die Witwe Karl Buschs, des Helden von Remagen, erinnert sich noch an die Geschichten: Der US-Leutnant Karl Timmerman habe ihren Mann gelobt. „Gut gemacht, Junge“, hätten seine Worte nach der erfolgreichen Übergabe der deutschen Waffen an die Amerikaner gelautet.